Bedeutung von Präpositionen und Präpositionalphrasen
Präpositionalphrasen (PP) fungieren syntaktisch primär als Adverbialia und wirken dort semantisch als Modifikatoren von Sätzen oder Prädikatsausdrücken. Für die vollständige semantische Beschreibung der Präpositionalphrasen müssen jedoch auch berücksichtigt werden
- die kompositionale Binnen-Semantik der PP, also die Herleitung der PP-Bedeutung aus der Bedeutung der Präposition und der Nominalphrase und gegebenenfalls weiterer PP-Modifikatoren,
- die kompositionale Außensemantik der PP, die von deren Funktion im Satz abhängt.
Diese beiden Aspekte und ihr Zusamenspiel sollen hier exemplarisch am Beispiel lokaler Präpositionalphrasen mit auf verdeutlicht werden.
Lokale Präpösitionen kann man zunächst als regionenkonstituierende Operatoren auffassen: Angewandt auf ein inneres Argument, typischerweise die Spezifikation eines dreidimensionalen Gegenstands, liefern sie je präpositionsspezifische Regionen, also Denotate der Sorte 'Ort'. So liefert die Anwendung des Denotats der Präposition auf auf das Denotat der NP die Bank eine spezifische AUF-Region, nämlich die AUF-Region der Bank. Angewendet auf andere Nominalphrasen können sich andere AUF-Regionen ergeben, die jedoch alle den spezifischen Gebrauchsbedingungen dieser Präposition gehorchen müssen.
Wie bei allen anderen lokalen Präpositionen ist aber die Bedeutung von auf nicht auf die Regionenkonstitution beschränkt. Vielmehr stiftet auf darüber hinaus eine Relation: Es wird bezüglich eines weiteren, äußeren Arguments eine Lokalisierungsrelation ausgedrückt. Dieses äußere Argument ist das Ereignis selbst oder das Subjekt des Satzes.
In diesem Fall fungiert die Präpositionalphrase als Satzadverbiale, sie modifiziert eine Ereignisproposition. Regionenkonstitution und Lokalisierungsrelation kommen dann voll zum Tragen und die Bedeutung des obigen Beispielsatzes kann in einer UND-Verknüpfung beschrieben werden als 'Tanz-Ereignis und Ereignisbeteiligte sind in der AUF-Region des Tischs lokalisiert'.
Die beiden Bedeutungsaspekte kommen auch bei der attributiven Verwendung von Präpositionalphrasen als Supplementen zum Nomen (die Mäuse auf dem Tisch) und als Prädikativkomplementen (Die Mäuse sind auf dem Tisch) voll zur Geltung.
Dagegen scheint bei der Verwendung als lokales Komplement (Adverbialkomplement) nur der Bedeutungsaspekt der Regionenkonstitution zum Tragen zu kommen. Die Lokalisierungsrelation wird hier von einem Positionsverb wie stehen, sitzen, liegen ausgedrückt. So kann man die Bedeutung von stehen erfassen als 'in vertikaler Ausrichtung lokalisiert sein in einer bestimmten Region'.
Was nun die spezielle Bedeutung der Präposition auf angeht, in der sie sich von anderen lokalen Präpositionen wie in, an, über und von nicht lokalen Präpositionen wie mit, für unterscheidet, so ist diese in einer semantischen Beschreibung zu erfassen.
Bei der Bedeutungsbeschreibung der lokalen Präpositionalphrasen ist weiterhin zu berücksichtigen:
- Es ist zu differenzieren zwischen lokalen und direktiven Präpositionen, zum Beispiel bei auf dem Tisch stehen versus auf den Tisch stellen. Siehe weiter Differenzierung zwischen lokalen und direktiven Präpositionen.
- Teilweise abzuleiten aus lokalen Verwendungen sind nicht-lokale Verwendungen von Präpositionen. Siehe weiter Nicht-lokale Präpositionen.
- Lokale Präpositionen können Kausalität ausdrücken. Siehe weiter Ausdruck von Kausalität durch lokale Präpositionen
- Ein Spezialfall, bei dem keiner der beiden Bedeutungsaspekte zum Tragen kommt, sind Präpositionalphrasen als Präpositivkomplemente, zum Beispiel bei auf die Kinder warten, sich auf den Abend freuen. Siehe weiter Verwendung von Präpositionalphrasen als Präpositivkomplementen.
- In Form einer Verallgemeinerung werden relationale und nicht-relationale Verwendungen von Präpositionen beschrieben. Siehe weiter Relationale und nicht-relationale Präpositionen.