Kommentierte Beispiele typischer Verwendungen von Artikeln
- Definiter Artikel
- Indefiniter Artikel
- Possessiv-Artikel
- Demonstrativ-Artikel
- Quantifikativ-Artikel
- W-Artikel
Definiter Artikel
(hunde.yellopet.de/hunde-wissen/anschaffung-eines-hundes/hund-aus-dem-tierheim.htm)
Hier wird zunächst mit der indefiniten Nominalphrase ein Hund explizit ein Gegenstand eingeführt. Damit ist die Voraussetzung dafür geschaffen, dass in der Folge mittels der definiten Nominalphrase der Hund auf ihn Bezug genommen werden kann, auch wenn es sich grundsätzlich um irgendeinen Hund handeln könnte. Entscheidend ist, dass hier mit der Hund nur der Hund gemeint sein kann, von dem zuvor per ein Hund und ihn die Rede war.
(www.spiegel.de/politik/wahl2002/0,1518,,00.html)
Mit die rot-grüne Koalition ist hier von einem Gegenstand die Rede, dessen Einführung schon vor geraumer Zeit stattfand. Der Verfasser der Information verwendet den definite Artikel, weil er davon geht, dass diese dennoch inzwischen nicht Vergessenheit geraten ist.
(ger.investor.tallinn.ee)
Hauptstädte sind - in aller Regel - in allen Ländern singuläre Erscheinungen. Deshalb kann auch ohne vorherige Einführung stets von "die Hauptstadt" die Rede sein.
(http://www.zyn.de/die_kritikerin)
Eine singuläre Erscheinung ist das Morgengrauen nun wirklich nicht, wohl aber eine systematisch wiederkehrende Erscheinung und als solche eindeutig bestimmt.
("Okapi." Microsoft® Encarta® Enzyklopädie 2001)
Der definite Artikel wird hier ohne vorgängige Einführung des gemeinten Gegenstands verwendet. Da es sich bei dem Okapi weder um ein allseits bekanntes Individuum noch um eine singuläre Erscheinung handelt, greift hier keine der Einzigkeitsbedingungen, die sonst gelten könnten. Unter diesen Voraussetzungen kann das Okapi nur als Gattungsbezeichnung gemeint sein im Sinn von was ein Okapi ist.
Indefiniter Artikel
(Die ZEIT 1985, 20.09.85, S. 8)
Mit eine Maus wird hier nicht auf ein bestimmtes Individuum der Gattung 'Maus' Bezug genommen, sondern auf ein beliebiges Exemplar dieser Gattung. Die Ähnlichkeit mit der gattungsbezeichnenden Verwendung von die Maus ergibt sich dadurch, dass eine beliebige Maus, eben weil sie keine bestimmte ist, gewissermaßen das Gattungsspezifische exemplifiziert.
(Reiner Klingholz: Gentechnik - Eine Welt nach Maß (1), 1988)
Hier ist mit einem Kloster durchaus nicht von einem beliebigen Kloster zu Brünn die Rede. Durch zusätzliche Angabe des Ordens - der in der Folge sogar genannt wird - hätte das Kloster gleich eindeutig identifiziert werden können. Dass dies unterbleibt, erlaubt den Schluss, dass der Schreiber dies an dieser Stelle im Text nicht für wichtig erachtete.
(Reiner Klingholz: Gentechnik - Eine Welt nach Maß (1), 1988)
Damit, dass der Schreiber hier von 'einem österreichischen Augustiner' berichtet, obwohl er diesem direkt anschließend per Attribut eindeutig identifiziert, bringt er zum Ausdruck, dass er nicht davon ausgeht, dass diese Person seinen Leser vorab bekannt war, jedenfalls nicht in seiner Eigenschaft als Mönch.
Possessiv-Artikel
Possessiv-Artikel werden verwendet, wo der Gegenstand der Rede über seine Beziehung zu einem bereits eindeutig bestimmten Gegenstand seinerseits eindeutig bestimmt werden kann. Das ist voraussetzungslos immer dort der Fall, wo eine Beziehung zum Sprecher oder Hörer vorliegt. Bei anderen "Ankerpunkten" müssen die Voraussetzungen gelten, die auch für die Verwendung des definiten Artikels gelten. Dabei geht es keineswegs nur Besitzverhältnisse wie diese Beispiele belegen:
(www.meatloaf-fanclub.de/lifeisalemon.html)
(Berliner Zeitung, 11.08.2000, S. 14)
(Yvonne Cécile Foh, Kamtok. Eine Analyse des kamerunisch-englischen Pidgin)
(www.kastl.net/homai012.htm)
(St. Galler Tagblatt, 20.10.1998, Baugesuch zurückgezogen)
Demonstrativ-Artikel
(Frankfurter Rundschau, 012.09.1997, S. 31)
Die mit dem Demonstrativ-Artikel diesen eingeleitete Nominalphrase nimmt hier weder einen bereits ausdrücklich eingeführten Gegenstand wieder auf noch führt sie einen gänzlich neuen Gegenstand ein. Sie bezieht sich vielmehr auf eine zuvor geschilderte Sachlage, die sie anhand des Nomens Eindruck hinsichtlich ihrer Wirkung auf den Betrachter charakterisiert.
(Frankfurter Rundschau, 030.04.1998, S. 25)
Was hier mit dem Demonstrativ-Artikel jenem erreicht werden soll, wird erst so richtig deutlich wenn man jenem Wirt mit einem Wirt und dem Wirt vergleicht:
- Mit einem Wirt würde einfach ein neuer Gegenstand eingeführt.
- Mit dem Wirt würde zumindest so getan, als müsste der Gegenstand den Adressaten bereits bekannt sein.
- Mit jenem Wirt hingegen, wird der Gegenstand so eingeführt, dass für Adressaten, die von diesem Wirt bereits gehört haben, ein Bezug zu bereits Bekanntem, jedoch soweit im Gespräch nicht Präsentem hergestellt wird, und bei Adressaten, denen die ganze Geschichte neu ist, nicht der Eindruck entsteht, sie müssten wissen, woran hier angeknüpft wird.
(St. Galler Tagblatt, 20.06.1998, Alles hat seine Zeit)
Hier wird mittels des Demonstrativ-Artikels diese explizit ein eingeführter Gegenstand wieder aufgenommen. Im Allgemeinen könnte dies auch mittels definitem Artikel erreicht werden:
Dass im gegebenen Fall nicht der definite Artikel verwendet werden kann, liegt daran, dass dadurch der eindeutige Bezug auf den eingeführten Gegenstand gestört würde, da der definite Artikel in Verbindung mit dem Nomen Zeit nicht eine bestimmte Zeitspanne bezeichnet, sondern die Dimension der Zeit.
(Frankfurter Rundschau, 012.09.1997, S. 31)
Mit dem Demonstrativ-Artikel derselbe wird zum Ausdruck gebracht, dass der fragliche Gegenstand identisch ist mit einem ebenfalls vorab bekannten Gegenstand. Entsprechende Feststellungen sind keineswegs so trivial, wie man vermuten könnte. R. L. Stevenson hat dies in seinem Roman "Dr. Jekyll und Mister Hyde" eindrucksvoll gezeigt.
(Frankfurter Rundschau, 022.08.1998, S. 12)
Hier treten die Demonstrativ-Artikel diese und jene als Paar auf, um Gegenständen einander gegenüberzustellen, die in allgemein von gleicher Art sind, sich jedoch unter dem hier aufgeführten Aspekt unterscheiden. Dabei wird mit diese Immunzellen der unmittelbar zuvor eingeführte Gegenstand 'Zellen, die körpereigene Zellen angreifen' wieder aufgenommen, während mit jene (Immunzellen) ein weiterer Gegenstand eingeführt wird, der insofern nicht neu ist, als er derselben Oberklasse zugeordnet wird wie der bereits genannte.
(A97/JUL.14728 St. Galler Tagblatt, 03.07.1997)
Fest verbunden zu dieser oder jener - Variationen wie etwa dieser oder der oder ein oder jener sind nicht möglich - verlieren die Demonstrativ-Artikel dieser und jener ihren demonstrativen Charakter und werden verwendet wie irgendein.
Quantifikativ-Artikel
(Marcel Reif in SDR3 Leute, Best of Leute 1997)
(Berliner Zeitung, 15.05.1999, S. 38)
Der Artikel irgendein- kann aus grammatischer Sicht mit einer Ausnahme überall dort gebraucht werden, wo grundsätzlich auch der indefinite Artikel ein- zu verwenden wäre. Der Bedeutungsunterschied zwischen beiden Artikeln besteht nicht in der Bestimmung unterschiedlicher Quantitäten, sondern darin, dass mit irgendein- ausdrücklich auf die Belanglosigkeit der Identität des gemeinten Gegenstands abgehoben wird, während der indefinite Artikel in dieser Hinsicht neutral ist. Ausgenommen von dieser weitgehenden Gleichsetzung ist die Verwendung des indefiniten Artikels im Rahmen von Definitionen wie
Hier wäre es vielleicht noch möglich, wenn auch stilistisch fragwürdig, anstelle von ein Reptil zu sagen irgendein Reptil, im Sinn von eine Unterart von Reptilien, die hier nicht weiter von Belang ist, doch in der Verbindung mit Eidechse würde die Verwendung von irgendein- zu einer signifikanten Veränderung der Bedeutung führen.
(www.ph-karlsruhe.de/~ziegenbalg/Kreter.htm)
(Berliner Zeitung, 03.09.1998, S. 4)
(die tageszeitung, 24.10.1990, S. 15-16)
All- wird wie jed- dazu gebraucht werden, Gesamtheiten von Gegenständen der mit dem charakterisierenden Teil einer Nominalphrase beschriebenen Art zu bestimmen. Bei vielen Verwendungen dieser Artikel wird man schwerlich Bedeutungsunterschiede zwischen beiden ausmachen können. Dennoch handelt es sich keineswegs nur um stilistische Varianten, sondern um semantisch eindeutig zu unterscheidende Operationen, deren Verschiedenheit nur deshalb oft verkannt wird, weil einem auf Grund von Hintergrundinformationen, eigenen Annahmen und Situationswissen bestimmte Optionen bei der Interpretation entsprechender Nominalphrasen gar nicht erst auffallen.
So etwa, wenn jemand feststellt, dass alle Tagungsteilnehmer für den abendlichen Empfang fünf Euro zu bezahlen haben. Im Wissen um die Kosten, die ein solcher Empfang verursacht, wird man normalerweise gar nicht erst auf den Gedanken kommen, dass insgesamt nur fünf Euro zu bezahlen sind, also etwa bei hundert Teilnehmern fünf Cent pro Teilnehmer. Doch genau dies könnte mit der gegebenen Formulierung gemeint sein, denn sie hat - anders als jeder Tagungsteilnehmer - neben der distributiven auch eine kollektive Lesart.
Bemerkenswert ist auch der Unterschied zwischen diesen beiden Artikeln in den Singularformen: Während Singularformen des Artikels all- nur in Verbindung mit Nicht-Individuativa zu gebrauchen sind, kann der Artikel jed- - von dem ausschließlich Singularformen existieren - zwar mit beliebigen Nomina kombiniert werden, doch ist er eben bei Nicht-Individuativa im Sinn einer Sorten- oder Portionslesart zu interpretieren
und nicht wie all- im Sinn der Gesamtheit dessen, auf das die Charakterisierung zutrifft :
(Mannheimer Morgen, 05.03.1996, Lokales)
(Mannheimer Morgen, 30.03.1991, Politik)
(Berliner Zeitung, 10.06.2000, S. 10)
(Frankfurter Rundschau, 027.08.1997, S. 3)
Einig- verhält sich zu manch- weitgehend wie all- zu jed-, wenn man einmal davon absieht, das von manch- - anders als von jed- - Pluralformen gebildet werden können, die nach heutigem Standard sogar gängiger sind als die Singularformen: Sätze wie Einigen Männern gelang es, das Fahrzeug zu bergen haben eine kollektive Lesart, die bei Verwendung von manch- nicht zugänglich wäre. Wenn es manchen Männern gelang, das Fahrzeug zu bergen, dann muss dies jedem einzelnen von ihnen allein gelungen sein.
(www.spiel-des-jahres.com/spiel/1992/schweinsgalopp.html)
Der Quantifikativ-Artikel kein- erfüllt aus kommunikativer Sicht eine Doppelfunktion: Quantifikation und Verneinung: Als Quantifikation wirkt kein- wie all-, die zugleich gegebene Verneinung bewirkt, dass die Anwendung eines Prädikats auf alle Gegenstände der charakterisierten Art zurückgewiesen wird. Kein Schwein heißt deshalb soviel wie alle Schweine nicht.
W-Artikel
(St. Galler Tagblatt, 30.05.1997, Vergnügungspark statt Gipfelkreuz)
(Die Zeit, 06.10.1995, Nr. 41, S. 58)
Mit dem W-Artikel wird zum einen ein Redegegenstand eingeführt, zum andern der Satz, dem die W-Nominalphrase angehört, in den Ergänzungsfragemodus gesetzt. Hinsichtlich der Einführung des Gegenstands scheint sich der W-Artikel nicht vom indefiniten Artikel zu unterscheiden. Ein gewichtiger Unterschied besteht jedoch: Während Nominalphrasen mit indefinitem Artikel nicht in jeder Verwendung zu der Annahme berechtigen, dass der eingeführte Gegenstand tatsächlich existiert, ist dies bei W-Nominalphrasen zwingend der Fall. Wer fragt:
kann sich nicht darauf zurückziehen, er habe gar nicht angenommen, es hätte solchen König gegeben, wenn er
zur Antwort erhält.