Sonderfälle

Der Konjunktor denn

In vielen Lehrwerken und Übungsgrammatiken für Deutsch als Fremd- und Zweitsprache wird auch der Konjunktordenn als grammatisches Element zur Beschreibung von Ursache-Folge-Relationen präsentiert. So finden wir Beispiele wie:

(1) Wir gehen fort, denn das Wetter ist schön. (Helbig/Buscha: Deutsche Grammatik. Ein Handbuch für den Ausländerunterricht. Langenscheidt 2011, S. 392)

Der Satz (1) folgt dem Schema "Ereignis B ist die Ursache von Ereignis A" - s. dazu die Seite Ereignisse begründen. Wir können auch sagen:

(2) Wir gehen fort, weil das Wetter schön ist.

Im Vergleich zum Subjunktorweil ist der Konjunktor denn leichter zu verwenden. Genauso wie und, aber, oder kann er Hauptsätze verbinden und verlangt keine Stellung des Verbs in die letzte Position. Deswegen wird er in vielen Lehrwerken direkt am Anfang präsentiert und später kommen Kausalsätze mit Subjunktoren wie weil, die grammatisch komplexer sind.

Die Sätze (1) und (2) sind inhaltlich identisch, aber der Konjunktor denn und der Subjunktor weil sind nicht immer austauschbar. Wir können zwar sagen:

(3) Person A: Warum gehen wir fort? – Person B: Weil das Wetter schön ist.

Wir können aber nicht sagen:

(4) Person A: Warum gehen wir fort? – Person B: *Denn das Wetter ist schön.

Nur Kausalsätze mit weil können die Frage „Warum?“ beantworten und dabei auch allein stehen. Das hat damit zu tun, dass Ereignis B, d.h. die Folge in der Ursache-Folge-Relation, bereits bekannt ist. Wenn Person A die Frage „Warum gehen wir fort?“ stellt, weißt sie schon, dass eine gruppe von Leuten fortgeht. Ihr fehlt nur der Grund dafür. Ereignis B ist ihr also bekannt.

Eine Antwort wie in (4) wäre dagegen ungrammatisch. In einer Satzverbindung mit denn müssen sowohl die Folge-Information als auch die Ursache-Information als neue, unbekannte Informationen dabei sein:

(5) Person A: Was machen wir? – Person B: Wir gehen fort, denn das Wetter ist schön.

Als Person A die Frage stellt, weiß sie noch nicht, dass die Gruppe fortgeht. Ereignis B ist für sie also eine neue, unbekannte Information. In diesem Fall können wir den Konjunktor denn verwenden.

Schauen wir uns noch ein Beispiel aus einem Leserbrief an:

(6) Bildung kostet Geld, es muss in die Hand genommen werden. Ich wünsche mir, dass Sie darüber fair und sachlich berichten, denn das ist Ihr Auftrag als Tageszeitung. (Die Rheinpfalz, 20.06.2009. S. 60)

Ein Leser hat die Zeitungsredaktion angeschrieben und einen Wunsch geäußert. Für die Redaktion ist der Wunsch des Lesers (Ereignis B) eine neue Information. Der Leser hat keinen Grund zu denken, dass die Redaktion seinen Wunsch schon kennt. Deswegen begründet er seinen Wunsch durch den Konjunktor denn. Theoretisch könnten wir hier auch einen Kausalsatz mit weil verwenden:

(7) Ich wünsche mir, dass Sie darüber fair und sachlich berichten, weil das Ihr Auftrag als Tageszeitung ist .

Ein Satz wie (7) würde allerdings heißen: Die Redaktion weiß bereits, was sich der Leser wünscht, und nun erklärt der Leser den Grund für seinen Wunsch. Das würde nicht zum Kontext passen.

Wir dürfen nicht vergessen, dass Sprechen und Schreiben Formen der Kommunikation sind, also mehrere Personen als Kommunikationspartner beteiligt sind. Wenn wir etwas schreiben oder sagen, tun wir das für einen Empfänger (einen Hörer, einen Leser usw.). Nicht alles, was wir schreiben oder sagen, ist für den Empfänger neu. Das müssen wir in unseren Formulierungen beachten. Zusammenfassend:

Wir verwenden den Konjunktor denn, wenn zwei Ereignisse in einer Ursache-Folge-Relation stehen und das Folge-Ereignis für den Empfänger eine neue Information ist.

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