Kein- als Quantifikativ-Artikel bei Individuativa

Wer behauptet, er habe kein Geld, hat damit von Geld gesprochen, nicht anders, als hätte er behauptet, er habe Geld. Das heißt: Verschieden ist hier nicht, wovon die Rede ist, sondern allein das, was diesem zugesprochen bzw. abgesprochen wird. Wovon aber spricht, wer sagt, er habe keinen Sohn? Sicher nicht einfach von Sohn, denn das würde etwa soviel bedeuten wie "Sohnhaftigkeit", ein ziemlich eigenartiges Konzept, das im gegebenen Zusammenhang wenig Sinn macht.

Das Pendant zu kein Sohn ist ein Sohn. Man spricht also von einem Sohn. Aber von welchem? Hier führt schon die Fragestellung in die Irre, denn sie unterstellt fälschlicherweise, dass mit ein Sohn ein bestimmtes Individuum gemeint sein müsse. Tatsächlich wird von einem Sohn gesprochen, doch ist dies nicht so zu verstehen, als beziehe sich die Nominalphraseein Sohn auf ein bestimmtes - wenn auch sprachlich unbestimmt gelassenes - Individuum. Ein Sohn ist hier zu verstehen wie ein beliebiger Sohn: Was einem beliebigen Sohn abgesprochen wird , wird, eben weil es ein beliebiger ist, jedem Sohn abgesprochen.

Siehe auch: Quantifikativ-Artikel

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Autor(en)
Bruno Strecker
Bearbeiter
Roman Schneider
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