Wörterbuch zur Verbvalenz









ziehen II (Lesart 6)

Strukturbeispiel

jemand zieht jemanden/etwas irgendwohin

Im Sinne von

jemand hält jemanden/etwas fest und holt ihn/es irgendwohin

Satzbauplan

K sub , K akk , K adv

Beispiele

(1)
Mit seinem elektrisch geladenen Kescher zog der Fischer gestern 13 verschiedene Fischarten aus dem Rhein. (Mannheimer Morgen, 02.07.1996)
(2)
Flavio zog sie sanft in seine Arme und küsste sie. (Larsen, S. 27)
(3)
Dann zog der Pilot sein U-förmiges Lenkrad zu sich, und wie im Aufzug geht’s ab nach oben. (Mannheimer Morgen, 17.08.1987, S. 15)
(4)
Kinder hatten den hilflos im Wasser treibenden Jungen entdeckt und an den Beckenrand gezogen, wo er vom Bademeister reanimiert wurde. (Rhein-Zeitung, 12.01.2010; Badeunfall mit schweren Folgen)

Belegungsregeln

K sub : NP im Nom/ProP im Nom/GWS

K akk : NP im Akk/ProP im Akk/GWS

K adv : Ort (direktivisch)

      auf +Akk/ nach +AdvP/...: Zielort

(5)
Als Kind konnte sich meine Schwester stundenlang damit beschäftigen, Perlen auf eine Schnur zu ziehen.
(6)
Der Mann zog die Kisten nach vorn und reichte sie hinunter. (nach Johnson, S. 109)

      aus +Dat/ von +Dat/...: Ausgangsort

(7)
Es gelang mir nicht, den Verletzten aus dem Auto zu ziehen.
(8)
Zurück in den Keller der Rechtsmedizin: Der Laie kennt die gekachelten Gänge und das Tuch, das vom Gesicht des Toten gezogen wird, aus Serien wie „Tatort“ oder „Quincy“. (Berliner Zeitung, 04.01.1999, S. 20)

Passivkonstruktionen

Werden-, Sein-Passiv

werden:
(9)
Ein Regionalzug hatte sich in einen Audi gebohrt, den Wagen 120 Meter vor sich hergeschoben - die Hamburger Familie K. wurde aus den Trümmern gezogen. (Hamburger Morgenpost, 04.01.2010, S. 6)
sein:
(10)
Es dauert sechs Wochen, bis die letzten Archivalien aus den Trümmern gezogen sind. (nach die tageszeitung, 20.04.2009, S. 13)

Anmerkungen

ziehen wird auch in vielen idiomatischen Wendungen verwendet, wie z.B.
jemanden in seinen Bann ziehen i.S.v. 'jemanden faszinieren';
etwas an Land ziehen i.S.v. 'etwas in seinen Besitz bringen';
[ugs] jemanden über den Tisch ziehen i.S.v. 'jemanden bei Verhandlungen übervorteilen, betrügen'.