Wörterbuch zur Verbvalenz









(sich [D]) leihen (Lesart 1)

Strukturbeispiel

jemand leiht (sich) etwas von jemandem für irgendwielange

Im Sinne von

jemand will etwas von jemandem irgendwielange zur Verfügung gestellt haben; sich borgen, sich ausleihen

Satzbauplan

K sub , K akk , ( K prp ) , ( K adv )

Beispiele

(1)
Sie haben (sich) auf drei Tage - so lange dauerten die Feierlichkeiten - von einer Mietwagenfirma einen großen Mercedes geliehen
(2)
Ich habe (mir) von einem Kollegen 25 Euro geliehen.
(3)
Auch Sachbücher kann man (sich) gegen eine geringe Leihgebühr von der Staatsbibliothek leihen.
(4)
Die Spielkonsole habe ich (mir) nur für eine Woche geliehen.
(5)
Die Stadt hat (sich) das Geld für den Umbau der Schule bei der Sparkasse geliehen.
(6)
Gerade bei Schillers idealistischer Vorstellung vom deutschen Nationalstaat liehen sich die Faschisten die Worte für ihre nationalistischen Vorstellungen vom Idealstaat. (nach Zeit, 28.03.1986, S. 5)
(7)
Auf der Insel können Urlauber (sich) einen Esel oder einen Wagen leihen.

Belegungsregeln

K sub : NP im Nom/ProP im Nom/GWS

K prp : von +Dat

(8)
Für ihr Abiturfest haben (sich) die Schüler vom Bauern einen Pferdewagen geliehen.

K adv : Zeit

      ab +Dat/(selten) +Akk/+AdvP: Anfangspunkt

(9)
Wir werden uns ab nächster Woche/ ab nächste Woche eine Bohrmaschine leihen und können dann mit den Renovierungsarbeiten anfangen.
(10)
Ich werde (mir) ab morgen einen PC leihen; wenn ich mit dem Gerät zurechtkomme, dann werde ich eins kaufen.

      bis-Gruppe: Endpunkt

(11)
Ich hab (mir) bis Ende des Monats in der Bibliothek ein paar Bücher geliehen.

      AdvP/[geh] auf +Akk/ für +Akk/ von +Dat/bis-Gruppe/selten NP im Akk: Zeitdauer

(12)
Ich habe (mir) kurz dein Mathematikbuch geliehen, du bekommst es gleich wieder.
(13)
Der Wagen wurde von Herrn Müller auf ein Wochenende geliehen, warum hat er ihn noch nicht zurückgebracht?
(14)
Die Kinder haben (sich) am Bahnhof für drei Tage, vom 1. bis zum 4. September, Fahrräder geliehen.
(15)
Wir haben (uns) den ganzen Tag ein Motorboot geliehen und sind damit zu der Insel gefahren.

Passivkonstruktionen

Werden-, Sein-Passiv

werden:
(16)
Um den ersten Gästen überhaupt einen Platz anbieten zu können, wurden Tische und Sessel kurzerhand von Nachbarn und Freunden geliehen. (Burgenländische Volkszeitung, 08.04.2009, S. 27)
sein:
(17)
Das Projekt braucht dringend Geld für neue Instrumente - die Geigen und Saz sind nur geliehen. (Hamburger Morgenpost, 22.03.2009, S. 10-1)

Anmerkungen

Das Reflexivpronomen wird häufig realisiert.

Im Passiv wird das Reflexivpronomen nicht realisiert.

Wird mit dem K akk auf einen Menschen Bezug genommen, so handelt es sich meist um eine Aushilfskraft, deren Arbeit bzw. Dienste zeitweilig in Anspruch genommen werden:

(18)
Wer (sich) Arbeiter leiht, muss sie auch versichern.

Auf eine weitere Person/Institution, zu deren Gunsten jemand sich etwas ausleiht, kann mit einer PräpP [ für +Akk] Bezug genommen werden. Diese PräpP kann auch zusammen mit dem Reflexivpronomen verwendet werden:

(19)
Der Vater hat (sich) bei der Bank Geld für seinen Sohn geliehen.

Statt mit dem K prp kann indirekt mit einer statischen PräpP [ an +Dat/ bei +Dat/ in +Dat/... ] auf denjenigen, der etwas zur Verfügung stellt, Bezug genommen werden:

(20)
Die Jugendgruppe hatte (sich) beim Pfarrer ein Zelt geliehen.
(21)
Man kann sich am Bahnhof Fahrräder leihen.
(22)
Hast du die die Bücher in/aus/bei der Stadtbibliothek geliehen?

Im Gegensatz zum Mieten, das nur gegen ein Entgelt möglich ist, kann man sich etwas gegen ein Entgelt [Leihgebühren, Zinsen] oder umsonst leihen:

(23)
Ich habe mir ein Fahrrad für 25 Euro am Tag geliehen.
(24)
Mama, kann ich mir deinen Wagen leihen?