Wörterbuch zur Verbvalenz









telefonieren (Lesart 1)

Strukturbeispiel

jemand/etwas telefoniert mit jemandem/etwas von irgendwoher

Im Sinne von

jemand/etwas führt per Telefon von irgendwoher ein Gespräch mit jemandem/etwas

Satzbauplan

K sub , ( K prp ) , ( K adv )

Beispiele

(1)
Die Entführer haben nicht von ihrer Wohnung aus, sondern aus einer Telefonzelle mit den Eltern des Kindes telefoniert.
(2)
1990 hat das Institut sehr viel mit der Akademie der Wissenschaften in Ostberlin telefoniert.
(3)
Ich telefoniere jede Woche einmal mit meinem Sohn in Boston. (Berliner Zeitung, 02.11.2000, S. 5)
(4)
Dann haben Sie also nichts Neues erfahren, als Sie mit Berlin telefoniert haben? (Pinkwart, S. 133)
(5)
Er hat häufiger vom Büro aus telefoniert.
(6)
Wer als LKW-Fahrer während seiner Arbeitszeit einen Verkehrsunfall verursacht, weil er während der Fahrt mit dem Handy telefoniert, muss für den Schaden haften. (Berliner Zeitung, 25.11.2000, S. 1)

Belegungsregeln

K sub : NP im Nom/ProP im Nom/GWS

K prp mit +Dat

(7)
Er telefoniert jeden Tag stundenlang mit seiner Mutter.

K adv : Ort (direktivisch)

      ( von +Dat) aus +Dat: Ausgangsort

(8)
Der Vater des NHL-Stürmers hatte von Landshut aus mit seinem Sohn im Krankenhaus telefoniert. (Mannheimer Morgen, 08.03.2004)
(9)
Noch aus dem Privathaus telefonierte Clinton mit Ägyptens Präsident Mubarak und reiste nach Washington, wo er die Telefondiplomatie fortsetzte. (Salzburger Nachrichten, 16.10.2000)

Passivkonstruktionen

Werden-Passiv: nur unpersönlich

werden: 
(10)
„Heute wird nicht mehr telefoniert!", brüllt der entnervte Vater.

Anmerkungen

Mit einer modalen AdvP [ bargeldlos, mobil o.Ä.] oder einer PräpP [ mit +Dat] kann auf die technische Durchführung des Telefonierens Bezug genommen werden:  

(11)
Viele junge Leute telefonieren jetzt bargeldlos.
(12)
Jeder dritte Acht-bis Neunjährige telefoniert nach einer Studie inzwischen mobil, bei den Zehn- bis Elfjährigen sind es zwei Drittel. (Mannheimer Morgen, 22.09.2008, S. 17)
(13)
In dieser Telefonzelle können Sie nur mit Telefonkarte telefonieren, in der nächsten Zelle auch mit Münzen.  

Häufig wird mit telefonieren  auf ein reziprokes Verhältnis Bezug genommen. Das K sub wird dann mit einer NP im Plural, einer Kollektivbezeichnung oder mehreren NPs belegt und das K prp nicht realisiert. Zur Verdeutlichung des reziproken Verhältnisses kann miteinander hinzugefügt werden:  

(14)
Es tut mir Leid, jetzt habe ich keine Zeit, aber wir telefonieren noch.
(15)
Die Geschwister telefonieren beinahe jeden Tag. (nach die tageszeitung, 18.02.2000, S. 15)
(16)
Oft telefonieren die beiden miteinander.
(17)
Am vergangenen Dienstag haben Merkel und Merz miteinander telefoniert. Es ging um die Frage nach dem Wahlkampfthema. (nach Berliner Zeitung, 23.10.2000, S. 3)

Gelegentlich wird telefonieren wie ein Kommunikationsverb verwendet und es wird mit einer direkten Rede oder einem Nebensatz auf dasjenige, worüber in einem Telefonat gesprochen wird, Bezug genommen:  

(18)
Die Literaturredaktorin telefoniert gerade mit einer Londoner Autorin: „Du schickst mir einen Artikel über Südafrika und Fotos aus Indien. Da kann doch etwas nicht stimmen!“.
(19)
Nach jedem Angriff der NATO telefoniere ich mit meiner Tochter, ob ihr oder den Kindern etwas passiert ist. (Frankfurter Rundschau, 04.05.1999, S. 31)