Modus kommunikativer Ausdruckseinheiten

Menschen setzen sprachliche Mittel ein, um die verschiedensten Dinge zu tun. Eine kleine Auswahl findet sich in Panoptikum sprachlicher Handlungen. Die Mittel, mit denen solche sprachlichen Handlungen ausgeführt werden, zeichnen sich allgemein dadurch aus, dass sie Informationen übermitteln - eine Qualifikation, die beliebige sprachliche Ausdrucksmittel keineswegs von Haus aus mitbringen. Einzelne Wörter und Phrasen eignen sich dafür nur unter oft spezifischen Kontextbedingungen, sofern sie sich überhaupt eignen. Kontextfrei können nur Sätze als informationstragende Einheiten gelten und natürlich Folgen von Sätzen, also Texte. Um neben diesen auch andere Ausdruckseinheiten zu erfassen, die als Informationsträger zu gebrauchen sind, bezeichnen wir beide Ausdrucksklassen zusammen als kommunikative Ausdruckseinheiten.

Was mit einer kommunikativen Ausdruckseinheit gesagt werden kann, formuliert eine Proposition und tut dies in einem bestimmten Modus, der dafür zuständig ist, welche Art Sprechhandlung vollzogen wird, hier bezeichnet als Modus kommunikativer Ausdruckseinheiten.

Die Zahl möglicher Sachverhalte, von denen kommunikative Ausdruckseinheiten handeln können, ist unbegrenzt, denn es kann prinzipiell über alles und jedes gesprochen werden. Dagegen ist die Zahl der Modi, in denen kommunikative Ausdruckseinheiten gehalten sein können, vergleichsweise gering. Dies ist aber weniger offensichtlich.

  • Zum einen erkennt man in Anbetracht der Vielzahl möglicher Sprechhandlungen und damit ausgedrückter Propositionen nicht ohne Weiteres, wie sich die Ausdrucksmittel bestimmten Modi zuordnen lassen.
  • Zum andern trifft man gerade in alltäglicher Kommunikation auf Sprechhandlungen, deren wörtliche Interpretation ihren kommunikativen Sinn nicht hinreichend erfasst, so etwa, wenn jemand äußert: "Jetzt wär' halt ein kühles Bier schön", und damit erreichen will, dass der Adressat ihm eins spendiert.

Dass der Modus einer kommunikativen Ausdruckseinheit bestimmt, welche Sprechhandlung mit ihm ausgeführt wird, bedeutet nicht, dass jeder Art Sprechhandlung ein Modus entspricht. Das wird deutlich an der Interpretationen von Sprechhandlungen: Die Ausdrucksmitteln mit ihrer mehr oder weniger klaren Bedeutung reichen selten aus, um eine Interpretation zu stützen. Zusätzlich werden Situationswissen und Wissenshintergründe herangezogen, um zu bestimmen, was ein Sprecherschreiber meint. Denn allein daran orientiert sich die Interpretation der Handlung. Manchmal wird eine Handlung gleichsam gegen den Strich des Gesagten interpretiert. Ein alltägliches Beispiel:

Du bist ein alter Gauner!

Diese im Wortlaut negative Charakterisierung kann als Tadel, aber auch als freundlicher Kommentar gemeint sein. Der Modus des verwendeten Satzes ist jeweils derselbe. Er ist Bestandteil der Satzbedeutung, nicht des Gemeinten.

Um die Modi kommunikativer Ausdruckseinheiten zu bestimmen, muss man diese unter doppelter Perspektive betrachten und ihre formbezogenen Eigenschaften - ihren Formtyp - mit ihren sprechhandlungsspezifischen Eigenschaften - ihrem Funktionstyp - zusammenführen. Jeder Satzmodus kann dann als Paar aus Form- und Funktionstyp betrachtet werden. Siehe Form- und Funktionstypen, vertiefend Verhältnis von Form- und Funktionstyp kommunikativer Ausdruckseinheiten.

Auf dieser Grundlage lassen sich die Modi bestimmen:

Aussagemodus
Fragemodus
Aufforderungsmodus
Optativmodus
Exklamativmodus


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Autor(en)
Bruno Strecker
Bearbeiter
Elke Donalies
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