Bibliografie zur deutschen Grammatik

 


Eintrag

Titel
Verarmung oder Bereicherung der Schriftkultur? Zur Beschreibung und Interpretation der Übergangsformen zwischen Parataxe und Hypotaxe im gegenwärtigen Printjournalismus
Personen
Britt-Marie Schuster
Jahr
2008
Typ
Aufsatz
Periodikum
Deutsche Sprache
Zeitschrift für Theorie, Praxis und Dokumentation
ISSN
0340-9341
Seiten
146 - 175
Band
2
Schlagwörter
Koordination
Satzgefüge
Subordination
Abstract
In diesem Beitrag wird gezeigt, dass Übergangsformen zwischen Parataxe und Hypotaxe, die vorwiegend mit der gesprochenen Sprache assoziiert werden, im gegenwärtigen Printjournalismus, so in der politischen Berichterstattung von Der Spiegel, Die Zeit und STERN aus den Jahren 2005/6, keine Einzelerscheinung darstellen. Die einzelnen Formen werden klassifiziert, beschrieben und funktional interpretiert. Obwohl sie im Vergleich mit der politischen Berichterstattung in den 60er Jahren des 20. Jhs. deutlich zunehmen, handelt es sich, wie am Beispiel des politischen Essayismus gezeigt wird, nicht um eine neuartige Erscheinung, sondern um eine historisch tradierte Variante kommunikativen Schreibens, bei der die Ebene der grammatischen Wohlgeformtheit z.T. zugunsten der kommunikativen Gewichtung zurückgedrängt wird. Das Erstarken der Übergangsformen wird deshalb nicht als eine Reoralisierung gewertet, sondern als ein Hinweis auf eine Adaption bestimmter sprachlicher Techniken, die im schriftkulturellen Umfeld des Journalismus liegen und die, zwischen Nähe- und Distanztexten (i.S.v. Ágel/Henning 2006) positioniert, Bestandteil einer semi-oralen Vermittlungsvarietät sind. Die Einschätzung, ob wir es mit einer Verarmung oder Bereicherung der Schriftkultur zu tun haben, bleibt offen: Einerseits ist die Bereicherung von Informations- und Illokutionsstruktur begrüßenswert, andererseits scheint der Journalismus seine traditionelle Mittlerfunktion zwischen der privaten spontanen Schriftsprachlichkeit und der gehobenen Distanzsprachlichkeit partiell einzubüßen.

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