Relationale und nicht-relationale Verwendung von Präpositionen

Die meisten Verwendungen von Präpositionen haben folgende semantischen Eigenschaften gemeinsam:

  1. Präpositionen bezeichnen Relatoren, also (in der Regel zweistellige) Prädikate.
  2. Die Denotate der mit ihnen gebildeten Präpositionalphrasen werden mit den Denotaten ihrer Modifikanden in der Weise verknüpft, dass der Schluss auf den Modifikanden gültig ist.
Der Schluss auf den Modifikanden ist gültig, wenn aus einem Satz mit einer Präpositionalphrase auf den Satz ohne die Präpositionalphrase geschlossen werden kann, z.B. folgt b) aus a).

a) Die Kinder spielen auf der Straße.
b) Die Kinder spielen.

Beide Eigenschaften können auch - je für sich - bei bestimmten Verwendungen von Präpositionen nicht vorliegen. Das Nicht-Vorliegen von Eigenschaft (i) kennzeichnet den Gebrauch von Präpositionen in Präpositivkomplementen (Termen). Das Nicht-Vorliegen von (ii) kennzeichnet Präpositionen in bestimmten Supplementtypen.

Wie sich Präpositionalphrasen nach dem Prinzip der Gültigkeit des Schlusses auf den Modifikanden verhalten, hängt von der Bedeutung des entsprechenden Supplements ab. Damit ist zugleich gesagt, dass die Präposition selbst nicht zur Zuweisung dieser Eigenschaft ausreicht, da eine Präposition zum Ausdruck ganz unterschiedlicher semantischer Supplementtypen gebraucht werden kann. Wir halten fest:

Gemäß dem Prinzip der Gültigkeit des Schlusses auf den Modifikanden werden durch Präpositionalphrasen kodierte Supplemente interpretiert, wenn es sich um lokale, temporale, kausale, finale, konzessive oder kontrastive (konfrontative) Supplemente oder Verbgruppenadverbialia handelt.

Deoteria ließ aus Eifersucht ihre Tochter umbringen.--> ('Deoteria ließ ihre Tochter umbringen, und der Grund war Eifersucht': kausales Supplement)

Mit dem Erwerb des Handelsunternehmens Däumer folgt eine willkommene Abrundung des Sortimentes für die Orthopädie. [Mannheimer Morgen, 2.4.1987, 8] --> ('Ein Sortiment wird abgerundet, und dieses ist für die Zwecke der Orthopädie bestimmt.' : finales Nomen-Supplement )

Er kam am letzten Donnerstag und wird am nächsten Montag nochmals kommen. --> ('Er kam - dies gilt für letzten Donnerstag - und wird kommen - dies gilt für nächsten Montag.' temporales Supplement )

Trotz der Hitze halten wir tapfer aus. --> ('Wir halten tapfer aus - und dies bei dem zu erwartenden Gegengrund der Hitze': konzessives Supplement )

Nicht nach dem Prinzip der Gültigkeit des Schlusses auf den Modifikanden werden durch Präpositionalphrasen kodierte satzadverbiale Supplemente interpretiert, wenn sie Modalfunktionen/Modalitäten, etwa einen bestimmten Grad an Wahrscheinlichkeit oder Sicherheit, oder Geltungsrestriktionen ausdrücken.

Bei Nebel muss man ganz einfach langsam fahren.(Ausdruck einer Geltungsrestriktion: Schlussprinzip gilt nicht )

Mit großer Wahrscheinlichkeit wurde der tödliche Schuss mit dieser Waffe abgegeben. (Ausdruck einer Modalfunktion: Schlussprinzip gilt nicht)

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Eva Breindl
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