Wörterbuch zur Verbvalenz









abholen (Lesart 2)

Strukturbeispiel

jemand holt jemanden irgendwoher ab

Im Sinne von

[verhüllend] jemand bringt jemanden gegen seinen Willen irgendwoher von seinem Aufenthaltsortweg

Satzbauplan

K sub , K akk , ( K adv )

Beispiele

(1)
In der folgenden Nacht holten echte Milizionäre in Lyon acht Männer aus ihren Wohnungen ab. Den einzigen Nicht-Juden unter ihnen sortierte der Chef des Kommandos, der 30-jährige Paul Touvier, aus. (die tageszeitung, 17.03.1994, S. 3)
(2)
Seine Großmutter "Sara" Johanna Lewinski hat zwei Ecken weiter gewohnt, bis die Gestapo sie abholte und nach Auschwitz verschleppte. (Stern, 22.03.1990, S. 46)

Belegungsregeln

K sub : NP im Nom/ProP im Nom/GWS

K akk : NP im Akk/ProP im Akk/GWS

K adv : Ort (direktivisch)

      aus +Dat: Ausgangsort

(3)
In seinem Kopf wird das Drama aus den Jahren nach 1938 weitergespielt: Nachbarn werden aus ihren Wohnungen abgeholt, Juden drangsaliert und deportiert. (Salzburger Nachrichten, 01.04.1996; Endlich daheim im haßgeliebten Wien?)

Passivkonstruktionen

Werden-, selten Sein-Passiv

werden:
(4)
"Am 11. November 1942 wurde ich als 17-jähriger Azubi abgeholt und ins Jugend-KZ nach Moringen verfrachtet.", sagt Discher und seine Finger verkrampfen sich. (Hamburger Morgenpost, 18.11.2005, S. 10,11)

Anmerkungen

Das K adv wird selten realisiert.

abholen wird häufig im Werden-Passiv verwendet:

(5)
Zu den prägendsten Kindheitserlebnissen gehörte die Verhaftung seines Vaters, der 1951 während einer Familienfeier von der stalinistischen sowjetischen Geheimpolizei abgeholt wurde. (Berliner Zeitung, 16.09.2000, S. 6)