Sieht man von schulmeisternden Sonntagsreden ab, kann man wohl davon ausgehen, dass die Bemühung um grammatische Richtigkeit in Rede und Schrift nicht gerade zu den zentralen Zielen unseres gesellschaftlichen Lebens zählt, und im großen Ganzen scheint uns diese Haltung auch nicht in Schwierigkeiten zu bringen. Wichtig ist doch vor allem, was man zu sagen hat, und wenn das einiges Gewicht hat, wird keiner sich ernstlich mit kleinen Formfehlern aufhalten.
Ab und an kommt man freilich in eine Lage, in der sehr wohl registriert wird, wie man schreibt oder spricht, und dann möchte man möglichst den Eindruck vermeiden, man beherrsche die Sprache, derer man sich bedient, nicht so recht. Was tun, um sich jetzt zu vergewissern, dass einem keine Fehler unterlaufen sind? Man könnte zu einer Grammatik greifen, aber dabei zeigt sich sehr bald, dass gerade jene Sprecher und Schreiber, denen solche Hilfe besonders nützen könnte, die größten Schwierigkeiten haben, sich in Grammatiken zurechtzufinden.
Das Kreuz mit Grammatiken ist, dass sie so recht nur zu nutzen sind, wenn man bereits einen Grundkurs in Grammatik absolviert hat, weil dabei Kenntnisse vorauszusetzen sind, die selbst kompetente Sprachteilhaber nicht schon aufgrund ihrer Sprachbeherrschung mitbringen. Dieser Missstand ist keineswegs ausschließlich darauf zurückzuführen, dass die Verfasser von Grammatiken eine Vorliebe für eine Ausdrucksweise haben, die für Laien schwer verständlich ist. Tatsächlich können Grammatiken gar nicht einfach sein, denn sie müssen versuchen, die sehr komplexen Ausdrucksmöglichkeiten, die eine Sprache bietet, in ein System von Regeln zu fassen, und das lässt sich nur erreichen, wenn man in dieser oder jener Weise die Vielfalt möglicher Formen durch Zuordnung zu abstrakten Kategorien und Klassen systematisiert.
Nun ist bei allem Verständnis für die prinzipiellen Schwierigkeiten grammatischer Beschreibungen nicht davon auszugehen, dass alle, die ein grammatisches Problem haben, die Zeit und die Lust mitbringen, sich erst einmal grundsätzlich in Theorien grammatischer Sprachbeschreibung einzuarbeiten. Um ihnen nicht ganz den Zugang zu grammatischer Hilfestellung zu versagen, muss deshalb ein Weg gefunden werden, bei dem anzusetzen, wozu jeder Sprachfähige immer schon in der Lage ist, und das ist die Fähigkeit zu erkennen, dass mehrere Erscheinungen gleicher oder zumindest ähnlicher Art sind.
Die Grammatik in Fragen und Antworten sucht diese elementare Fähigkeit zu nutzen, indem sie Hauptschwierigkeiten und Zweifelsfälle der deutschen Sprache in Form einfacher Fragen exemplarisch aufgreift. So kann etwa eine Frage wie "Anfang diesen Jahres" oder "Anfang dieses Jahres"? zur Klärung von Problemen mit der Flexion von Demonstrativ-Artikeln führen und, wenn man sich grundsätzlicher informieren will, auch noch weiter zu allgemeinen Betrachtungen der Flexion von Artikeln und Adjektiven.
Unser Angebot möchte zu allen aufgelisteten Fragen empirisch gestützte Antworten in Form kurzer Glossen anbieten. Diese sollen die exemplarisch angesprochenen Phänomene in übergreifende Zusammenhänge stellen und dabei behutsam die unvermeidlichen grammatischen Kategorisierungen einführen.