Wörterbuch zur Verbvalenz









rufen (Lesart 2)

Strukturbeispiel

jemand/etwas ruft jemanden/etwas irgendwohin

Im Sinne von

jemand/etwas lässt durch einen Anruf, eine Äußerung, ein Geräusch o.Ä. jemanden/etwas irgendwohin kommen

Satzbauplan

K sub , K akk , ( K adv )

Beispiele

(1)
Der Professor hat seine Assistenten in sein Büro gerufen, um mit ihnen über die neue Prüfungsordnung zu reden.
(2)
Der Vorstand hat die Abteilungsleiter zu einer außerordentlichen Besprechung gerufen.
(3) [indirekte Charakterisierung]
Ein Signalton ruft die Abgeordneten in den Plenarsaal.
(4) [indirekte Charakterisierung]
Die Glocke ruft die Mönche zur Kirche.
(5)
Wenn Ihr Nachbar in Urlaub ist und Ihnen fällt in seiner Wohnung etwas Verdächtiges auf, rufen Sie sofort die Polizei.
(6)
Herr Müller ist ohnmächtig geworden, rufen Sie schnell den Notarzt und einen Krankenwagen.

Belegungsregeln

K sub : NP im Nom/ProP im Nom/GES

K akk : NP im Akk/ProP im Akk/GES

K adv : Ort (direktivisch)

      in +Akk/ nach +Dat/ zu +Dat...: Zielort

(7)
Die Lehrerin hat den Schüler ins Klassenzimmer gerufen.
(8)
Mitten im Urlaub wurden wir nach Hause gerufen, weil unsere Mutter ins Krankenhaus eingeliefert wurde.
(9)
Es tut mir Leid, der Herr Doktor ist nicht zu Hause, er wurde zu einer Patientin gerufen.
(10)
Die Mutter hat die Kinder zum Essen gerufen.
(11)
Rund 11 500 Bürger sind in Bürstadt an die Urnen gerufen. (Mannheimer Morgen, 24.07.2002; Es geht um mehr als Sitze im Bundestag)

Passivkonstruktionen

Werden-, Sein-Passiv

werden:
(12)
Er saß den lieben langen Tag in einem Glaskasten, und wurde nur gerufen, wenn eine der Maschinen stillstand. (nach Zeit, 21.06.1985, S. 31)
sein:   
(13)
Der Arzt ist schon gerufen, der Krankenwagen kommt gleich.

Anmerkungen

Häufig wird mit einer NP im Dat bzw. einer PräpP [ für +Akk] auf den Nutznießer der Handlung Bezug genommen:

(14)
Ich rufe dir ein Taxi, der letzte Bus ist schon weg.

rufen  wird häufig in dem Ausdruck jemanden um Hilfe/zu Hilfe, selten zur Hilfe rufen verwendet:

(15)
Was liegt näher, als die Polizei um Hilfe zu rufen, wenn man sich bedroht fühlt. (Ullrich, S. 74)
(16)
Gegen die Dzungaren, die trotz ihres lamaistischen Glaubensbekenntnisses Klöster und Heiligtümer systematisch plünderten, riefen die Tibeter die Truppen des Mandschu Kaisers Kangxi zu Hilfe. (Zeit, 22.08.1997, S. 64)
(17)
Die Kinder waren in der Scheune eingesperrt und die Mutter rief die Nachbarin zur Hilfe, weil sie das Tor nicht allein aufkriegte.  

rufen  wird auch in dem Ausdruck Gott hat jemanden zu sich gerufen [verhüllend] i.S.v. ‘jemand ist gestorben’ verwendet.