Desktop oder App: Smarte Zugänge zu hypermedialen Sprachauskunftssystemen
Öffentliches Symposium am IDS Mannheim am 28.09.2017
Hypermediale Sprachauskunftssysteme sind logisch strukturierte Informationsangebote im Internet, mit deren Hilfe sich Fakten und Zusammenhänge über natürliche Sprache zunächst speichern und anschließend einem breiten Nutzerkreis zur Verfügung stellen lassen. Eine wesentliche Motivation entspringt der Vision von einem zentralen Informations-Repository, das digitale, hypertextuell oder in einer Datenbank organisierte Inhalte multifunktional nutzbar machen kann. Populär ist in diesem Zusammenhang der Leitsatz „Write once, publish anywhere“, der das Bestreben hervorhebt, einmal niedergeschriebenes Wissen bei Bedarf ohne umfangreiche manuelle Nachbearbeitung für unterschiedliche Publikationskanäle zu verwenden. Ferner steht die Ausrichtung auf den individuellen Endanwender im Fokus, so dass linguistische Inhalte idealerweise für unterschiedliche Nutzergruppen und variable Benutzungssituationen (fundierte Untersuchung vs. Ad-hoc-Recherche etc.) aufbereitet und zur Verfügung gestellt werden.
Sprachauskunftssysteme sind ursprünglich zumeist für die Nutzung von ForscherInnen konzipiert, die am Desktop-Computer bzw. im Web-Browser mit digitalen Sprachressourcen interagieren. Doch darüber hinaus werden diese Ressourcen flexibel in Lehre, Ausbildung und Fremdsprachenstudium genutzt, oder einfach zum punktuellen Nachschlagen unterwegs. Zukünftige Entwicklungen und Relaunches dürften deshalb zunehmend auch Smartphone-Apps oder zumindest Designs für den mobilen Zugriff mit einplanen.
Mobile Anwendungen hängen in herausragendem Maße von der Qualität ihrer Benutzerschnittstellen ab. Kriterien sind hier - unter anderem - der Umgang mit der Bildschirmfläche und Kontrastfarben, die Konzeption von Benutzereingaben und Mausklicks/Tapps sowie die Reduzierung von Wartezeiten. Was auf dem Desktop vielleicht akzeptabel ist, führt im Mobilbereich schlimmstenfalls zur Unbrauchbarkeit.
Vor diesem Hintergrund möchte die Veranstaltung Forscher und Praktiker zusammenbringen, die linguistisch motivierte Online-Anwendungen konzipieren oder einsetzen, egal ob als Smartphone-App oder im Browser auf dem PC-Desktop. Angesprochen sind auch Projekte aus den Bereichen Crowdsourcing oder Citizen Science. Beiträge sollen aus der Nutzer- oder Entwicklerperspektive folgende – oder daran anknüpfende – Fragen thematisieren:
- Welche innovativen „smarten“ Zugänge zu linguistischen Inhalten sind wünschenswert und möglich (für Desktop und/oder mobile App)?
- Welche Formen der Visualisierung sind für welche Arten von Informationen sinnvoll (ggf. auch interaktive Explorationsformen)?
- Lassen sich typische Anwendungssituationen und Inhaltstypen unterscheiden, d.h. was ist sinnvoll für eine App, was für den Desktop-Browser?
- Wie lassen sich intuitive Einstiege (z.B. einfache Suchfelder) mit der Koordinierung komplexer, dahinter liegender Ressourcen verknüpfen?
- Wie können sprachwissenschaftliche Apps und Browserangebote generell nutzerfreundlich gestaltet werden bzw. wo liegen typische Fehlerquellen?
- Wo werden mobile Systeme bislang genutzt (Universität, Schule, ggf. von Übersetzern oder Journalisten), wie ist die Akzeptanz und was wünschen sich die Anwender?
- Mit welchen Strategien lassen sich Ideen und Rückmeldungen freiwilliger Teilnehmer sammeln und nutzbringend integrieren (Crowdsourcing, Crowdtesting)?
Programm 28.09.2017
09:45 – 10:00 | Ludwig M. Eichinger | Begrüßung | |
10:00 – 10:40 | Stefan Falke, Roman Schneider | Responsiv und mobil – Die Zukunft des grammatischen Informationssystems grammis | |
10:40 – 11:20 | Frank Michaelis, Carolin Müller-Spitzer | Back to Basics – Entwicklungsstrategien für ein wissenschaftliches Wörterbuchportal | |
Kaffeepause | |||
11:40 – 12:20 | Christoph Purschke | Citizen Science mit Lingscape – Methodische Chancen und Herausforderungen für die Erforschung visueller Mehrsprachigkeit | |
12:20 – 13:00 | Christian Lang, Karolina Suchowolec | Ein Informantenportal für Linguisten – methodische und terminologische Fragestellungen | |
Mittagspause | |||
14:00 – 15:00 | Hans Jürgen Heringer | Linguistisch basierte TrainingsApps | |
Kaffeepause & Postersession | |||
15:40 – 16:40 | Kathrin Kunkel-Razum, Thorsten Frank | Duden gedruckt, online und als App – Ein Blick in die internetlexikographische Werkstatt der Dudenredaktion | |
16:45 – 18:00 | Hans Jürgen Heringer, Kathrin Kunkel-Razum, Henning Lobin, Carolin Müller-Spitzer, Roman Schneider | Podiumsdiskussion "Sind linguistische Apps tatsächlich smart?" Moderation: Angelika Storrer |
Veranstaltungsort
Vortragssaal des Instituts für Deutsche Sprache (IDS), R5 6-13, D-68161 Mannheim [Plan] [Anfahrt]
Anmeldung
Die Teilnahme ist kostenfrei und ohne Anmeldung möglich.
Organisation und Kontakt
Die Veranstaltung wird organisiert vom Arbeitskreis Hypermedia der Gesellschaft für Sprachtechnologie & Computerlinguistik (GSCL), dem Projekt GRAMMIS II am Institut für Deutsche Sprache (IDS) und dem Lehrstuhl für Germanistische Linguistik der Universität Mannheim.
- Dr. Roman Schneider, Institut für Deutsche Sprache (IDS) Mannheim
- Prof. Dr. Angelika Storrer, Universität Mannheim