Bibliografie zur deutschen Grammatik

 


Eintrag

Titel
Zum Verhältnis von Sprachberatung und Kodifizierung: Das Beispiel www.grammatikfragen.de
Personen
Mathilde Hennig, Dennis Koch
Jahr
2016
Typ
Aufsatz
Verlag
Ort
Seiten
70 - 84
In
Die Kodifizierung der Sprache: Strukturen, Funktionen, Konsequenzen
Schlagwörter
Sprachanalyse
Abstract
Mit " In unseren Antworten auf Grammatikfragen.de wollen wir niemandem einen bestimmten Sprachgebrauch vorschreiben, sondern wir möchten dem Fragesteller bei der Entschei-dung für eine der möglichen Varianten behilflich sein, indem wir Daten und Fakten […] zusammentragen― (Löber 2011) umreißt Melanie Löber in Reaktion auf einen unzufriedenen Kommentar eines Nutzers zu gewinkt/gewunken das Selbstverständnis dieses linguistischen Angebots zur Klärung gramma-tischer Zweifelsfälle. Insofern ist das auf Grammatikfragen spezialisierte Sprachberatungsan-gebot nicht als Sprachkodex im Sinne von Klein (2014) intendiert. Allerdings – und das wis-sen wir spätestens seit Wolf Peter Kleins präzisierender Darstellung zum Begriffspaar ‗De-skription-Präskription' (2004) – ist das Deskriptionsbekenntnis eines linguistischen Autors einer grammatischen Beschreibung noch keine ausreichende Grundlage für die Einordnung einer Beschreibung als deskriptiv oder präskriptiv: Neben der Text-und Datendimension muss vor allem auch die Rezipientendimension berücksichtigt werden. Auch in seiner Sprachkodexdefinition weist Klein ja darauf hin, dass entscheidend ist, was als Norminstanz wahrgenommen wird. Mit unserem Beitrag verfolgen wir das Ziel einer Bestandsaufnahme der in den bislang ca. 1300 Redebeiträgen zu ca. 600 Grammatikfragen geäußerten Kodifizierungserwartungen. Wir erhoffen uns davon genauere Kenntnisse über die Diskrepanz zwischen unserem Deskripti-onsanspruch und den Kodifizierungserwartungen der Nutzer und hoffen, damit einen Beitrag zur Sprachkodexforschung leisten zu können. Im Gegensatz zu Grammatiken, die als abgeschlossene Nachschlagewerke nur eine sehr eingeschränkte Interaktion mit den Rezipienten ermöglichen, bietet eine interaktive Plattform wie Grammatikfragen.de uns die Möglichkeit, mehr über das erwartbare Präskriptionsbedürf-nis der Rezipienten zu erfahren. Die Nutzer der Seite werden ausdrücklich darum gebeten, ihre Fragen zu begründen. Außerdem nutzen sie teilweise auch die Möglichkeit einer Reakti-on auf eine gegebene Antwort. Da die Nutzer in diesen Beiträgen nicht selten persönliche Einschätzungen geben oder auch klar Stellung zu der von ihnen präferierten Variante bezie-hen, bietet es sich an, die persönlichen Anmerkungen neben den eigentlichen Fragen auf Hinweise zu den implizierten oder konkret formulierten Kodifizierungserwartungen zu untersuchen.

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