Wörterbuch zur Verbvalenz









schreien (Lesart 3)

Strukturbeispiel

jemand/etwas schreit etwas

Im Sinne von

jemand äußert etwas mit lauter, schriller Stimme

Satzbauplan

K sub , ( K akk )

Beispiele

(1)
Er winkte zu dem rostigen Kahn rüber und schrie etwas. (nach Grass, S. 123)
(2)
Der Esel schreit „iah“.
(3) [indirekte Charakterisierung]
Die Leute rannten aufgeregt umher, eine Männerstimme schrie unverständliche Worte.
(4)
Er stieß das Mikrofon in die Höhe, er schrie, die Stimme brach ihm. (Johnson, S. 16)

Belegungsregeln

K sub : NP im Nom/ProP im Nom/GES

K akk :

      NP im Akk/ProP im Akk/GES/Zeichengruppe

(5)
Wenn man sich weh getan hat, schreit man unwillkürlich „au“ oder aua“.

      SK akk ohne Korrelat:

           dass-S:   

(6)
Mit wütender Stimme schrie der Nachbar, dass er uns wegen ruhestörenden Lärms verklagen werde.

           ob-S: 

(7)
Er schrie wütend, ob das unser Ernst sei.

           w-S: 

(8)
Ich hob die Hände und schrie noch, was einem einfällt, wenn man sich ergibt. (nach Zeit, 28.12.1984, S. 44)

           HS:   

(9)
Angesichts einer kaputten Welt wolle er nur seinen Spaß haben, schrie der Sänger auf Englisch. (nach Mannheimer Morgen, 07.07.1986, S. 24)

           Dirr: 

(10)
Das Stadion schrie wie aus einem Mund: „Tor! Tor!“
(11)
Da packte sie ihn am Arm, zerrte ihn vor und ihre Stimme schrie: „Weißt du denn nicht, wer das ist?“ (Stern, 15.10.1987, S. 71)

Passivkonstruktionen

Werden-Passiv

werden:
(12)
Die Situation eskaliert, wilde Flüche werden geschrien, Fäuste geschwungen, die ersten Tränen fließen.

Anmerkungen

Der sprachliche Ausdruck kann unterschiedliche syntaktische Ausprägungen haben.

schreien  wird häufig übertreibend mit kritischer Intention verwendet, um eine Äußerung als unangemessen laut zu charakterisieren:  

(13)
Schrei nicht so! Das ganze Restaurant kann dich ja hören!
In diesem Fall wird das K akk selten realisiert.

Der Stimmaufwand kann durch Ausdrücke charakterisiert werden wie [ugs] sich die Kehle/Lunge/Seele aus dem Hals/Leib schreien i.S.v. ‘sehr laut, angestrengt rufen’ und [ugs] aus voller Lunge schreien i.S.v. ‘sehr laut rufen’.