Nominalphrasen

Nominalphrasen sind - wie diese kleine Animation illustiert - mehr oder weniger komplex gebaute Ausdruckselemente, denen gemeinsam ist, dass ein Nomen ihren lexikalischen Kopf - die in informatorischer Hinsicht zentrale Einheit - bildet.

Einen Eindruck davon, wie stark Nominalphrasen das Bild von Texten prägen, können diese kurzen Textpassagen geben, in denen sie rotbraun markiert sind:

Das weiß ich noch, und zwar just, als ich's erste Mal lief, da spielte Bayern bei Ajax Amsterdam, und es läuft die Halbzeit , und die wurde verkürzt von irgendeinem wild gewordenen Uefa-Funktionär, der, nach dreizehn Minuten schickt er die Mannschaften raus, und ich frag noch so über, über unsere Regie: "Sag mal, Leute, wie lang läuft die Werbung noch?" - Ja noch - fff - drei Minuten. - Sag ich: "Das kann ich mir aber nicht vorstellen, weil die Herrschaften kommen gerade auf den Platz." - Ja, is aber so. - Um's kurz zu machen: Normal sagt man dann immer beim Zurückkommen: "Und es ist 20, 30 Sekunden gespielt. Sie haben nichts verpasst." Was passierte dort? Litmanen - ich seh die Szene vor mir, die werd ich in hundert Jahren nicht vergessen - es läuft als letzte Werbung, und zwar zum ersten Mal, die Bitburger-Geschichte mit mir. Ich seh mich da. Litmanen holt aus und versenkt das Ding.
(Marcel Reif in SDR3 Leute, Best of Leute 1997)
Jospins lang erwartete europapolitische Grundsatzrede zeigte, wie tief die Gräben sind, die zwischen den beiden mehrheitlich sozialdemokratisch regierten Hauptstädten klaffen. Zwar visiert auch Jospin langfristig eine europäische Verfassung an. Doch hält er nichts von der Schaffung eines Zwei-Kammer-Systems in Europa, und nichts von einer Abschaffung des gegenwärtigen die EU bestimmenden Dreiecks von Kommission, Rat und EU-Parlament. Stattdessen will Jospin_ die demokratische Legitimation der EU dadurch vergrößern, dass der künftige Kommissionspräsident aus der Mehrheitspartei im Europäischen Parlament gewählt wird und dass der Kommission_ ein "permanenter Ministerrat" zur Seite gestellt wird. Dieser soll die Koordination zwischen nationalen Regierungen und Brüssel gewährleisten. Im Gegensatz zu den Berliner Kollegen will Jospin_ die europäischen Währungsexperten durch eine "Wirtschaftsregierung" stärken.
(taz Nr. 6457 vom 29.5.2001)
Bei der UNDP bereiten wir uns auf eine Welt vor, in der das internationale System der Entwicklungshilfe nicht mehr das vorrangige Vehikel für Hilfen für den Süden ist. Wir wollen private Firmen in die Entwicklungsarbeit einbeziehen. Ob es um Computer für die Dritte Welt, Ernährung oder Gesundheit geht: Sie brauchen heutzutage Partnerschaften zwischen Staaten und Unternehmen.
(Mark Malloch Brown in: DIE ZEIT 29/2001 (Online))

Tilgt man die markierten Sequenzen, bleiben Textfragmente, die nicht länger zu verstehen sind:

Das weiß ich noch, und zwar just, als ich's erste Mal lief, da spielte Bayern bei Ajax Amsterdam, und es läuft die Halbzeit , und die wurde verkürzt von irgendeinem wild gewordenen Uefa-Funktionär, der, nach dreizehn Minuten schickt er die Mannschaften raus, und ich frag noch so über, über unsere Regie: "Sag mal, Leute, wie lang läuft die Werbung noch?" - Ja noch - fff - drei Minuten. - Sag ich: "Das kann ich mir aber nicht vorstellen, weil die Herrschaften kommen gerade auf den Platz." - Ja, is aber so. - Um's kurz zu machen: Normal sagt man dann immer beim Zurückkommen: "Und es ist 20, 30 Sekunden gespielt. Sie haben nichts verpasst." Was passierte dort? Litmanen - ich seh die Szene vor mir, die werd ich in hundert Jahren nicht vergessen - es läuft als letzte Werbung, und zwar zum ersten Mal, die Bitburger-Geschichte mit mir. Ich seh mich da. Litmanen holt aus und versenkt das Ding.
Jospins lang erwartete europapolitische Grundsatzrede zeigte, wie tief die Gräben sind, die zwischen den beiden mehrheitlich sozialdemokratisch regierten Hauptstädten klaffen. Zwar visiert auch Jospin langfristig eine europäische Verfassung an. Doch hält er nichts von der Schaffung eines Zwei-Kammer-Systems in Europa, und nichts von einer Abschaffung des gegenwärtigen die EU bestimmenden Dreiecks von Kommission, Rat und EU-Parlament. Stattdessen will Jospin_ die demokratische Legitimation der EU dadurch vergrößern, dass der künftige Kommissionspräsident aus der Mehrheitspartei im Europäischen Parlament gewählt wird und dass der Kommission_ ein "permanenter Ministerrat" zur Seite gestellt wird. Dieser soll die Koordination zwischen nationalen Regierungen und Brüssel gewährleisten. Im Gegensatz zu den Berliner Kollegen will Jospin_ die europäischen Währungsexperten durch eine "Wirtschaftsregierung" stärken.
Bei der UNDP bereiten wir uns auf eine Welt vor, in der das internationale System der Entwicklungshilfe nicht mehr das vorrangige Vehikel für Hilfen für den Süden ist. Wir wollen private Firmen in die Entwicklungsarbeit einbeziehen. Ob es um Computer für die Dritte Welt, Ernährung oder Gesundheit geht: Sie brauchen heutzutage Partnerschaften zwischen Staaten und Unternehmen.

Unverständlich sind diese Fragmente, weil unklar bleibt, wovon die Rede sein soll. Hier zeigt sich schon eine wesentliche kommunikative Funktion von Nominalphrasen: Sie werden gebraucht, um Redegegenstände klarzustellen. Sie sind in dieser Funktion nicht die einzigen Ausdrucksmittel, wohl aber bei weitem die wichtigsten, denn ohne sie bliebe jede Kommunikation auf das beschränkt, was unmittelbar einsichtig gezeigt werden kann.

Bei genauerer Betrachtung der markierten Einheiten zeigt sicht, dass diese zum Teil selbst Nominalphrasen enthalten, die - in den genuin schriftlichen Texten - ihrerseits auch noch solche Einheiten enthalten, und so weiter ohne reguläre Begrenzung:

Typische Nominalphrasen setzen sich in ihrer einfachsten Form zusammen aus einen Nomen, das ihren - lexikalischen - Kopf bildet, und einem Artikel, etwa der Besucher, eine Gelegenheit, ihr Fahrzeug. Daneben finden sich auch artikellose Formen - Markus, Herrenberg, Rindfleisch, Kinder - und, wie die Textbeispiele zeigen, zum Teil ausgesprochen komplexe Formen, bei denen die minimale Basis vielfältigt erweitert wurde.

Die Zahl der Mittel, die im Deutschen für die Bildung solcher nominalen Einheiten zur Verfügung stehen, ist beachtlich. Tatsächlich kann dabei so ziemlich alles genutzt werden, was auch für die Formulierung von Sätzen insgesamt zu gebrauchen ist.

Welche Mittel im Einzelnen für die Bildung von nominalen Ausdruckseinheiten zur Verfügung stehen, wie sie sich aus diesen Mitteln zusammensetzen, welche Beziehungen dabei zwischen diesen Mitteln bestehen, welche Funktionen nominale Ausdruckseinheiten in übergeordneten Einheiten übernehmen können und wie sie jeweils in solche Einheiten einzubinden sind, wird beschrieben in Nominalphrasen unter formalem Aspekt.

Wie sich die Bedeutung nominaler Ausdruckseinheiten aus den Bedeutungen ihrer Komponenten aufbaut, welche Komponenten unter welchen Bedingungen möglich sind und wie sie sich kombinieren lassen, wird dargestellt in Zur Bedeutung von Nominalphrasen.

Wie man als Sprachteilhaber Nominalphrasen nutzen kann, um Verständigungsprobleme zu lösen, und was sich darüber hinaus mit Nominalphrasen transportieren lässt, ist Gegenstand von Nominalphrasen im Gebrauch.

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Autor(en)
Bruno Strecker
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