Bedeutung von Präpositionalphrasen als Präpositivkomplemente
Das Verhältnis zwischen der autonomen Bedeutung von Präpositionen in Adverbialia und ihrer nicht-autonomen Verwendung in Präpositivkomplementen, also Termen, beruht auf Prozessen der Übertragung und Analogiebildung. Man kann hier auch von einem Prozess der Grammatikalisierung von Präpositionen sprechen, bei der die Präposition an semantischer Komplexität und Transparenz und an syntaktischer Freiheit verliert.
Siehe vertiefend Grammatikalisierung von Präpositionen im Deutschen und anderen Sprachen.
Kompositional-semantisch lassen sich solche Übergänge erfassen, indem man von den Adverbialkomplementen ausgeht. Lokale und direktive Adverbialkomplemente denotieren präpositionenspezifische Regionen. Die autonome Bedeutung der Präposition bleibt insoweit erhalten. Die eigentliche Lokalisierungsrerelation ist jedoch - anders als bei entsprechenden Supplementen - bereits Teil der Bedeutung des Prädikatsausdruckes.
Adverbialkomplemente sind beteiligt an der Konstitution von Sachverhalten, sie denotieren Regionen. Das Denotat der Präpositionalphrase ist verschieden vom Denotat der eingebetteten Nominalphrasen. Präpositional kodierte Termkomplemente denotieren ebenfalls Sachverhaltsbeteiligte; das Denotat der Präpositionalphrase ist aber identisch mit dem Denotat der eingebetteten Nominalphrasen. Die autonome Bedeutung der Präposition bleibt somit bei der Verrechnung der Präpositionalphrase nicht erhalten. Spuren und Reste der autonomen Bedeutung der Präposition müssen vielmehr als noch zu spezifizierende Teile der Bedeutung des Prädikatsausdrucks verstanden werden.
Hier divergieren Syntax und Semantik, denn das Denotat der Präposition, die syntaktisch Teil der Präpositionalphrase ist, ist inkorporiert im Denotat des Prädikatsausdrucks. Die Spuren der autonomen Bedeutung der Präposition können herausgearbeitet werden in Form von Beschränkungen hinsichtlich des von der Präpositionalphrase denotierten Sachverhaltsbeteiligten. Diese nehmen die autonome Bedeutung der Präposition in bestimmter Weise wieder auf. Man vergleiche etwa die bei sich freuen auf gültige Beschränkung.
- Die Präpositionalphrase denotiert ein Ereignis, das in der Zukunft liegt und als Ziel und Stimulus der Emotion gilt.
- Die eingebettete Nominalphrase bezeichnet Ereignisse. Bezeichnet sie einen Gegenstand (Ich freue mich auf meine Schwester) so ist ein Ereignis immer mitzudenken (etwa, dass die Schwester kommt). Diese Beschränkung kann auf die autonome Bedeutung von auf zurückgeführt werden.
Demgegenüber impliziert zum Beispiel die Bedeutung von sich freuen an Präsenz des Stimulus der Emotion und ist damit mit der autonomen Bedeutung der Präposition an kompatibel.
In vergleichbarer Weise kann auch bei nicht-kommutierbaren Präpositionen in Präpositivkomplementen verfahren werden. Dann gelten die Beschränkungen nicht mehr als Ausdruck der Konkurrenz mehrerer Präpositionen, sondern als generelle Einschränkung für mögliche Denotate der Phrase. Dabei werden die Beschränkungen jedoch zunehmend vager, je weniger die Spur eines autonomen Beitrags erkennbar ist. Dennoch ist der Übertragungsprozess häufig leicht nachvollziehbar. Man betrachte etwa die Übertragung der durch in ausgedrückten Enthaltenseinsrelation vom konkret-räumlichen Bereich (im Koffer) in einen temporalen (im Mai), modalen (in Arbeit) und in die Komplement-Verwendung (sich auszeichnen in).
Siehe vertiefend Relationale und nicht-relationale Verwendung von Präpositionen