Sätze
Der Satz ist eines der umstrittensten Konzepte der Sprachwissenschaft. So konnte John Ries in "Was ist ein Satz" (1931) 140 Satzdefinitionen zusammenstellen. Trotz kontroverser Standpunkte zum Satzbegriff (vgl. auch Hoffmann 1992) scheinen sich die Sprachwissenschaftler über die typische Form von Sätzen weitgehend einig zu sein: Ausdruckseinheiten wie die folgenden werden in jedem Fall als Sätze angesehen:
(2) Findet heute die Übergabe der US-Geiseln an die Botschaft in Beirut statt?
(3) Stellen Sie das Klavier bitte hierher!
Die Form solcher Einheiten, die unstrittig Sätze sind, bildet hier die Grundlage für die Satzbestimmung:
Die Sätze (1)-(3) können selbständig verwendet werden. Sie sind somit funktional gesehen kommunikative Ausdruckseinheiten. Sätze können aber auch nur Teile kommunikativer Ausdruckseinheiten und insofern unselbständig sein. In diesen Fällen wird von Nebensätzen gesprochen. So sind (4) und (5) Nebensätze in Satz (6):
(5) dass er nur eine einzige Chance hat
(6) Der Kanzler hat die angespannte Gelassenheit eines Wagemutigen, der weiß, dass er nur eine einzige Chance hat. (Süddeutsche Zeitung, 27.10. 2003, 4)
Sätze, die kommunikative Ausdruckseinheiten sind wie (1)-(3) und (6), werden auch als Vollsätze bezeichnet.
Kommunikative Ausdruckseinheiten wie Vollsätze sind auch
(2a) Übergabe der US-Geiseln an Botschaft in Beirut? (Mannheimer Morgen, 27.6.1985)
(3a) Das Klavier bitte hierher stellen!
Solche Einheiten gelten jedoch in der vorliegenden "Systematischen Grammatik" nicht als Sätze, weil sie schon durch das Fehlen des finiten Verbs der obigen Satzbestimmung nicht entsprechen.
Zum Aufbau von Sätzen siehe Funktionale Komponenten des Satzes und Funktionale Einordnung des Verbalkomplexes.