Passivfähigkeit bei werden- und sein-Passiv
Passivfähigkeit kennt kein Entweder-Oder. Sie ist ein Phänomen mit Abstufungen. Fasst man werden- und sein-Passiv unter den Aspekten Agentivität bzw. Kausativität des Subjekts und Transformativität/Telizität des Verbs zusammen, zeigen sich diese Abstufungen:
- zentraler Typ
Verb: [+telisch-transformativ]
Subjekt: [+kausativ, +agentiv interpretierbar]
typische Verben: fällen, zerstören, beleben - gradierter Typ 1
Verb: [-telisch-transformativ]
Subjekt: [-kausativ, +agentiv]
typische Verben zum Teil sein-Passiv-fähig: suchen, bewachen, beobachten, fördern, pflegen - gradierter Typ 2
Verb: [-telisch-transformativ]
Subjekt: [-kausativ, +agentiv interpretierbar]
typische Verben nicht sein-Passiv-fähig: grüßen, anblicken, ohrfeigen - gradierter Typ 3
Verb: [+telisch-transformativ]
Subjekt: [+/-kausativ, +/-agentiv interpretierbar]
typische Verben nur bei Verwendungen mit der Belegung [+kausativ, +agentiv] passivierbar: ärgern, begeistern, erregen - gradierter Typ 4
Verb: [+/-telisch-transformativ]
Subjekt: [+/-kausativ, +/-agentiv interpretierbar]
typische Verben in beiden Verwendungsweisen passivierbar, nicht-transformativ-nicht-kausative Verwendung erscheint als metonymische Übertragung der transformativ-kausativen, die transformativ-kausative ist kontextuell präferiert: verbinden, trennen, bedecken, teilen - nicht-passivierbar, Typ 1
Die Verben denotieren symmetrische Relationen: gleichen, ähneln - nicht-passivierbar, Typ 2
Verb: [+/-telisch-transformativ]
Subjekt: [-kausativ, -agentiv]
typische Verben: schulden, haben, bekommen, erhalten - nicht-passivierbar, Typ 3
Verb: [+/-telisch-transformativ]
Subjekt: [-kausativ, -agentiv]
typische Verben:- gelingen, unterlaufen, entfallen, passieren (sein-Perfekt, ergative Verben)
- fehlen, belieben, gefallen, gehören, schmecken, guttun (haben-Perfekt)