Titel: Was können elektronische Wörterbücher leisten? Ein Evaluationsverfahren und seine Erprobung an englischen und deutschen einsprachigen Wörterbüchern auf CD-ROM. Dissertation. Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Personen:Schall, Natalia
Jahr: 2007
Typ: Hochschulschrift
Untersuchte Sprachen: Deutsch*German - Englisch*English
Schlagwörter: Benutzungsforschung*usage research
CD-ROM-Lexikografie*CD-ROM lexicography
einsprachige Lexikografie*monolingual lexicography
Wörterbuchkritik*dictionary criticism
URI: http://www.opus.ub.uni-erlangen.de/opus/volltexte/2007/701/
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Abstract: Gegenstand dieser Untersuchung sind elektronische Wörterbücher (kurz: EWs) und die Bestimmung ihrer Qualität. Im Mittelpunkt steht die Entwicklung und Erprobung eines entsprechenden Evaluationsverfahrens. Letztere erfolgt anhand acht einsprachiger (fünf englischer und drei deutscher) Wörterbücher auf CD-ROM, die aus renommierten Verlagshäusern in Großbritannien und Deutschland stammen: Cambridge, Collins, Longman, Macmillan, Oxford, Duden, Langenscheidt und Wahrig. Die Hauptthese dieser Arbeit lautet, daß sich die Qualität eines elektronischen Wörterbuchs aus drei Komponenten zusammensetzt: Das sind erstens die Qualität der lexikographischen Daten, zweitens die Ausprägung der Eigenschaften, die in Wörterbüchern durch das elektronische Medium zum Vorschein kommen (der sog. "medienspezifischen Eigenschaften") und drittens die Qualität der Umsetzung der Software (Benutzerfreundlichkeit). Da die erste Bewertungskomponente bereits gut erforscht ist und die dritte Komponente nicht zum Kompetenzbereich der Sprachwissenschaften, sondern eher zu dem der Informationswissenschaft gehört, wird in dieser Untersuchung das Augenmerk auf die Qualität der zweiten Bewertungskomponente, der medienspezifischen Eigenschaften eines elektronischen Wörterbuchs, gerichtet. Vor der Erarbeitung eines entsprechenden Evaluationsverfahrens erfolgt eine theoretische Auseinandersetzung mit dem Untersuchungsgegenstand. Demnach wird das EW als ein Nachschlagewerk zur Sprache in Form einer Computeranwendung für menschliche Benutzer definiert. Die Menge aller EWs zerfällt nach zwei Merkmalen "Gerätetyp" und "Datenspeicherort" in vier Haupttypen: E-Wörterbücher, E-Taschenwörterbücher, I(nternet)-Wörterbücher und I(nternet)-Taschenwörterbücher. Alle Testwörterbücher dieser Untersuchung gehören zum Typ "E-Wörterbücher". Das oben formulierte Forschungsvorhaben wird dann in folgenden Schritten durchgeführt: Zuerst werden die medienspezifischen Eigenschaften des EW detailliert beschrieben und auf deren Grundlage ein Katalog zusammengestellt, der 95 Bewertungskriterien, oder Anforderungen an die Qualität des EW, umfaßt. In Schritt zwei entsteht ein Leitfaden, d. h. eine festgelegte Abfolge von Aufgaben, die mit jedem Testwörterbuch ausgeführt werden müssen und unmittelbar an den Kriterienkatalog anknüpfen. Der Leitfaden dient dazu, auf die stets gleiche Weise empirische Daten zu den Testwörterbüchern zu gewinnen, um adäquate und vergleichbare Bewertungen zu jedem der 95 Kriterien abgeben zu können. Nach der Untersuchung und Bewertung der Testwörterbücher findet drittens die Auswertung der Ergebnisse statt, sowohl hinsichtlich der Qualität der getesteten E-Wörterbücher als auch der Verwendbarkeit des Evaluationsverfahrens. Die Auswertung erfolgt mit Hilfe von zwei Herangehensweisen: Zum einen werden alle Kriteriengruppen für alle Testwörterbuchs charakterisiert und miteinander verglichen, zum anderen werden zur Bewertung nur ausgewählte, für eine bestimmte Aufgabe wie z.B. Textrezeption oder -produktion spezifische Kriterien herangezogen. Eine wichtige Erkenntnis der Untersuchung war, daß die Bedeutung der prozentuellen (Durchschnitts-)Werte nicht zu überschätzt werden darf. Vielmehr sollte die Qualität der E-Wörterbücher differenziert, d.h. im Hinblick auf jede einzelne medienspezifische Eigenschaft, beurteilt werden. Im Laufe der Untersuchung wird festgestellt, daß das entwickelte Evaluationsverfahren durchaus praxistauglich ist und zur Bewertung von E-Wörterbüchern eingesetzt werden kann. Auf Basis des Kriterienkatalogs können außerdem weitere Bewertungsansätze erarbeitet werden, wie zum Abschluß dieser Untersuchung am Beispiel der aufgabenspezifischen Bewertung der EWs gezeigt wurde. Schließlich kann das Verfahren bei der Bewertung weiterer Typen der EWs zur Anwendung kommen, was nach geringfügigen Anpassungen von Kriterienkatalog und Leitfaden ohne weiteres möglich sein dürfte.