Der Imperativ im komplexen Satz

Der Verbmodus Imperativ kommt nur in Vollsätzen bzw. Obersätzen von Vollsätzen vor, die beiden Modi Indikativ und Konjunktiv dagegen auch in untergeordneten Teilsätzen. Das heißt, der Verbmodus Imperativ dient ausschließlich der Spezifikation des Satzmodus.

Zwischen der Beschränkung auf Obersätze und dem Stellungsverhalten des Imperativsbesteht ein zusammenhang: Imperative befinden sich stets in der linken, niemals in der rechten Klammer. Letzteres gilt jedoch für den Haupttyp der Untersätze.

Auch die anderen Aufforderungsformen, Distanzform der Aufforderung und Adhortativform, sind an Vollsatz-/Obersatzstatus gebunden, da für sie die Reihenfolge 'Verb vor Kommunikanten-Pronomen' bestimmend ist.

Da Aufforderungsformen in Untersätzen ausgeschlossen sind, muss in indirekter Redewiedergabe auf andere Mittel zurückgegriffen werden, wenn ein Satz mit einer Aufforderungsform wiedergegeben werden soll. Das kann auf zweierlei Weisen geschehen:

Benennung der einschlägigen Sprechhandlung

Kommen Sie her!

Wiedergabe:

Man hat ihn aufgefordert/gebeten herzukommen.

Verwendung von Modalverben

Die Modalverben mögen, sollen, dürfen, können, müssen kommen in einem - vom entsprechenden die Sprechhandlung bezeichnenden Verb abhängigen - Satz zum Einsatz, der den Inhalt der Aufforderung/des Wunsches angibt:

Man hat ihm gesagt, er solle/möge/könne/dürfe/müsse herkommen.
Beide Sprachmitteloptionen setzen jeweils eine Interpretationsleistung desjenigen voraus, der die Aufforderungsformen wiedergibt. Denn in den Wiedergabeformen wird jeweils eine der möglichen Deutungen des Aufforderungssatzes explizit gemacht. Der ursprünglich verwendete Aufforderungssatz war in dieser Hinsicht nicht explizit.

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Autor(en)
Bruno Strecker
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