Nominalphrasen im Gebrauch

Funktionen von Nominalphrasen in Sätzen

Markiert man in Texten alle Nominalphrasen, dann zeigt schon ein kurzer Blick, wie stark sie die Texte bestimmen. Dabei erfüllen sie verschiedene syntaktische Funktionen. Hier ein kurzer Überblick - ohne Berücksichtigung von Funktionen in subordinierten Sätzen und in Teilen von Einheiten der genannten Arten:

  • Komplementausdruck
Das Zeitalter der Glaubenskriege, das der Westfälische Friede von 1648 beendete, hatte die vormalige ständische Ordnung zerstört.
(Bundestagmagazin, 50 Jahre Grundgesetz)
  • Prädikativkomplement
Der Monarch war der alleinige Souverän.
(Bundestagmagazin, 50 Jahre Grundgesetz)
  • Supplementausdruck
Wir wollen ordentlich über Land gehen", erwiderte Sali, "wo es uns freut den ganzen Tag, uns nicht übereilen, und gegen Abend werden wir dann schon einen Tanzplatz finden!
(Gottfried Keller, "Romeo und Julia auf dem Lande", Digitale Bibliothek Band 1: Deutsche Literatur, S. 59751)
  • Teil eines Präpositivkomplements oder Präpositivsupplements
Man sagt, es soll eine Seelenfreude sein, ihn unter seinen Kindern zu sehen, deren er neun hat; ...
(Johann Wolfgang von Goethe, "Die Leiden des jungen Werther", Digitale Bibliothek Band 1: Deutsche Literatur, S. 23202)
..., in unserer heutigen Niederdeutschen-Chronik wollen wir uns mit einem Thema beschäftigen, von dem wir annehmen, daß es auch ihr Interesse findet, ...
(FKO/XAE.00000, Preußisches Wörterbuch. - Interview. Norddeutscher Rundfunk (NDR), 27.10.1966)
  • Attribut
Ein großer Teil des Buchstabens B ist damals von mir geschrieben.
(FKO/XAE.00000, Preußisches Wörterbuch. - Interview. Norddeutscher Rundfunk (NDR), 27.10.1966)
  • Teil eines Präpositional-Attributs
Santiagos Reise auf den Spuren der Zeichen

Die kommunikative Funktion von Nominalphrasen

So verschieden die syntaktischen Funktionen von Nominalphrasen auch sind, in kommunikativer Hinsicht erfüllen sie stets eine Aufgabe: eine Bezeichnung oder Beschreibung für etwas beizusteuern, das entweder selbst Gegenstand einer Charakterisierung ist oder im Rahmen einer Charakterisierung anderer Gegenstände gebraucht wird. Für erfolgreiche Kommunikation ist die Bewältigung dieser Aufgabe von zentraler Bedeutung. Sie ist zugleich der Schlüssel zum Verständnis der strukturellen Komplexität von Nominalphrasen, die unter allen Komponenten von Sätzen ohne Gleichen ist.

Mehr hierzu in Der erfolgreiche Gebrauch von Nominalphrasen

Wer etwas zu sagen hat, muss oder will meist gleich mehreres klarstellen, beispielsweise, wer wem wann und wo was auf welche Weise getan hat. Das kann man entweder dadurch erreichen, dass man seinen Partnern im Sinn des Wortes "vor Augen führt", was man jeweils meint, oder aber indem man Repräsentationen für die Gegenstände, Orte und Zeiten nutzt, die durch ihre Bildhaftigkeit oder aufgrund geltender Konventionen geeignet ist, andere nachvollziehen zu lassen, was man meint.

Da Zeigen nur bei aktual Sichtbarem in Frage kommt und auch geeignete Bilder nur beschränkt verfügbar sind, ist man meist auf sprachliche Repräsentationen angewiesen. Dabei erscheinen auf den ersten Blick Nomina als Mittel der Wahl. Tatsächlich spielen sie bei der Lösung des Problems eine zentrale Rolle. Doch, obwohl das Deutsche über eine gewaltige Zahl an Nomina verfügt, reichen diese bei weitem nicht aus, um überall, jederzeit und gegenüber jedermann klarzustellen, wovon gerade die Rede sein soll.

Ganz auf sich gestellt wären Nomina nicht mehr als eben Namen. In welche Verlegenheit uns das beim Reden bringen müsste, zeigt sich schon bei alltäglichen Dingen:

Würde man jedes der Objekte, die sich hier zeigen, einfach Apfel nennen, wären sie sprachlich nicht auseinander zu halten. Für gerade mal vier Objekte könnte man ja noch Eigennamen einführen, zum Beispiel Rosa, Golda, Vera und Lara, doch was wäre mit den Milliarden weiterer Äpfel, von denen irgendwann einmal an irgendeinem Ort gegenüber irgendwelchen Gesprächspartnern die Rede sein könnte? Was mit den noch weit zahlreicheren möglichen Mengen von Äpfeln, die tatsächlich oder virtuell zusammengestellt werden könnten?

Hier sind offensichtlich andere Verfahren gefordert als bloße Benennung, zumal damit noch ganz andere Schwierigkeiten verbunden wären als nur der Umstand, dass man dann mit einer völlig unüberschaubaren Menge von Namen zurechtkommen müsste, die allen Mitgliedern der Sprachgemeinschaft gleichermaßen bekannt sein müssten.

Die Lösung all dieser Probleme ist gefunden in der Möglichkeit, Nominalphrasen zu bilden, in denen zum Nomen, das den informatorischen Kern und strukturellen Kopf bildet, verschiedene weitere informationstragende Einheiten treten können, mit denen kompetente Sprachteilhaber - zumindest im Prinzip - die Beschreibung jedes erdenklichen Redegegenstands jederzeit und überall im Hinblick auf ihre Mitteilungsabsichten und die Wissensvoraussetzungen ihrer Hörer so gestalten können, dass diese eine Chance haben zu verstehen, wovon die Rede sein soll.

Die enorme Anpassungsfähigkeit ist darauf zurückzuführen, dass im Rahmen der Formulierung einer Nominalphrase sach- und adressatenspezifisch Informationen bereitgestellt werden können. Der Aufwand, der dabei von Fall zu Fall zu treiben ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab:

  1. Um welcher Art Gegenstand handelt es sich?
  2. Um welche Quantität von Gegenständen der bestimmten Art handelt es sich?
  3. Ist der Gegenstand aktual neu zu bestimmen oder wurde er im Verlauf des Gesprächs oder früherer Gespräche bereits eingeführt?
  4. Ist er den Gesprächspartnern grundsätzlich bekannt?
  5. Welche einschlägigen Wissensvoraussetzungen bringen die Partner mit?
  6. Soll den Gesprächspartnern ausschließlich ermöglicht werden zu verstehen, welcher Gegenstand jeweils gemeint ist, oder soll die Gelegenheit der Gegenstandsbestimmung darüber hinaus genutzt werden, um sonstige Informationen zu geben?

Fragen dieser Art sind natürlich nur von Fall zu Fall zu beantworten. Die möglichen Antworten haben jedoch allgemein gültige Konsequenzen:

Die Art des Gegenstands

Wie ein Redegegenstand gesprächsweise zu bestimmen ist, hängt in erster Linie davon ab, um welcher Art Gegenstand es sich handelt. Nun gibt es prinzipiell ungezählt viele Arten von Gegenständen, im Hinblick auf die Möglichkeiten, Redegegenstände über eine Nominalphrase zu bestimmen, sind jedoch vor allem diese allgemeinen Typen von Interesse:

Zählbare Gegenstände

Zählbare Gegenstände sind mittels indefiniter oder definiter Nominalphrasen zu bezeichnen, abhängig davon, ob sie neu eingeführt werden, bereits als Individuen bekannt oder eingeführt sind. Typische zählbare Gegenstände sind neben allen Konkreta (Menschen, Tiere, Pflanzen, Berge, ...) auch Arten (Sorten) und Portionen nicht zählbarer Gegenstände:

Leontin hatte nach seiner raschen, fröhlichen Art bald eine wahre Freundschaft zu ihm gefaßt, ...
(Joseph von Eichendorff: Ahndung und Wirklichkeit, Digitale Bibliothek Band 1: Deutsche Literatur, S. 23002)
... da wollt ich mich nun erst ein bißchen fassen und ein bißchen frische Luft schöpfen, ...
(Achim von Arnim: Dies Buch gehört dem König, Digitale Bibliothek Band 1: Deutsche Literatur, S. 8933)

Nicht zählbare Gegenstände

Nicht zählbare Gegenstände sind stets mittels artikelloser oder definiter Nominalphrasen zu bezeichnen. Typische Gegenstände dieser Art sind Substanzen (Luft, Eisen, Rindfleisch, ...), Tätigkeiten (Graben, Rodeln, Frühstücken, ...), Gemütsverfassungen (Lieben, Hassen, Trauern, ...) und Abstraktionen (Freiheit, Liebe, Menschlichkeit).

Wie komplex die Nominalphrasen dabei jeweils ausfallen, hängt von den weiteren oben genannten Faktoren ab.

Die Quantität

Wenn man von etwas sprechen will, stellt man mit einem Nomen und eventuell einer Reihe diesem zugeordneter Attribute klar, von welcher Art der Gegenstand der Rede sein soll, doch damit allein ist es nicht immer getan. Abgesehen von Verwendungen, bei denen einfach "Derartiges" zum Gegenstand gemacht werden soll - typischerweise bei sog. Substanzen wie Silber, Blausäure, Rindfleisch - muss neben der Art auch eine Quantität bestimmt werden. Das kann auf verschiedene Weisen gesehen:

  • Man setzt das Nomen in Singular- oder Pluralform und stellt diesem, je nach Art des Gegenstands und der Verwendungssituation (bereits eingeführt oder neu) einen Artikel voran, der im Numerus mit ihm übereinstimmt: ein Kind, diese Dame, jenes Kleid.
  • Will man die Anzahl genauer oder etwas genauer bestimmen, fügt man - sofern vorhanden - unmittelbar hinter dem Artikel ein Zahladjektiv (zwei, drei, ...) oder ein Adjektiv ein, das nicht-numerisch mehr oder weniger präzise Quantitäten (viele, häufige, ...) bestimmen lässt: zwei Brezeln, diese drei Regeln, die vielen Beileidsbekundungen, häufige Schmerzen.

Unter diesen Formen der Quantitätsbestimmung findet sich eine, die besondere Beachtung verdient: Wählt man den Quantifikativ-Artikel kein-, wird die Quantität durch die im Artikel mitformulierte Negation auf Null gesetzt. In der alltäglichen Kommunikation macht das normalerweise den Gesprächspartnern keinerlei Probleme. Man weiß sehr gut, was man davon zu halten hat, wenn man gesagt bekommt: "In der Haushaltskasse ist kein Geld." Fängt man allerdings an, darüber nachzudenken, wovon mit kein Geld gesprochen wird, kann man leicht in größere Verwirrung geraten:

Kein Geld ist nichts in dem Sinn, in dem ein Geld etwas wäre. Technisch gesprochen: Kein Geld bezeichnet keinen - wie immer gearteten - Gegenstand. Aber, wenn kein Geld kein Gegenstand entspricht, spricht man dann mit dieser Nominalphrase dann ganz einfach von nichts? Das kann schwerlich sein, denn, wäre dies so, müsste man anstelle von kein Geld ebenso gut auch keine Luft sagen können, ohne dass sich dadurch an der Bedeutung und insbesondere am Wahrheitsgehalt der Feststellung etwas ändern würde. Das ist offenkundig nicht der Fall.

Wenn kein Geld nichts bezeichnet und doch nicht gleichbedeutend ist mit analogen Ausdrücken, die ebenfalls nichts bezeichnen, wovon wird dann in einem Satz wie In der Haushaltskasse ist kein Geld gesprochen? Gesprochen wird von Geld, nicht anders als wenn der Satz lauten würde In der Haushaltskasse ist Geld. Doch während dabei dem Geld zugesprochen wird, in der Haushaltskasse zu sein, wird ihm eben dies dort kraft der Negation abgesprochen. Das heißt: Die im Artikel kein- mitformulierte Negation bewirkt nicht eine Änderung des Gegenstands der Rede, sondern blockiert die Anwendung des Prädikats auf ihn.

Kein- als Quantifikativ-Artikel bei Individuativa

Wird der Gegenstand neu eingeführt oder fortgeführt?

Wurde ein Redegegenstand im Verlauf des aktualen Gesprächs oder früherer Gespräche mit denselben Partnern bereits eingeführt, sind bei seiner Wiederaufnahme andere Ausdruckformen möglich und zum Teil auch gefordert.

Nur wenn es sich um etwas völlig neu Einzuführendes handelt, für das auch noch kein "Konto" im gemeinsamen Wissen der Beteiligten eröffnet wurde, kann ein Gegenstand mit einer indefiniten Nominalphrase bestimmt werden, vorausgesetzt, es handelt sich um etwas, das als zählbare Einheit zu betrachten ist. Ist er im Verlauf des Gesprächs erneut zu bestimmen, muss dies entweder mittels eines anaphorischen Pronomens oder einer definiten Nominalphrase geschehen (mit definitem Artikel oder Demonstrativ-Artikel):

Die Vereinsfreiheit und Koalitionsfreiheit ist ein Grundrecht. warum wurde dieses Recht in den Kreis der Grundrechte eingereiht ?
(H85/QA1.05578)

Bestimmte - durchaus zählbare - Redegegenstände werden allerdings auch dann mit definiten Nominalphrasen eingeführt, wenn von ihnen vorab nicht die Rede war. Dabei handelt es sich um Gegenstände, von denen entweder vorausgesetzt werden kann, dass sie die einzigen ihrer Art sind, oder die unter den gegebenen Umständen einzig in Frage kommen:

Der Bundeskanzler wird vom Deutschen Bundestag mit absoluter Mehrheit der Stimmen gewählt.
Stell die Vase bitte auf den Tisch!
(Wobei auf dem Tisch bereits mehrere Vasen stehen können.)

Wird bei Wiederaufnahme eines eingeführten Redegegenstands ein indefiniter Artikel gewählt, ist dies so zu verstehen, als sei von einem anderen Gegenstand die Rede:

Eben geht ein Mann in das Haus von Herings. Und jetzt schaut ein Mann aus dem Fenster.

Dagegen spricht auch nicht, dass Sequenzen wie diese möglich sind:

Mein Mann will sich ein neues Auto kaufen. Ich bin nicht dafür. Ein neues Auto ist teuer. Ein neues Auto kostet Zeit, denn es will gepflegt sein.

Der Punkt ist hier, dass sich die markierten Nominalphrasen keineswegs auf ein und dasselbe Objekt beziehen, sondern in jedem Satz neu ein beliebiges gemeint ist.

Nicht zählbare Redegegenstände können ohne Artikel oder mit definitem Artikel eingeführt und fortgeführt werden. Ihr Konto ist gewissermaßen immer schon eröffnet, weil es nicht mehrere ihrer Art gibt.

Vorab bekannte Redegegenstände

Bei Redegegenstände, die zwar im Gespräch noch nicht eingeführt wurden, von denen man jedoch weiß, dass sie den Partnern bekannt sind oder dass sie in einer signifikanten Beziehung zu etwas stehen, das ihnen bekannt ist, wird allgemein erwartet, dass die Gegenstandsbestimmung dem Rechnung trägt, etwa so:

Gestern abend haben wir den netten Schotten kennengelernt, von dem Erika so schwärmt.
Stell dir vor, die Krauses wollen das Haus von Axmann kaufen.

Der Anspruch, bei einer Gegenstandsbestimmung darüber informiert zu werden, ob er zu dem zu rechnen ist, was man bereits kennt, hat vermutlich damit zu tun, dass man grundsätzlich bemüht ist, sein Wissen auf dem neusten Stand zu halten. Verstöße gegen diesen Anspruch werden ausgesprochen übel genommen, auch wenn die Sache selbst ziemlich belanglos scheint.

Wissensvoraussetzungen der Partner

Um einen Redegegenstand so zu bestimmen, dass die Partner eine Chance haben zu verstehen, was man meint, muss man unausweichlich bei deren Situations- und Hintergrundwissen ansetzen. Der Aufwand, den man dabei zu treiben hat, hängt ganz entscheidend davon ab, was sie in dieser Hinsicht mitbringen und insbesondere davon, was man selbst über ihre Wissensvoraussetzungen weiß. Am einfachsten scheint dies, wo auf Namen - Eigennamen oder Gattungsnamen - zurückgegriffen werden kann:

Jemand will seinem Partner etwas über einen gewissen Herbert erzählen. Der Partner kennt Herbert, weiß auch, dass dieser so heißt, dass der Sprecher das weiß und insbesondere weiß, dass ihm als Hörer dies bekannt ist. In diesem Fall kann der Sprecher einfach sagen: "Herbert lässt dich schön grüßen."

Jemand will seinem Partner etwas über die Tätigkeit des Drachenfliegens erzählen. Der Partner kennt diese Tätigkeit, weiß auch, dass sie als Drachenfliegen bezeichnet wird, dass der Sprecher das weiß und insbesondere weiß, dass ihm als Hörer dies bekannt ist. In diesem Fall kann der Sprecher einfach sagen: "Drachenfliegen kann ganz schön gefährlich sein."

Einfach sind diese Fälle, wie man sieht, nur deshalb, weil auf eine - durchaus komplexe - Vorgeschichte zurückgegriffen werden kann. Bei Dingen des Alltags - etwa Wurst, Brot, Straßenbahnfahren - scheinen die Voraussetzungen so selbstverständlich erfüllt, dass man sich keine Rechenschaft davon gibt, dass sie überhaupt bestehen. Wo dies nicht der Fall ist, und das könnte schon bei Tätigkeiten wie Drachenfliegen so sein, ist eine solche "Abkürzung" der Gegenstandsbestimmung nicht gangbar. Hier müssen geeignete Anknüpfungspunkte im gemeinsamen Wissen von Sprecher und Hörer gesucht und genutzt werden, um, was an gemeinsamem Wissen fehlt, im Zug der Formulierung einer Nominalphrase aufzubauen. Dass dies in schwierigen Fällen erst nach mehreren Anläufen und manchmal auch gar nicht gelingt, darf nicht verwundern: Selbst wenn das volle Repertoire an Erweiterungsmöglichkeiten für minimale Nominalphrasen gekonnt genutzt wird, bleibt der Erfolg der Gegenstandsbestimmung in hohem Maß davon abhängig, welche Wissensvoraussetzungen und welche Kreativität die Partner mitbringen.

Mehr hierzu in Die Feinbestimmung von Gegenständen der Rede

Bezugnahme oder Entwurf?

Hinsichtlich der verfügbaren Ausdrucksmittel macht es keinen Unterschied, ob eine Nominalphrase zum Zweck der Bezugnahme auf etwas zusammengestellt wird oder um einen Gegenstand zu entwerfen. Bei ihrem praktischen Einsatz ist dies jedoch nicht zu vernachlässigen, weil dabei grundsätzlich verschiedenen Ansprüchen zu genügen ist:

Dient die Gegenstandsbestimmung dazu, auf einen unabhängig von dieser Bestimmung existierenden, definierten oder als Fiktion eingeführten Gegenstand Bezug zu nehmen, ist letztlich ihr Erfolg das Maß der Dinge. Erfolgreich sein können unter Umständen sogar sachlich falsche Bestimmungen:

Wenn ich mit meinem Partner ausmache, dass wir uns morgen am Eingang von Schloss Monrepos treffen, und wir beide gleichermaßen der irrigen Auffassung sind, Schloss Monrepos sei das Residenzschloss in Ludwigsburg, kann die Bestimmung erfolgreich sein, obwohl der Gegenstandsbezug nicht wirklich gelang. Mehr noch: Sogar, wenn mein Partner weiß, dass Schloß Monrepos nicht das Residenzschloss ist, kann die angestrebte Koordination gelingen, sofern er weiß, dass ich mich darin irre.

Soll mit einer Nominalphrase jedoch nicht auf etwas Bezug genommen, sondern bloß ein Entwurf eines Gegenstands geschaffen werden, dann wird dieser keine Qualitäten haben über das hinaus, was ihm mittels der Nominalphrasen zugesprochen wird. Entwürfe sind nicht fehlertolerant. Einige Beispiele:

Ein Indianer weint nicht.
Ein Trabi ist besser als gar kein Auto.
Zu einem guten Essen gehören drei Sorten Wein.

Einschränkung oder Zusätzliches

Unabhängig von den Verstehensmöglichkeiten der Partner und der Natur des zu bestimmenden Gegenstands lassen sich bei der Bestimmung von Redegegenständen - formal weitgehend gleichartige - Elemente unterscheiden, die verschiedene Wirkung haben:

  • Erweiterungen, die dazu dienen, die Bestimmung des Gegenstands, ausgehend vom einer allgemeinen Charakterisierung durch aus zentrale Nomen, so weit zu verfeinern, bis die Information ausreicht, um die Gesprächspartner oder Leser in die Lage zu versetzen, ihn zu identifizieren.
  • Erweiterungen, die nichts zur Verbesserung der Identifikationsmöglichkeiten beitragen, sondern die Gelegenheit der Formulierung der Phrase nutzen, um zusätzliche Informationen über den gemeinten Gegenstand zu verbreiten:
Caesar, der Gallien übrigens für dreigeteilt hielt
seine zweite Frau, eine wirklich hübsche Person

Was immer ein Sprecher mit solchen Zusätzen bezwecken mag, zur Gegenstandsbestimmung tragen sie bestenfalls insofern bei, als sie dem Hörer über Erinnerungs- und Wissenslücken helfen können: "Von wem spricht er eigentlich? Der Kerl war ja fünf Mal verheiratet! Aber richtig hübsch war nur die eine. Also das war dann wohl die zweite."

Lösungswege

Der erste Schritt zur Partner gemäßen Bildung einer Nominalphrase ist im Allgemeinen die Auswahl des zentralen Nomens. Von dieser Regel kann nur unter speziellen Rahmenbedingungen abgewichen werden, unter denen Ellipsen möglich sind:

Er zeigt seiner Frau eine Auswahl von Krawatten, und fragt: Soll ich die gestreifte nehmen oder die gepunktete?

Unter geeigneten Umständen kann die Gegenstandsbestimmung mit der Wahl dieses Nomens abgeschlossen sein. In jedem Fall bewirkt sie eine entscheidende Weichenstellung, weil die weitere Bestimmung darauf aufbauen muss.

Abgeschlossen ist die Bestimmung bereits mit der Wahl des Nomens, wenn genau das Nicht-Individuativum Gegenstand sein soll, das per Sprachkonvention mit dem Nomen bezeichnet wird, also so Verschiedenes wie etwa Gleichheit, Schnaps, Käse, Luft, Liebe und Algebra. Ist die damit erreichte Bestimmung noch zu weit, kann sie verfeinert werden, indem ein oder mehrere Attribute hinzugefügt werden: vollständige Gleichheit, achtzig prozentiger Schnaps, Käse aus Ziegenmilch, Luft zum Atmen, Liebe zur Natur, Algebra, wie sie in der Schule gelehrt wird.

Mehr hierzu in Die Feinabstimmung von Nominalphrasen

Nominalphrasen, mit denen Nicht-Individuativa bestimmt werden, sind aufgrund ihrer Bedeutung notwendig definit und können deshalb optional mit definitem Artikel gebildet werden, auch wenn sie neu eingeführt werden (Die Liebe ist eine Himmelsmacht, die lineare Algebra). Werden dieselben Phrasen jedoch mit einem anderen als dem definiten Artikel eingeführt, handeln sie stets von Sorten, Arten oder Portionen der entsprechenden Nicht-Individuativa:

Dort reichen sie dir einen Wein und einen Käse, die ihresgleichen suchen.
Er kannte in seinem ganzen Leben nur eine Liebe: sein Motorrad.
Sie tranken kurz ein Bier, und schon waren sie wieder verschwunden.

Handelt es sich bei dem zu bestimmenden Gegenstand um ein Individuativum, muss zum Nomen ein Artikel treten. Dabei können abhängig vom eigenen Informationsziel, Position im Gesprächsverlauf und beim Partner vermuteten Kenntnissen verschiedene Typen von Artikeln eingesetzt werden:

Wie bei der Bestimmung von Nicht-Individuativa können auch hier zur Feinbestimmung des Gegenstand Attribute eingesetzt werden:

ein netter Kerl

der vermeintliche Täter

diese erwünschte Entwicklung

welcher Freund großer Gesten

mein Vetter aus Burladingen

die These, dass Napoleon ermordet wurde

Welche Attribute und insbesondere welche Typen von Attributen zu einem gesetzten Nomen hinzutreten können, ohne gegen geltende Sprachkonventionen zu verstoßen, hängt von der Bedeutung dieses Nomens ab. Verstöße gegen den Typus zulässiger Attribute wiegen dabei schwerer als Verstöße im Rahmen eines Typus, die oft nur aus Mangel an Phantasie so gewertet werten:

mein Freund aus Sperrholz

?die katholische Beschreibung

* die Möglichkeit aus Blech

* der erwünschte Kuchen

* ein Computer, dass man ihn besser nicht gekauft hätte

* die Fähigkeit, ob er kommen kann

Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang auch, dass bestimmte Attribute prinzipiell nicht in Verbindung mit einem indefiniten Artikel zu verwenden sind:

* eine Behauptung, dass zwei und zwei vier ist

* eine Frage, ob er entdeckt werden könnte

Die Unverträglichkeit solcher Attribute mit dem indefiniten Artikel ist darauf zurückzuführen, dass die Phrasen durch sie notwendig definit werden: Es gibt nur eine Behauptung, nur eine Frage des genannten Inhalts.

Mehr hierzu in Die Feinabstimmung von Nominalphrasen

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