Wörterbuch zur Verbvalenz









erwarten (Lesart 1)

Strukturbeispiel

jemand erwartet etwas

Im Sinne von

jemand hält das Eintreten von etwas für wahrscheinlich; rechnen mit

Satzbauplan

K sub , K akk

Beispiele

(1)
Wir hatten nichts anderes erwartet.
(2)
Ich hatte einen Ausruf der Freude erwartet, wie sie ihn immer tut, wenn ich sie anrufe. (Böll, Ansichten, S. 99)
(3)
Im Durchschnitt erwartet die Industrie ein Wachstum von 3,2 Prozent. (Zeit, 25.01.1985, S. 24)
(4) [indirekte Charakterisierung]
Der kleine Junge hatte zu Weihnachten ein Computerspiel und einen Walkman erwartet, bekam aber einen großen Baukasten und einen Fußball.
(5)
Der Wetterdienst erwartet für das Wochenende Kälte und Schnee.

Belegungsregeln

K sub : NP im Nom/ProP im Nom/GWS

K akk :

      NP im Akk/ProP im Akk/GWS

      SK akk ohne Korrelat:

           dass-S:

(6)
Ich hatte erwartet, dass sie sofort Ja sagen würde. (nach Böll, Ansichten, S. 239)

           Inf-S mit zu:

(7)
Wenn er allerdings erwartet hatte, damit Erstaunen und Bewunderung zu erregen, wurde er enttäuscht. (Grzimek, S. 81)

Passivkonstruktionen

Werden-, Sein-Passiv

werden:
(8)
Erwartet wird auch, dass Senat und BVG noch über die Wirtschaftlichkeit von Investitionen ins Bahn-Netz sprechen werden. (Berliner Zeitung, 17.03.2007, S. 20)
sein:
(9)
Da eine Mehrbelastung des Netzes erwartet war, hatte AOL 250 Millionen Dollar für die Erweiterung innerhalb der nächsten fünf Monate eingeplant. (Computer Zeitung, 30.01.1997, S. 22)

Anmerkungen

erwarten wird häufig in Verbindung mit lassen verwendet:

(10)
Draußen zogen nach dem herrlichen Junitag Wolkenfronten heran, die eine mittlere Sintflut erwarten ließen. (Pinkwart, S. 43)

erwarten wird häufig in den Passivkonstruktionen etwas ist zu erwarten/wie (nicht anders) zu erwarten verwendet:

(11)
Hagel ist zu erwarten. (Mannheim Morgen, 04.01.85, S. 23)
(12)
Es ist aber nicht zu erwarten, dass er sich damit zur Ruhe setzen wird. (Mannheimer Morgen, 20.07.1987, S. 20)
(13)
Er kam, wie (nicht anders) zu erwarten war, zu spät.

Häufig wird erwarten in dem Ausdruck etwas zu erwarten haben i.S.v. 'mit etwas rechnen müssen/können' verwendet:

(14)
Auch die jüngste Spende komme jenen Menschen zugute, für die der Landrats-Fonds gegründet wurde: Bürgern aus dem Kreis, die ohne eigenes Verschulden in finanzielle Not geraten sind und die keine anderweitige Unterstützung zu erwarten haben. (Rhein-Zeitung, 05.01.2006; Guten Morgen Reisen in die Vergangenheit)