Wörterbuch zur Verbvalenz









entgegenfahren (Lesart 1)

Strukturbeispiel

jemand/etwas fährt jemandem/etwas entgegen

Im Sinne von

jemand/etwas nähert sich fahrend jemandem/etwas

Satzbauplan

K sub , K dat

Beispiele

(1)
Ich bin ihm mit dem Rad entgegengefahren.
(2)
Ein Funkstreifenwagen fuhr dem Demonstrationszug entgegen, um ihn aufzuhalten.
(3)
Am 24.November begibt sich der Hof nach Fontainebleau südlich von Paris, um Pius zu empfangen, dessen Ankunft für den nächsten Tag gemeldet worden ist. Napoleon fährt ihm einige Meilen entgegen. (Die Zeit (Online-Ausgabe), 02.12.2004, S. 88)
(4)
Ich fuhr also weiter der Ostsee entgegen. (die tageszeitung, 29.09.2001, S. 30)
(5) [indirekte Charakterisierung]
Der Forschungseisbrecher "Polarstern" fährt ab heute dem Sommer der Antarktis entgegen. (die tageszeitung, 07.11.2001, S. 24)

Belegungsregeln

K sub : NP im Nom/ProP im Nom/GWS

K dat : NP im Dat/ProP im Dat/GWS

Passivkonstruktionen

kein Passiv möglich

Anmerkungen

Mit einer PräpP [ mit +Dat] kann auf das Mittel [Fahrzeug [außer Flugzeug]] Bezug genommen werden:

(6)
Ich werde Heike mit dem Auto entgegenfahren und sie samt ihren Koffern und Taschen einladen.

Mit einer statischen PräpP [ auf +Dat/...] kann indirekt auf das Mittel [Fahrzeug [außer Flugzeug]] Bezug genommen werden:

(7)
Du könntest ihm auf dem Motorrad [bis zur Kreuzung] entgegenfahren.

entgegenfahren wird häufig im Part. II in Verbindung mit kommen verwendet:

(8)
Auf der Autobahn kam uns plötzlich ein Geisterfahrer entgegengefahren.

Gelegentlich wird mit entgegenfahren auf ein reziprokes Verhältnis Bezug genommen. Das K sub wird dann mit einer NP im Plural, einer Kollektivbezeichnung oder mehreren NPs und das K dat mit einem reziproken Pronomen [ sich [D]/ einander] belegt:

(9)
Die beiden Freunde fuhren sich/ einander entgegen und trafen sich an der Brücke.
(10)
Die Königspaare Königin Margrethe II. mit Prinz Henrik und König Carl XVI. Gustav mit Königin Silvia fahren einander im Zug entgegen, bis zur künstlichen Insel im Öresund. (Mannheimer Morgen, 29.06.2000; Tipps für Reisende)