Wörterbuch zur Verbvalenz









aussprechen (Lesart 1)

Strukturbeispiel

jemand spricht etwas aus

Im Sinne von

jemand bringt etwas sprachlich zum Ausdruck oder gibt etwas öffentlich bekannt; äußern

Satzbauplan

K sub , K akk

Beispiele

(1)
Er sprach seine Meinung offen aus.
(2)
Der junge Chef dankte allen, die gekommen waren, und sprach die Hoffnung aus, sie im nächsten Jahr wieder zu sehen. (Niederösterreichische Nachrichten, 24.11.2010)
(3)
Um komplizierte Änderungen der jeweiligen Gesellschafterverträge zu umgehen, solle der Rat Empfehlungen aussprechen, an die sich dann Unternehmen wie etwa GEW RheinEnergie halten sollten. (die tageszeitung, 04.12.2004, S. 1)
(4)
Sein Arbeitgeber, eine Firma der Textilbranche, sprach die Kündigung aus. (Mannheimer Morgen, 19.06.1987, S. 14)
(5)
Wegen der Steuerdelikte in Millionenhöhe können die Richter durchaus harte Freiheitsstrafen aussprechen. (Spiegel, 26/93, S. 101)

Belegungsregeln

K sub : NP im Nom/ ProP im Nom/ GWS

K akk :

      NP im Akk/ProP im Akk/GWS

      SK akk ohne Korrelat:

           dass-S:

(6)
Schließlich hat Oberbürgermeister Widder bereits deutlich ausgesprochen, dass sich die Zentralwäscherei wirtschaftlich tragen muss.(Mannheimer Morgen, 10.09.1985, S. 15)

           w-S:

(7)
Wir Schriftsteller konnten aussprechen, was viele fühlten aber nicht zu sagen wagten.(Spiegel, 16/94, S. 146)

Passivkonstruktionen

Werden-, Sein-Passiv

werden:
(8)
Während die wirtschaftlichen Interessen zumindest offen ausgesprochen werden, wird über die politischen geschwiegen. (die tageszeitung, 13.03.2001, S. 9)
sein:
(9)
Die Kündigungen sind zwar noch nicht ausgesprochen, aber alle rechnen damit.

Anmerkungen

Das SK akk wird meist in Form des w-S realisiert.

Ausdrücke wie Kündigung/Strafe/Verbot/Segen aussprechen werden in der Rechtssprache bzw. Kirchensprache verwendet. Die mit solchen Ausdrücken beschriebenen Handlungen haben dann rechtsverbindlichen o.ä. Charakter:

(10)
Noch bis zum morgigen 6. Januar ziehen Caspar, Melchior und Balthasar singend von Haus zu Haus, sprechen den Segen aus und bitten um eine kleine Spende für die Ärmsten dieser Welt. (Mannheimer Morgen, 05.01.2010, S. 19)