Bibliografie zur deutschen Grammatik

 


Eintrag

Titel
Übersetzungsspezifische oder mediationsbedingte Eigenschaften? Explizierung, Implizierung, Normalisierung und Shining-through am Beispiel von Verbzweitsatzkoordination mit Inversion in deutschen originalen und übersetzten Texten niederländischsprachiger Lerner
Personen
Geert Stuyckens
Jahr
2017
Typ
Aufsatz
Periodikum
Deutsche Sprache
Zeitschrift für Theorie, Praxis und Dokumentation
ISSN
0340-9341
Seiten
116 - 148
Heft
2/17
URI
https://www.dsdigital.de/DS.02.2017.116
Sprache(n)
Deutsch
Niederländisch
Schlagwörter
Koordination
Abstract
Dieser Artikel leistet einen ersten Beitrag dazu, die Lücke zwischen der Forschung zu den übersetzungsspezifischen Eigenschaften im Bereich der korpusbasierten Übersetzungswissenschaft einerseits und der Fremdsprachenerwerbsforschung andererseits zu überbrücken. Das verbindende Element ist die korpusbasierte Methodik. Insbesondere wird in der vorliegenden Studie untersucht, ob und inwiefern die Eigenschaften Explizierung und Normalisierung sowie ihre Pendants Implizierung und Shining-through, die als übersetzungsspezifisch gelten, eine Folge eines umfassenderen Phänomens der Sprachmittlung sein könnten, die verschiedenen Arten von Textvermittlung gemeinsam ist. Konkret werden nichtübersetzte deutsche Texte von Muttersprachlern, nichtübersetzte deutsche Texte von niederländischsprachigen Lernern und Texte, die niederländischsprachige Lerner aus dem Niederländischen ins Deutsche übersetzt haben, am Beispiel von Verbzweitsatzkoordination mit Inversion verglichen. Diese Koordinationskonstruktionen stellen eine häufige Fehlerquelle im Deutsch niederländischsprachiger Lerner dar. Die Ergebnisse zeigen, dass die Eigenschaften Shining-through und Explizierung tatsächlich mediationsbedingt sind, insbesondere im Hinblick auf die Konstruktion mit einem expliziten postverbalen zweiten Subjekt und einer expliziten Ähnlichkeitsbeziehung zwischen den Teilsätzen, weil diese Konstruktion unter niederländischem Einfluss im nichtübersetzten und im übersetzten Lernerdeutsch gleichermaßen auftritt. Im Widerspruch zur besagten Explizierungstendenz unterscheiden sich die beiden Lernervarietäten darin, dass über alle untersuchten Koordinationskonstruktionen hinweg das zweite Subjekt in der übersetzten Lernersprache impliziter ist als in der nichtübersetzten. Darüber hinaus gibt es eine schwache Normalisierungstendenz in Kombination mit Subjektimplizierung in der (nichtübersetzten) Lernersprache. Aus didaktischer Sicht sollte der Deutschunterricht niederländischsprachigen Lernern beibringen, den Gebrauch eines postverbalen zweiten Subjekts im Falle von referenzidentischen Subjekten zu unterlassen, auch wenn dies möglicherweise die Ähnlichkeitsbeziehung zwischen den Teilsätzen zu einer Kontiguitäts- oder Ursache-Folge-Beziehung verschieben würde. Im Falle von referenzverschiedenen Subjekten sollten Lerner entweder ein expletives es in die Anfangsposition des zweiten Teilsatzes einfügen oder aber das zweite Subjekt in diese Position vorrücken. Im Allgemeinen sollten Lerner ermutigt werden, möglichst präzise und behutsam mit (pro)nominaler Referenz umzugehen.

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