Wörterbuch zur Verbvalenz









schicken (Lesart 2)

Strukturbeispiel

jemand schickt jemanden/etwas jemandem bzw. irgendwohin

Im Sinne von

jemand veranlasst jemanden/etwas, sich zu jemandem bzw. irgendwohin zu begeben

Satzbauplan

K sub , K akk , ( K dat / K adv )

Beispiele

(1)
Ich schicke Ihnen eine Patientin, bei der ich den Verdacht auf eine Hautallergie habe.
(2)
Man hat mich zu Ihnen geschickt.
(3)
Die Regierung der jungen chinesischen Republik von 1912 schickte Studenten nach Japan, weil es dort bessere Ausbildungsmöglichkeiten gab. (Zeit, 21.03.1986, S. 11)
(4)
Die Eltern wollen ihre Kinder nicht in einen Unterricht schicken, der in eine bestimmte Richtung geht. (die tageszeitung, 25.04.2000, S. 19)
(5)
Der Minister hat einen Stellvertreter zur Eröffnung der Ausstellung geschickt.
(6)
Wer hat Sie geschickt?
(7)
Nachbarn hatten fünf Minuten vor dem Anruf des Täters die Polizei über Lärm und Streitigkeiten in der Nachbarwohnung informiert. " Wir können aber nicht bei jedem Familienstreit sofort einen Wagen schicken", sagte Melcher. (Mannheimer Morgen, 26.03.2002)

Belegungsregeln

K sub : NP im Nom/ProP im Nom/GWS

K akk : NP im Akk/ProP im Akk/GWS

K dat : NP im Dat/ProP im Dat/GWS

K adv : Ort (direktivisch)

      ( von +Dat) auf +Akk/ nach +Dat/ in +Akk/ zu +Dat/...: (Ausgangsort) Zielort

(8)
Hanisch wurde von einem Krankenhaus ins nächste geschickt. (Hamburger Morgenpost, 18.07.2006, S. 13) 
(9)
Heute Morgen hat Wolfgang Braun sieben Mitarbeiter auf eine Baustelle geschickt. (Mannheimer Morgen, 04.03.1988, S. 41)
(10)
Nach Abschluss des Studiums will er sich ein Unternehmen suchen, das ihn für einige Jahre nach Asien schickt. (VDI Nachrichten, 24.03.2006, S. 23)
(11)
Darüber, ob SozialarbeiterInnen in die Familien geschickt werden, entscheidet eine Erziehungskonferenz. (die tageszeitung, 26.10.1999, S. 22)
(12)
Sie schickte den Jungen zum Bäcker, um Brötchen zu holen.

      über +Akk: Richtung

(13)
Man wird, ohne einen einzigen Soldaten über die Grenze schicken zu müssen, durch technische Operationen vom Heimatboden aus seinen Kriegsgegner tödlich treffen können. (Jaspers, S. 82)

Passivkonstruktionen

Werden-, Sein-Passiv

werden: 
(14)
Er gehört zu jener Generation, die von der Schulbank weg in Uniformen gesteckt und an die Front geschickt wurde. (Nürnberger Nachrichten, 21.05.2009, S. 14;)
sein:
(15)
Von wem sind Sie geschickt?

Bekommen-Passiv

(16)
Sie führt den Eingriff seit Jahren durch und bekommt auch von Pro Familia Berlin Patientinnen geschickt. (die tageszeitung, 30.03.1998, S. 3)
(17)
Schwerbeschädigte kriegen von der Sozialhilfestation eine Haushaltshilfe geschickt.

Anmerkungen

Wenn mit dem K adv der Zielort spezifiziert wird, kann schicken  i.S.v. ‘deportieren auf/nach’ verwendet werden:  

(18)
Inseln sind Fluchtorte und Verbannungsorte, auf Inseln schickt man Sträflinge. (Zeit, 07.06.1985, S. 46)
(19)
Es gibt in seiner Vergangenheit eine kriminelle Sache, für die er mit größter Wahrscheinlichkeit nach Sibirien geschickt worden wäre. (nach Th. Mann, Reden, S. 661)

Mit einer PräpP [ für +Akk/ zu +Dat] kann auf den Zweck Bezug genommen werden, zu dem jemand irgendwohin geschickt wird:

(20)
Während der chinesischen Kulturrevolution wurden diejenigen, die „den kapitalistischen Weg“ gingen, zur Umerziehung aufs Land geschickt. (Zeit, 23.08.1985, S. 2)

schicken  wird häufig in Verbindung mit dem Verb lassen verwendet:

(21)
Für dieses übergeordnete Ziel lässt er sich nach London und Madrid schicken. (Berliner Zeitung, 02.12.1998, S. 2)