Die Agens-Rolle in Aktiv- und Passivsätzen

Dem Subjekt eines Aktivsatzes entspricht im Passivsatz ein eher randständiges Kprp, sofern es im Passivsatz überhaupt erscheint. Was auf den ersten Blick lediglich wie eine alternative Zuordnung der Komplemente erscheinen mag, führt keineswegs zu synonymen Formulierungen mit allenfalls stilistischer Wirkung. Alternativen stellen Aktiv- und Passivsätze nur insofern dar, als sie identische Ereignisse zum Gegenstand haben können. So kann etwa das hier im Bild dargestellte Ereignis - unter anderem - auf diese Weisen sprachlich so erfasst werden:

  1. Der Frosch fängt die Fliege.
  2. Die Fliege wird von dem Frosch gefangen.
  3. Die Fliege wird gefangen.

Durch die unterschiedliche Zuordnung der Komplemente wird dabei nicht einfach die Blickrichtung auf den Sachverhalt verändert. Das könnte im Deutschen auch durch Topikalisierung erreicht werden:

  1. Die Fliege fängt der Frosch.

Der Unterschied zwischen aktivischer und passivischer Formulierung greift tiefer in die Bedeutungskonstitution der Sätze ein. Das zeigt sich schon daran, dass sich nur zu Aktivsätzen, deren Subjekte als Agens zu interpretieren sind, passivische Entsprechungen bilden lassen, während Topikalisierung von der Interpretation des Subjekts unabhängig ist.

Als Subjekt des Aktivsatzes nimmt die sprachliche Realisation der Agens-Rolle strukturell eine herausragende Position ein, deren Besetzung unverzichtbar ist. Ihr Pendant im Passivsatz rückt hingegen als Kprp weit in die Peripherie. Die Besetzung dieser Position ist aus struktureller Sicht verzichtbar und wird faktisch nicht selten sogar als stilistisch wenig geglückt empfunden. Das - gegenüber einer aktivischen Formulierung - geringe Gewicht des Agens im Passivsatz zeigt sich auch, wenn man das entsprechende Kprp versuchsweise topikalisiert, um dieser Teilinformation mehr Gewicht zu verleihen:

Von der italienischen Mannschaft wurden im gestrigen Spiel die Niederländer besiegt.

Formulierungen dieser Art sind zwar nicht ungrammatisch, doch wirken sie etwas verquer, weil dieselbe Information mit derselben Gewichtung der Teilinformationen weniger aufwendig mit einem Aktivsatz zu geben wäre:

Die italienische Mannschaft hat im gestrigen Spiel die Niederländer besiegt.

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