Das Rektionskompositum

Rektionskomposita sind Determinativkomposita mit einer bestimmten semantischen Relation zwischen Zweit- und Ersteinheit, nämlich einer rektionalen Lesart.

Unter Rektion (zu lat. regere 'leiten, beherrschen') versteht man in der Syntax die grammatische Abhängigkeit eines Wortes von einem anderen, z.B. regieren Verben den Kasus ihrer Komplemente: So regiert kennen den Akkusativ, d.h. das Verb kennen steuert, dass sein Objekt im Akkusativ steht (z.B. er kennt die Frauen). Derivierte Verben (z.B. Kenner) vererben diese Kasusrektion an das Derivat (z.B. Kenner der Frauen).

Rektionskomposita bestehen aus einem solchen deverbalen, semantisch sättigungsfähigen oder sättigungsbedürftigen Derivat als Zweiteinheit (z.B. Kenner, Leser, Lehrer, Bewältigung, Beobachtung) und einer determinierenden Ersteinheit, die den Argumenten der Verbbasen des Derivats entsprechen. Die Argumentstruktur bleibt im Wesentlichen erhalten.

Typische Rektionskomposita sind Frauenkenner, Romanleser, Armenischlehrer, Konfliktbewältigung, Wetterbeobachtung. Olsen (1986: 71) rechnet zu den Rektionskomposita außerdem nominale und adjektivische Komposita wie Juwelendieb, Professorensohn und fälschungssicher, weil die Zweiteinheiten eine "inhärente Relationalität" haben und deshalb eine Rektionslesart nahelegen.

Einige Rektionskomposita, z.B. Appetithemmer, werden in der Forschungsliteratur mitunter als Zusammenbildungen interpretiert. Es spricht jedoch viel dafür, sie als Komposita zu betrachten. Vgl. Die Zusammenbildung.

Zum Text

Schlagwörter
Letzte Änderung
Aktionen
Seite als PDF
Seite drucken
Seite zitieren

Seite teilen