Verbalkomplex

Der Verbalkomplex ist die typische Realisationsform des Prädikats und gehört als solche neben Komplementen und Supplementen zu den primären Komponenten des Satzes.

Er besteht aus einer finiten Verbform (Beispiel (1)) oder aus mehreren Verbformen, von denen eine finit ist. Im letzteren Fall, der eigentlich erst die Bezeichnung Verbalkomplex rechtfertigt, wird eine infinite Verbform oder eine Gruppe infiniter Verbformen durch ein finites Hilfsverb oder Modalverb zum Verbalkomplex vervollständigt (Beispiele (2)-(18)). Der Verbalkomplex erscheint dabei bis an die Grenze der Verständlichkeit ausbaubar. Das finite Hilfsverb oder Modalverb ist in Verberst- und Verbzweitsätzen oft durch andere Satzelemente vom Rest des Verbalkomplexes getrennt (Beispiele (2)-(13)), der in der Regel am Ende des Satzes steht. In Verbletztsätzen steht das finite Hilfsverb oder Modalverb meist am Ende des Verbalkomplexes (Beispiel (14), zu Abweichungen wie in (15) und (16) vgl. Abfolgeregularitäten im rechten Satzklammerteil):

(1) Hans schreibt gerade den Brief.
(2) Hat Hans gerade den Brief geschrieben?
(3) Hans wird gerade den Brief schreiben.
(4) Hans muss gerade den Brief schreiben.
(5) Hans wird bis morgen den Brief geschrieben haben.
(6) Hans muss gerade den Brief geschrieben haben.
(7) Hans hat gerade den Brief schreiben müssen.
(8) Hans wird bis morgen den Brief geschrieben haben müssen.
(9) Der Brief wird gerade (von Hans) geschrieben.
(10) Der Brief ist gerade (von Hans) geschrieben worden.
(11) Der Brief wird gerade (von Hans) geschrieben werden.
(12) Der Brief muss gerade (von Hans) geschrieben werden.
(13) Der Brief wird bis morgen (von Hans) geschrieben worden sein.
(14) ... weil der Brief bis morgen (von Hans) geschrieben worden sein muss.
(15) ... weil der Brief gerade (von Hans) hat geschrieben werden müssen.
(16) ... weil der Brief bis morgen (von Hans) wird geschrieben worden sein müssen.

Die Hilfsverben sein, haben und werden beteiligen sich an der Bildung zusammengesetzter Tempus- und Genus-Verbi-Formen im verbalen Paradigma der Vollverben.

Verbalkomplexe

Mit Modalverben wie dürfen, können, mögen, müssen, sollen, wollen werden Propositionen als möglich oder notwendig (und nicht faktisch) eingestuft. Die Modalverben weisen dabei einen unscharfen Übergangsbereich zu den Vollverben auf, der von peripheren Modalverben wie brauchen und Halbmodalen wie scheinen gebildet wird.

Der Verbalkomplex ist bestimmt hinsichtlich aller Kategorisierungen des verbalen Paradigmas (Tempus, Modus, Genus Verbi, Person und Numerus). Darüber hinaus kann er unter dem Gesichtspunkt der Aspektualität betrachtet werden.

Durch die sukzessive Anbindung der einzelnen Komplemente an den Verbalkomplex entstehen immer größere Verbgruppen, die jeweils durch Supplemente ergänzt bzw. modifiziert werden. Nach der Anbindung der Komplemente ist die Ebene des Satzes erreicht.

Der Verbalkomplex wird in folgenden Informationseinheiten behandelt:

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Autor(en)
Marek Konopka
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