Verbmodus

Was man unter Verbmodus zu verstehen hat, zeigt sich am besten, wenn man einige Sätze vergleicht, deren unterschiedliche Bedeutung ganz oder in wesentlichen Teilen auf unterschiedliche Verbmodi zurückzuführen ist.

Komm, wenn du noch etwas von dem Kuchen haben willst!
Du kommst, wenn du noch etwas von dem Kuchen haben willst.
Du kämst, wenn du noch etwas von dem Kuchen haben wolltest.

Mit dem ersten Satz kann man eine Aufforderung an jemanden richten. Der zweite Satz nutzt weitgehend dasselbe Ausdrucksmaterial, doch wird man damit im Allgemeinen keine Aufforderung zum Ausdruck bringen, sondern eine Feststellung treffen. Der dritte Satz wiederum kann genutzt werden, um eine Mutmaßung vorzubringen. Ein Vergleich zeigt, woran das unterschiedliche Ausdruckspotenzial dieser Sätze festzumachen ist: an den Formen der Verben.

Der Verbmodus ist wie Tempus, Genus verbi, Numerus und Person ein Gesichtspunkt, unter dem Flexionsformen von Verben variieren können. Im Verbund bestimmen diese Gesichtspunkte die jeweilige Gestalt finiter Verbformen.

Wozu tragen Verbmodi bei?

  1. Die Verbmodi tragen bei zur Klarstellung der Ansprüche, die mit dem Gesagten verbunden werden, etwa bei Imperativ und Konjunktiv im Aufforderungs- oder Wunsch-Modus, dass sich die Dinge so verhalten sollen, wie gesagt wird.
  2. Sie dienen der Einordung des Gesagten vor dem Hintergrund gegebener Überzeugungen und Annahmen.
  3. Sie dienen der Übernahme von Verantwortung für die Richtigkeit des Gesagten, insbesondere bei der Anzeige von Indirektheit, also wenn ein Sprecher offen lässt, ob auch er glaubt, was ein Dritter gesagt hat.

All dies ist jedoch nicht allein durch die Wahl eines bestimmten Verbmodus zu erreichen, sondern erst im Zusammenspiel mit weiteren Ausdrucksmitteln, die in Rechnung zu stellen sind, wenn ein Satz in einem bestimmten Modus formuliert oder interpretiert werden soll.

Drei Verbmodi sind zu unterscheiden:

ImperativLass mich in Frieden!
Haut endlich ab!
IndikativDas geht jetzt aber wirklich zu weit.
Bist du denn von allen guten Geistern verlassen?
Konjunktiv Wenn ich doch nur die Kraft hätte!
Sie sei, sagte sie, schließlich nicht versnobt.

Zu den Modi Indikativ und Konjunktiv finden sich grundsätzlich Verbformen in allen Tempora, in jedem Genus verbi, jedem Numerus und jeder Person, auch wenn es dabei zu Formen kommen kann, die in Schrift und Ton gleich sind. Siehe Indikativ und Konjunktiv.

Der Modus Imperativ hingegen ist in den Dimensionen Person und Tempus nicht oder kaum differenziert, in der Dimension Genus verbi auf das Aktiv festgelegt. Nur die Dimension Numerus ist voll ausgebildet. Siehe Imperativ.

Man kann daher Indikativ und Konjunktiv als Vollmodi, den Imperativ als Halbmodus bezeichnen.

Zusätzliche Literatur in Auswahl

Diewald 1999; Fabricius-Hansen/​Leirbukt/​Letnes 2002; Thieroff 2004.


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Autor(en)
Gisela Zifonun, Bruno Strecker
Bearbeiter
Elke Donalies
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