Frage von N. (11 Jahre)
Lieber N.,
vielen Dank für deine Frage über das Plusquamperfekt im Deutschen! Meinst du, dass diese Zeitform „am Aussterben ist“ oder ist sie bereits „tot“? Wir finden es zusammen heraus!
Erst einmal, was ist das überhaupt für eine Form und wofür dient sie im Deutschen: Das Plusquamperfekt (auch „Präteritumperfekt“ in der Duden-Grammatik und grammis genannt) ist eine zusammengesetzte Tempusform, die aus dem finiten Verb „haben“ oder „sein“ im Präteritum und dem Partizip Perfekt des Vollverbs gebildet wird (z.B. „Ich hatte es nicht gewußt.“ oder „Er war gestern abgereist.“). Neben dem Präteritum ist das Plusquamperfekt das erzählende Tempus im Deutschen. Deshalb kann man annehmen, dass das Plusquamperfekt als ein Signal für Vorzeitigkeit häufig in Büchern vorkommt, in denen die Handlung im Präteritum erzählt wird.
Dass diese Tempusform veraltet ist, widerlegen tausende Zeitungsbelege sowohl aus Deutschland als auch aus der Schweiz und Österreich. Hier habe ich für dich einen der neueren Zeitungsbelege aus dem Jahr 2021 ausgesucht, in dem es um Fußball geht:
Und das ist noch nicht alles: Soll ich Dir etwas verraten, was in der Schule nicht unterrichtet wird, weil es nicht zum Tempussystem des Standarddeutschen gehört? In der alltäglichen inoffiziellen mündlichen Kommunikation kann sogar das Doppel-Plusquamperfekt verwendet werden! Hast du solche Sätze schon mal gehört?
Dabei bildet das Hilfsverb „haben“ als „hatte gehabt“ eine sogenannte „Verbalklammer“, zusammen mit „eingeplant“, dem Partizip II des Vollverbs. Sprachwissenschaftler nennen solche Vergangenheitsformen „superkomponierte Formen“ oder auch „doppelte Perfektformen“. Verbreitet sind sie in den oberdeutschen Dialekten, aber auch in den ost- und westmitteldeutschen. Schriftsprachliche Verwendungen sind vergleichsweise (noch) selten. Hier sind zwei Zeitungsbelege:
Wenn du weitere Beispiele für das Plusquamperfekt und für „superkomponierte Formen“ suchst, wirst du hier fündig.