Wörterbuch zur Verbvalenz









raten (Lesart 1)

Strukturbeispiel

jemand rät etwas

Im Sinne von

jemand errät oder schätzt etwas

Satzbauplan

K sub , ( K akk )

Beispiele

(1)
Im Märchen wagt der Held sein Leben, wenn er die Lösung nicht rät.
(2)
„Wo bist du gewesen?“ – „ Das rätst du nie!“
(3)
Wer gut ist und wer böse, in diesem Stück muss man nicht lange raten. (nach Mannheimer Morgen, 08.09.1995)
(4)
Der beste Hellseher ist der, der gut raten kann. (Euripides) (die tageszeitung, 22.08.2002, S. 13)

Belegungsregeln

K sub : NP im Nom/ProP im Nom/GES

K akk :

      selten NP im Akk/ProP im Akk [häufig definit]/GES

(5)
Henry, der Wirt, der hier seit 17 Jahren Flaschenbier und Eis verkauft, kann Flugzeugtypen anhand ihres Motorenlärms erraten. Rolf kann nicht so gut Flugzeuge raten. (nach die tageszeitung, 30.09.2004, S. 28)
(6)
„Weißt du, wer mich gestern besucht hat? Das rätst du nie!“ – „Tante Anna?“ – „Nein, das hast du falsch geraten.“

      SK akk ohne Korrelat:

           dass-S:

(7)
"Spielen Sie Ihre Vorzüge aus" steht auf dem kleinen Zettel. Aha!? "Ihr Wohlsein erlebt einen großen Aufschwung" - das liest der nächste Kollege nach dem Mittagessen in der Redaktion vor. Nun, man muss nicht lange raten, dass es Speisen vom Chinesen gab. (Braunschweiger Zeitung, 28.07.2007)

           ob-S:   

(8)
Zwei Spieler müssen raten, ob die Antwort stimmt oder nicht. (nach Mannheimer Morgen, 13.12.1995)  

           w-S: 

(9)
Scheinbar müssen die Spieler raten, welcher Gegner den Karo-König hat. (nach Mannheimer Morgen, 25.11.1995)
(10)
Rate mal, wo ich meine Brille gefunden habe?

Passivkonstruktionen

Werden-, Sein-Passiv

werden:
(11)
Das Ergebnis wurde von drei der Teilnehmer richtig geraten.
sein:   
(12)
Dieses Resultat ist geraten und nicht errechnet.

Anmerkungen

raten wird auch in dem Ausdruck dreimal darfst du raten als Ausdruck des Staunens oder der Ironie i.S.v. 'das ist doch klar, das liegt doch auf der Hand' verwendet:

(13)
Siehst du, sagte er, ihr Korb gleicht unserem aufs Haar, ein richtiger Hotelkorb, und dreimal darfst du raten, woher sie ihn haben. Glaubst du's wirklich, fragte ich. (S. Lenz: Motivsuche, (Dat. 1984), In: Werkausgabe in Einzelbänden, Bd. 16. - 1999, S. 209)