Verbalkomplexinterne und -externe Relationen
Im Verbalkomplex besteht ein enges Geflecht syntagmatischer Beziehungen. Dabei ist nicht etwa das Vollverb (in einer infiniten Form) derjenige Bestandteil des Verbalkomplexes, der die syntagmatischen Beziehungen ausschließlich bestimmt. Vielmehr ist zwischen den verbalkomplexinternen Relationen und den verbalkomplexexternen zu unterscheiden.
Intern geht die Bestimmung primär vom Hilfsverb/Modalverb aus: Es regiert eine bestimmte infinite Form, also eine Einheitenkategorie. Nur die Determination des Hilfsverbs selbst wird vom Vollverb gesteuert. Hier handelt es sich jedoch nicht um eine rektionale Beziehung, da keine bestimmte Form festgelegt wird, sondern ein bestimmtes Hilfsverb, also eine Paradigmenkategorie, gewählt wird (vgl. Rektion und Determination im Verbalkomplex).
Extern geht die Steuerung vom Vollverb aus: Es gibt die Valenz vor, auch beim Passiv ist die Umstrukturierung des Valenzrahmens am Partizip II des Vollverbs festzumachen. Technisch ist somit davon auszugehen, dass das Vollverb seinen Valenzrahmen "weitergibt" an den gesamten Verbalkomplex (vgl. Valenztransport und Konversion). Erst vom finiten Verb aus werden diese Rektionsmerkmale dann an die regierten Phrasen weitergeleitet.
In generativem Rahmen wird das finite Verb als Kopf der Verbalphrase betrachtet. Die Verhältnisse sind dann insofern ungewöhnlich, als die Merkmale eines Nicht-Kopfes (des Vollverb-Infinitivs/-Partizips) "nach oben wandern". Hier wird der Verbalkomplex nicht als Phrase betrachtet, es wird daher nicht von einem Kopf gesprochen.