Ausdruckskategorien und Ausdrucksformen

Gegenstand der nachfolgenden Betrachtungen sind Ausdruckseinheiten, die als Ganzheiten - gewissermaßen als Bausteine oder Fertigteile - Funktionen in komplexeren sprachlichen Einheiten übernehmen. Prinzipiell handelt es sich um Ausdruckseinheiten jeder Komplexitätsstufe: von Morphem über Wort, Phrase und Satz bis hin zum ganzen Text.

Ausdruckseinheiten lassen sich aufgrund ihrer semantischen, funktionalen und formalen Charakteristika bestimmten Ausdruckskategorien zuordnen.

So etwa werden Freund der Wortart Nomen und mein alter Freund dem Phrasentyp Nominalphrase zugerechnet. Dabei ist zu beachten, dass bestimmte Ausdruckseinheiten trotz partiell verschiedener Form und verschiedener syntaktischer Funktion gemeinsam ein Paradigma bilden können: Dies ist der Fall sowohl bei unterschiedlichen Realisierungen eines flektierbaren Wortes wie:

(1) Freund, Freundes, Freunde usw.

als auch bei unterschiedlichen Realisierungen einer auf einem flektierbaren Wort aufbauenden Phrase wie:

(2) mein alter Freund, meines alten Freundes, meine alten Freunde usw.

Ausdruckseinheiten wie in (1) oder in (2) stellen dabei zusammengehörende Ausdrucksformen dar, die unter einer Nennform wie Freund oder mein alter Freund zusammengefasst meist ein und derselben Ausdruckskategorie zugeordnet werden.

Einer Ausdruckskategorie können Ausdruckseinheiten unterschiedlicher Komplexität angehören. So handelt es sich bei jedem der folgenden Beispiele um eine Nominalphrase:

(3) mein Freund
(3a) mein alter Freund
(3b) mein guter alter Freund
(3c) mein guter alter Freund aus Studientagen
(3d) mein guter alter Freund aus Studientagen, den ich seit Jahren nicht mehr getroffen hatte
(4) Heidelberg
(4a) Heidelberg am Neckar
(4b) das alte Heidelberg am Neckar
(4c) das alte Heidelberg am Neckar, das schon Hölderlin in höchsten Tönen pries

Die Ausdruckseinheiten (3)-(3d) und (4)-(4c) bauen alle auf der Wortart Nomen (konkret der kleineren Ausdruckseinheit Freund bzw. Heidelberg) auf, sie können in aktuellen Sätzen prinzipiell gleiche syntaktische Funktionen übernehmen und werden nach gleichen Prinzipien flektiert. Somit weisen sie grundsätzliche semantische, funktionale und formale Gemeinsamkeiten auf, die es erlauben, sie als verschiedene Ausdrucksformen derselben Ausdruckskategorie zu betrachten.

Zum Schluss ist noch darauf hinzuweisen, dass auch einige Ausdruckskategorien behandelt werden, die sich nur funktional bestimmen lassen. Sie liegen damit teilweise quer zu anderen Ausdruckskategorien (vgl. Funktionale Klassen quer zu den Wortarten). So ist etwa Konnektor als spezifische Satzverknüpfungseinheit definiert. Beispiele (5)-(7) zeigen, dass diese Ausdruckskategorie dabei durch Elemente verschiedener Wortarten realisiert werden kann:

(5) Sie haben nichts gespart, und keine Bank will ihnen Geld leihen. (Junktor)
(6) Ein Reifen war geplatzt. Deshalb geriet der Wagen ins Schleudern. (Adverb)
(7) Zu Weihnachten trifft sich die ganze Familie, auch Oma wird kommen. (Partikel)

Die Ausdruckskategorien und Ausdrucksformen werden in folgenden Informationseinheiten detailliert behandelt:

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