Wörterbuch zur Verbvalenz









verbieten (Lesart 1)

Strukturbeispiel

jemand/etwas verbietet jemandem/etwas etwas

Im Sinne von

jemand/etwas verlangt von jemandem/etwas , etwas zu unterlassen oder erlaubt jemandem etwas nicht

Satzbauplan

K sub , K akk , ( K dat )

Beispiele

(1)
Russel ärgert sich, dass sein Bruder ihm auch noch die Zigaretten verbietet. (nach die tageszeitung, 16.03.1995, S. 28)
(2)
Das Gesetz von 1950 verbietet den meisten Geschäften in England und Wales die Öffnung an Sonntagen. (Frankfurter Allgemeine Zeitung, 1993)
(3)
Aber wie soll man einem Vogel das Singen verbieten? (Mannheimer Morgen, 07.07.1998)
(4)
EU verbietet den Bauern die hochgiftigen Pestizide.(Rhein-Zeitung, 14.01.2009; EU )
(5)
Ein Halteverbotsschild verbietet hier das Ausladen der Waren.
(6)
Eine gesetzliche Bestimmung verbietet vergleichende Werbung.

Belegungsregeln

K sub : NP im Nom/ProP im Nom/GWS

K akk :

      NP im Akk/ProP im Akk/GWS

      SK akk mit fak. Korrelat es (stellungsbed.):

           dass-S: 

(7)
Die Eltern hatten verboten, dass das Mädchen die Oma besuchte. (nach Mannheimer Morgen, 04.03.1999)
(8)
Es ist daher zulässig, wenn ein Vermieter es im Mietvertrag ausdrücklich verbietet, dass Wildtauben gefüttert werden. (Mannheimer Morgen, 24.12.2009, S. 35)

           Inf-S mit zu

(9)
Der Mann wollte vor dem Verwaltungsgericht Braunschweig erreichen, dass das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit einem Agrarunternehmen verbietet, die gentechnisch veränderten Samen etwa 800 Meter von seinen Bienen entfernt auszusäen. (Nürnberger Nachrichten, 13.02.2009, S. 14)
(10)
Nach Angaben der Kreisverwaltung gilt im Landschaftschutzgebiet eine Verordnung aus dem Jahr 1990. Die verbietet es, "Hunde frei laufen zu lassen". (Die Rheinpfalz, 22.01.2010, S. 19)

K dat : NP im Dat/ProP im Dat/GWS

Passivkonstruktionen

Werden-, Sein-Passiv

werden: 
(11)
Der Frau wurde eine Wiedereinreise in die Bundesrepublik von den Behörden verboten. (nach Mannheimer Morgen, 31.08.1998)
sein: 
(12)
Krachmachen ist verboten, grillen hingegen erlaubt. (Nürnberger Nachrichten, 18.02.2009, S. 4)

Bekommen-Passiv

(13)
Die Sinti mussten von Ort zu Ort ziehen, bekamen die Rückkehr oft ganz verboten. (nach die tageszeitung, 23.07.1987, S. 8)
(14)
Ich krieg immer alles verboten!

Anmerkungen

Das SK akk wird meist in Form der Inf-S mit zu realisiert.

Häufig wird bei dem SK akk in Form des dass-S das K dat nicht realisiert, sondern im Nebensatz auf denjenigen Bezug genommen, von dem verlangt wird, etwas zu unterlassen:

(15)
Sie können nicht verbieten, dass wir dich lieben, dass wir für die Freiheit kämpfen, dass wir dich nicht vergessen. (die tageszeitung, 28.11.1986, S. 7)

verbieten  wird auch in dem Ausdruck jemandem das Haus verbieten i.S.v. ‘von jemandem verlangen, ein Gebäude nicht mehr zu betreten’ verwendet:

(16)
Der Schwager verbietet ihm wegen seines Verhaltens das Haus. (nach die tageszeitung, 31.08.1989, S. 11)

verbieten  wird auch in dem Ausdruck jemandem den Mund/[derb] das Maul verbieten i.S.v. ‘von jemandem verlangen, sich nicht zu äußern’ verwendet:

(17)
Wir lassen uns nicht mehr einsperren und den Mund verbieten. (Mannheimer Morgen, 09.12.2000)
(18)
Der Oberbürgermeister sagt, in Sachen Kulturreferent verbiete man ihm das Maul. (nach Süddeutsche Zeitung, 15.11.1997, S. 17)

verbieten  wird auch in dem Ausdruck jemandem das Wort verbieten i.S.v. ‘jemanden zum Schweigen bringen’ verwendet:  

(19)
Wenn die mir das Wort verbieten wollen, müssen sie sich eine gute Begründung einfallen lassen. (Frankfurter Rundschau, 02.03.1998, S. 4)