Wörterbuch zur Verbvalenz









essen (Lesart 1)

Strukturbeispiel

jemand/etwas isst etwas

Im Sinne von

jemand/etwas nimmt etwas zu sich, um sich zu ernähren

Satzbauplan

K sub , ( K akk )

Beispiele

(1)
Kinder essen gerne Pommes frites.
(2)
Zum Frühstück hat der Junge erst Müsli gegessen, dann eine Scheibe Vollkornbrot mit Honig und zum Schluss noch einen Apfel.
(3)
Der kleine Junge wollte seine Suppe nicht essen.
(4)
Die junge Frau weist auf ihre angenehme Molligkeit und sagt: " Ich esse gern und trinke auch mal eine gute Flasche Wein." (nach Zeit, 27.02.1987, S. 45)

Belegungsregeln

K sub : NP im Nom/ProP im Nom/GWS

K akk : NP im Akk/ProP im Akk/GWS

Passivkonstruktionen

Werden-, Sein-Passiv

werden:
(5)
Spinat kann auch roh als Salat gegessen werden.
sein:
(6)
Die Pommes frites waren schon nach wenigen Minuten gegessen, während die Salzkartoffeln stehen blieben.

Anmerkungen

Häufig wird statt des K akk eine PräpP [ von +Dat] realisiert, mit der ausgedrückt wird, dass nur ein Teil der Nahrung zu sich genommen wird:

(7)
Obwohl die Kinder schon vom Nachtisch gegessen hatten, wollten sie noch eine Portion.
Diese PräpP kann auch in Verbindung mit einem quantifizierenden Ausdruck verwendet werden:
(8)
Unser Sohn hat viel/die Hälfte vom Apfelkuchen gegessen.
Der quantifizierende Ausdruck kann auch ohne die PräpP [ von +Dat] verwendet werden:
(9)
Anna hat heute einen ganzen Teller gegessen.

Gelegentlich wird statt des K akk eine PräpP [ an +Dat] realisiert, mit der betont wird, dass es sich bei der Nahrungsaufnahme um eine länger andauernde Handlung handelt. Meist kommt diese PräpP in Verbindung mit einer temporalen AdvP, NP im Akk oder PräpP [ seit +Dat/( von +Dat) bis-Gruppe/...] vor:

(10)
Seit einer Stunde/Eine Stunde isst der Kleine schon an seinem Brei.

Mit einer unflektierten AdjP kann die Nahrung charakterisiert werden:

(11)
Er isst die Suppe kalt.
Diese unflektierte AdjP kann auch verwendet werden, wenn das K akk nicht realisiert wird:
(12)
Viele Südländer essen gerne scharf.

Mit einer direktivischen PräpP [ aus +Dat/ von +Dat] kann auf das Gefäß bzw. auf den Ort, an dem sich die Nahrung befindet, Bezug genommen werden:

(13)
Paul isst die Beeren aus der Hand, die Suppe aus dem Topf, die Nüsse vom Teller und die Äpfel direkt vom Baum.

Zur Beschreibung der Nahrungsaufnahme von Tieren verwendet man meist fressen. Gelegentlich, vor allem bei Haustieren, verwendet man auch essen:

(14)
Renates Katze hat vor Kummer schon wieder nichts gegessen.

Der Umfang der Nahrungsaufnahme wird gelegentlich in Ausdrücken spezifiziert wie: [ugs] wie ein Spatz essen i.S.v. 'sehr wenig essen'; [ugs] wie ein Wolf essen i.S.v. 'sehr viel essen'; schlecht essen i.S.v. 'zu wenig essen'; gut essen i.S.v. 'ausreichend essen'.

(15)
Es gibt Kinder, die gut essen und welche, die schlecht essen.