Wörterbuch zur Verbvalenz









verpassen (Lesart 5)

Strukturbeispiel

[ugs] jemand/etwas verpasst jemandem/etwas etwas

Im Sinne von

jemand/etwas lässt jemandem/etwas etwas zuteil werden

Satzbauplan

K sub , K akk , K dat

Beispiele

(1)
Die enttäuschten Fans wollten ihrer Mannschaft einen Denkzettel verpassen.
(2)
Die Koalition hatte ihrem Regierungschef einige Abstimmungsniederlagen verpasst.
(3)
Und sie verpasste dem Gemüse noch eine Prise Zucker, auch wenn’s nicht im Rezept steht, sondern ein Trick von Muttern ist. (die tageszeitung, 28.03.2000, S. 24)
(4)
Die Musik verpasst dem Streifen aus Stummfilmtagen eine choreographische Komponente. (nach Mannheimer Morgen, 08.03.1985, S. 22)
(5)
Da die vornehme Gesellschaft damals gerne in die Schweiz reiste, verpasste er seinem Hotel, das er 1885 am Kellersee eröffnete, kurzerhand den Namen "Holsteinsche Schweiz". (Burgenländische Volkszeitung, 02.07.2008, S. 18)
(6)
Gewitter verpassten dem Sommer eine Auszeit. (Mannheimer Morgen, 10.06.2000)
(7)
Ralf ist wütend geworden und hat dem Jungen eine kräftige Ohrfeige verpasst.

Belegungsregeln

K sub : NP im Nom/ProP im Nom/GWS

K akk : NP im Akk/ProP im Akk/GWS

K dat : NP im Dat/ProP im Dat/GWS

Passivkonstruktionen

Werden-Passiv

werden:
(8)
Außerdem stört ihn, dass dieses Modell den Schulen verpasst wird, ohne dass sie entscheiden können, ob es für sie überhaupt Sinn macht. (die tageszeitung, 16.03.2001, S. 25)

Bekommen-Passiv

(9)
Das Entree ist rot gestrichen und mit goldenen Lettern versehen, die Ausstellungsräume bekamen ein blasses Türkis verpasst. (die tageszeitung, 13.01.2010, S. 28)

Anmerkungen

Gelegentlich wird verpassen mit einem dass-S verwendet i.S.v. 'jemandem sagen, dass...' [um ihn zu tadeln]':

(10)
Die FDPler bekamen verpasst, dass sie als Karnevalisten bestimmt nicht mit Kamellen werfen, sondern eher mit Hotelgutscheinen. (Nürnberger Nachrichten, 10.02.2010, S. 10)
(11)
Jetzt hast du es ihm ganz schön verpasst, dass er ein Feigling ist.

verpassen wird auch in idiomatischen Ausdrücken verwendet wie:
[salopp] jemandem ein Ding/eine/eins/'n paar verpassen: jemanden ohrfeigen, schlagen;
jemandem einen Maulkorb verpassen: jemanden an der freien Meinungsäußerung hindern;
[ugs] jemandem eine Zigarre verpassen: jemanden zurechtweisen, tadeln.