Wörterbuch zur Verbvalenz









denken (Lesart 2)

Strukturbeispiel

jemand denkt etwas

Im Sinne von

jemand meint oder nimmt in Folge bestimmter Überlegungen etwas an

Satzbauplan

K sub , K akk

Beispiele

(1)
Man soll nicht immer gleich das Schlimmste denken!
(2)
Das hätte ich nicht gedacht!
(3)
Offensichtlich denkt die Regierung, den Wählern seien weitere Einschränkungen der sozialen Leistungen zuzumuten.

Belegungsregeln

K sub : NP im Nom/ProP im Nom/GWS

K akk :

      NP im Akk/meist ProP im Akk/GWS

      SK akkohne Korrelat:

           dass-S:

(4)
Ich denke, dass es so geht.

           Inf-S mit zu:

(5)
Der Makler denkt, uns demnächst eine geeignete Wohnung anbieten zu können.

           ob-S:

(6)
Denkst du nicht manchmal auch, ob dies nicht alles Teil eines verrückten Experiments ist? (Zeit, 28.06.1985, S. 55)

           HS:

(7)
»Wir standen alle da und dachten, das ist ja krass«, sagt die junge Ärztin. (Die Zeit (Online-Ausgabe), 10.05.2012; Lob der Erfahrung)

           Dirr:

(8)
Wer denkt nicht bei überraschenden Begegnungen manchmal: " Das kann doch kein Zufall sein." (Spiegel, 52/94, S. 93)

Passivkonstruktionen

Werden-Passiv

werden:
(9)
Was wird nicht alles gesagt und gedacht!

Anmerkungen

Das K akk wird meist als SK realisiert.

Mit einer PräpP [ bei +Dat] kann auf den situativen Rahmen Bezug genommen werden:

(10)
Doch die Gnadenentscheidung wurde dem Verurteilten zehn Monate lang nicht mitgeteilt; zehn Monate lang saß er mit Ketten gefesselt in der Todeszelle, mußte bei jedem Geräusch auf dem Gang denken, er werde zur Hinrichtung geholt. (Frankfurter Allgemeine, 17.05.1997; Ein kleiner Schritt auf einem steinigen Weg)

denken wird auch in dem Ausdruck etwas zu Ende denken i.S.v. 'sich gedanklich gründlich mit den Konsequenzen von etwas auseinander setzen' verwendet:

(11)
Wenn man den Gedanken der Klimaveränderung zu Ende denkt, ist die Katastrophe unausbleiblich.

denken wird auch in den Ausdrücken bei sich [D] denken und im Stillen denken verwendet i.S.v. 'etwas meinen, ohne es zu sagen':

(12)
Siehe da, dachte ich bei mir, ich lebe in einem ganz besonderen Land. (Spiegel, 10/94, S. 192)

denken wird auch in vielen idiomatischen Wendungen verwendet wie z.B. [ugs] Dacht' ich's doch! i.S.v. 'es ist genau so wie ich angenommen hatte'; [ugs-salopp] Denkste! i.S.v. 'das ist ganz anders als du gedacht hast'; [ugs] Wo denkst du/denken Sie hin! i.S.v. 'da irrst du/irren Sie sich aber sehr'; Wer hätte das gedacht! [als Ausdruck der Verwunderung oder Anerkennung] i.S.v. 'das hätte niemand für möglich gehalten'.