Nominalphrasen unter formalem Aspekt

Nominalphrasen sind als Ausdruckseinheiten definiert

  • über spezifische Möglichkeiten, sie aus bestimmten - ihrerseits formalen - Ausdruckseinheiten zusammenzusetzen, typischerweise aus einem Artikel und einem Nomen als lexikalisch bestimmendem Element, dem "lexikalischen Kopf" vor und hinter dem bestimmte Attribute situiert sein können;
  • über die syntaktischen Funktionen, in denen sie eingesetzt werden können - als Komplement- und Supplementausdrücke, als Bestandteile von Präpositionalphrasen, als Attribute und Appositionen;
  • über die Art und Weise, in der sie in diesen Funktionen in übergeordnete Strukturen eingebunden werden können - je nach Funktion in bestimmter Flexionsform
  • .

Auch wenn der Bau von Nominalphrasen auf den ersten Blick wenig mit dem Bau ganzer Sätze gemein zu haben scheint, zeigen sich darin doch weitreichende Entsprechungen mit deren Bau: Was im Satz als Prädikatsausdruck, als Komplement oder Supplement realisiert ist, kann - in Verbindung mit geeigneten Nomina - in Attributen eine mehr oder weniger eindeutige Entsprechung haben:

Der Kläger behauptet, dass der Beklagte ihn wissentlich geschädigt habe.
Die Behauptung des Klägers, dass der Beklagte ihn wissentlich geschädigt habe, ...
Ludwig war in solchen Angelegenheiten ausgesprochen routiniert.
Ludwig als ausgesprochener Routinier...

Solche Entsprechungen sind darauf zurückzuführen, dass mit Nominalphrasen in bestimmter Hinsicht dieselben Leistungen zu erbringen sind wie mit der propositionalen Komponente von Sätzen: Zwar dienen Nominalphrasen nicht dazu, das Bestehen von Sachverhalten festzustellen oder zu erfragen, doch für einen wesentlichen Aspekt ihrer semantischen Leistung, die Bestimmung von Redegegenständen, werden Informationen derselben Art gebraucht wie für Aussagen und Entscheidungsfragen.

Wenn die Gemeinsamkeiten zwischen Nominalphrasen und Sätzen nicht augenfällig sind, dann liegt das vor allem daran, dass sie sich in drei wesentlichen Punkten unterscheiden:

  1. Nominalphrasen fehlt formal wie inhaltlich, was beim Satz dessen Modus bestimmt, also ihn etwa zum Aussage- oder Aufforderungssatz macht.
  2. In Nominalphrasen tritt zur Bestimmung einer Sachlage als weitere inhaltliche Komponente eine Vergegenständlichung: etwas, das so ist, wie beschrieben. Ganz deutlich wird dies bei Nominalphrasen, bei denen dem Artikel diese semantische Funktion zukommt.

Um die Darstellung der vielfältigen formalen Eigenschaften von Nominalphrasen überschaubar zu halten, wird sie nachfolgend thematisch geordnet:

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Autor(en)
Bruno Strecker
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