Präpositionalphrasen

Präpositionalphrasen (PP) scheinen bei oberflächlicher Betrachtung nichts weiter als Nominalphrasen (NP) mit einer Präposition. Es liegt also nahe, anzunehmen, man müsste die bei Nominalphrasen wirksamen Regeln nur um die relationalen Eigenschaften der Präposition erweitern, und schon hätte man die Regeln für Präpositionalphrasen. Nun können komplexe Präpositionalphrasen tatsächlich so strukturiert sein, dass sie eine komplexe (modifizierte) Nominalphrase enthalten.

in [dem kleinen, verschwiegenen Gärtchen, das im Sommer nach Rosen duftete]
mit [Nachbar Gebauers quietschender Schubkarre]
für [den Fall, dass es noch einmal Frost gibt]
unter [dem erst im letzten Herbst gepflanzten [Flieder vor der Terrasse]]

Ihre syntaktischen Möglichkeiten sind damit aber noch nicht erschöpft. Präpositionalphrasen können komplexe syntaktische Strukturen aufweisen, die sich nicht auf solche der eingebetteten Nominalphrase zurückführen lassen.

im Garten hinten beim Apfelbaum
* in [dem Garten hinten beim Apfelbaum]

wenige Meter / kurz vor der Brücke
* vor [wenige Meter / * kurz die Brücke]

Man fuhr von Augsburg über Heilbronn nach Mannheim .
* von [Augsburg über [Heilbronn nach Mannheim]]

Unter dem Zaun durch kroch ein Igel.
* unter [dem Zaun durch] kroch ein Igel

Nach Westen zu ballten sich Gewitterwolken.
* nach [Westen zu] ballten sich Gewitterwolken

Auch bei den Präpositionen selbst müssen recht komplizierte Kombinationsfälle berücksichtigt werden.

Das Gerät stammt noch von vor dem Krieg.
Das waren damals Veranstaltungen mit bis zu über tausend Leuten.
Jenseits von Eden

Ebenso lassen sich die Proformen für Präpositionaphrasen nicht einfach über eine Regel Präposition + Pronominalphrase erfassen. Vielmehr ist zu berücksichtigen, dass es neben analytischen Proformen wie an ihn, auf uns, hinter ihm auch synthetische Präpositionaladverbien gibt wie daran, darauf, dahinter. Welche Proform für eine Präpositionalphrase eintritt, ist abhängig vom Kontext und kann über Regeln beschrieben werden.

Abgesehen von der Komplexität ihrer syntaktischen Strukturen sind PPen aber auch hinsichtlich der von ihnen ausgeübten syntaktischen Funktionen nicht ganz einfach zu beschreiben: Einerseits sind sie typische Realisierungen von Adverbialia unterschiedlichsten semantischen Typs, wie sie ansonsten durch Adverbien oder adverbiale Nebensätze ausgedrückt werden, und können in dieser Funktion sowohl Supplemente als auch Komplemente sein.


temporal, instrumentalNoch vor der Aussaat sollte man mit reifem Gartenkompost düngen.
final, instrumentalGegen Schädlingsbefall kann man zur Vorbeugung auch mit Brennesseljauche spritzen.
direktionalVor die Rosen haben wir Lavendel gepflanzt.
temporal, lokalAm Morgen saßen etliche Kaninchen knabbernd im Salatbeet.


Andererseits üben sie als Präpositivkomplemente die typischerweise von Nominalphrasen realisierte Funktion von Termen aus.

Wer fürchtet sich vor dem schwarzen Mann?
Wer fürchtet den schwarzen Mann?

Freut euch doch an den alltäglichen Annehmlichkeiten des Lebens.
Freut euch des Lebens!

Ich glaub' einfach nicht daran, dass der Winter schon vorbei ist.
Ich glaub's einfach nicht, dass der Winter schon vorbei ist.

Zwischen Adverbial- und Termfunktion gibt es Übergänge; die Bedeutungen der Präpositionen in Präpositivkomplementen lassen sich beschreiben als metaphorische Übertragungen konzeptueller Grundbedeutungen von Präpositionen, die im konkret räumlichen Gebrauch voll zum Tragen kommen.

Der Alte stützt sich auf seinen Stock.
Der Alte stützt sich auf seine Zahlen und Statistiken.

Die wechselseitige Abgrenzung von Präpositivkomplement, adverbialem Komplement und adverbialem Supplement im Rahmen der Valenztheorie ist bei Präpositionalphrasen notorisch schwierig; sie können geradezu als Prüfstein für die Erklärungsadäquatheit und Widerspruchsfreiheit der jeweils zugrundegelegten Theorie gelten. Festzuhalten ist aber, dass eine Grenzziehung nie unabhängig vom Format der jeweiligen Theorie ist. So können je nach dem, welche Valenzbindungskritierien als ausschlaggebend angesehen werden und wie diese hierarchisiert werden, die mit-Phrasen in den folgenden Beispielen als adverbiale Supplemente oder Komplemente oder als Präpositivkomplemente eingestuft werden.

Den Boden nur leicht mit der Harke bearbeiten.
Erdbeerpflanzungen kann man gut mit Stroh mulchen.
Die Sämlinge gut mit Erde andrücken und später mit Folie abdecken.

Die syntaktische Funktion der Präpositionalphrase interagiert wiederum mit deren syntaktischer Struktur: Das Auftreten bestimmter Präpositionen und bestimmter komplexer Strukturen ist beschränkt auf die Supplementfunktion. Inwieweit die Bedeutung der Präposition in den verschiedenen syntaktischen Funktionen von PPen zum Tragen kommt und welche Wechselbeziehungen zwischen der Syntax der Präpositionalphrase und der Semantik der Präposition vorliegen, wird hier exemplarisch an der konzeptuellen Bedeutung der Präpositionen auf und in einer Kurzbeschreibung für in gezeigt.

Eine Grammatik der Präpositionalphrasen muss also folgende Aspekte berücksichtigen:


Aktuelle Literatur in Auswahl

Breindl 2006.


Zum Text

Schlagwörter
Autor(en)
Eve Breindl
Bearbeiter
Elke Donalies
Letzte Änderung
Aktionen
Seite merken
Seite als PDF
Seite drucken
Seite zitieren

Seite teilen