Bibliografie zur deutschen Grammatik

 


Eintrag

Titel
“Teuer war gestern und wir lieben billig”: Über Adjektive als Subjekte und Objekte im heutigen Deutsch
Personen
Bjarne Ørsnes
Jahr
2017
Typ
Aufsatz
Periodikum
Deutsche Sprache
Zeitschrift für Theorie, Praxis und Dokumentation
ISSN
0340-9341
Seiten
97 - 115
Heft
2/17
URI
https://www.dsdigital.de/DS.02.2017.097
Sprache(n)
Deutsch
Schlagwörter
Adjektiv
Subjekt
Abstract
Kanonischerweise werden Qualitätsadjektive wie teuer oder billig attributiv oder prädikativ verwendet, um einem anderen Referenten die betreffende Eigenschaft zuzuschreiben. Im heutigen Deutsch werden Qualitätsadjektive jedoch auch unflektiert als Subjekte, Objekte oder Komplemente einer Präposition verwendet, wie in teuer war gestern, wir hassen teuer oder der Verbraucher verlangt nach billig. In dieser Verwendung benennt das Adjektiv eine kontextuell entscheidende Eigenschaft, während der Träger dieser Eigenschaft mitverstanden wird. Der Aufsatz beschreibt diese Verwendung der Qualitätsadjektive und zeigt, dass die Konstruktion keine Ellipse darstellt. Vielmehr wird das Adjektiv als Name (und damit als Substantiv) reanalysiert, der eine Gattungsbezeichnung wie Eigenschaft oder Qualität benennt. Das Adjektiv verhält sich wie das zweite Glied einer explikativen Apposition, während die Gattungsbezeichnung kontextuell erschlossen werden muss (z.B. die Eigenschaft teuer oder die Qualität billig). Diese Analyse erklärt die syntaktischen Besonderheiten der Konstruktion und zeigt, dass sie parallel zu der Verwendung von Farbadjektiven in NP-Positionen ist (die Fußballmannschaft trägt rot). Zum Schluss wird die Konstruktion mit der Verwendung von Adjektiven als Komplementen von Modalverben verglichen: billig kann jeder mit der Bedeutung: jeder kann etwas anbieten, was billig ist. Hier wird das Adjektiv allerdings als Adverbial vom Modalverb syntaktisch lizensiert. Neu ist jedoch, dass Adverbiale der Art und Weise als Komplemente von Modalverben zugelassen werden.

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