Worte oder Wörter? — Pluralvarianten und Bedeutungsvarianten

Man darf sich nicht damit aufhalten, Wörter einzeln auf die Goldwaage zu legen.
(Züricher Tagesanzeiger, 16.06.1997, S.57)

Vielleicht werden Sie sich bei diesem Zitat gefragt haben, ob es nicht eigentlich Worte auf die Goldwaage legen heißen müsse. In diesem Falle wäre die Verwendung von Worte tatsächlich angemessen, dies zeigt auch die Verteilung im Deutschen Referenzkorpus (DeReKo, Stand Dezember 2024): Varianten der Redewendung mit Wörter kommen nur 27-mal, solche mit Worte schon 410-mal vor. Woran liegt das? Gibt es vielleicht einen Bedeutungsunterschied?

Hier sollen Pluralvarianten vorgestellt werden, bei denen gleichzeitig auch Bedeutungsvarianten vorliegen. Alle gleichbedeutenden Pluralvarianten oder Pluralformen im Allgemeinen werden an anderer Stelle erläutert: Pizze, Pizzas oder Pizzen? — Plural bei Fremdwörtern und Männer, Frauen, Autos, Elche, Becher — Verschiedene Formen der Pluralbildung. Maßangaben, in denen Singulare stehen, wo Plurale zu erwarten sind, werden an dieser Stelle beschrieben: Ein Zentner Kartoffel oder ein Zentner Kartoffeln? — Messangaben und Pluralbildung.

1. Plurale mit verwandten Bedeutungen

Das Wort hat zwei verschiedene Plurale: Worte und Wörter. Mit der Pluralform Wörter bezieht man sich auf einzelne Wörter, wie sie beispielsweise in einem Wörterbuch stehen.

Dort ist es im Begriff, die einheimischen Abschiedswörter 'Servus' und 'Pfüati' zu verdrängen. (Frankfurter Allgemeine, 25.01.2001, Pfüati, Tschüß! Ein Grantler und 5000 Mitstreiter gegen einen preußischen Abschiedsgruß in Bayern)

Außerdem verstehen sie Fremdwörter genauso wenig wie er. (die tageszeitung, 18.01.2003, S.12)

Demgegenüber bezeichnet die Pluralform Worte zusammenhängende Gruppen von Wörtern, ganze Wortgruppen und zusammenhängende Gedanken.

Für 13 Uhr war ein Antreten des Kontingents eingeplant, dann richtete Wilhelm II. einige Abschiedsworte an die Männer, bevor sie an Bord von drei Dampfern nach Ostasien aufbrachen. (Die Welt, 26.07.2021, S. 18)

Daher sprechen wir auch von Wörterbüchern und nicht von Wortebüchern, von Passwörtern und nicht von Passworten, andererseits geben wir Ehrenworte und keine Ehrenwörter und legen eben Worte, jedoch keine Wörter auf die Goldwaage. Bezüglich dieser Unterscheidung scheint es dennoch häufig Unsicherheiten zu geben; es kommt ab und an zu unerwarteten Verwendungen:

Dann bekomme ich nur kurze Stichwörter wie etwa 'Leiche ohne Kopf im Park'. (Berliner Zeitung, 27.01.2000, S.18)
Nenne fünf Tiere mit 'K' oder nenne fünf Orte mit 'B' oder nenne fünf Tunworte mit 'S'. (Oberösterreichische Nachrichten, 16.07.1997, Ressort: Leben)

In Leserbriefen, Foren und auf Internetseiten melden sich Sprachbeobachter verschiedener Meinungen zu Wort: Zum einen gibt es solche, die einen Unterschied zwischen Worten und Wörtern nicht kennen oder nicht kennen wollen, zum anderen solche, die denen absolut konträr gegenüberstehen und so genannte "Wörter"-Vernichter kritisieren, die angeblich nur noch von Worten sprechen und Begriffe wie Codeworte, Passworte und Fremdworte unter das Volk bringen, obwohl in all diesen Fällen die Pluralform -wörter passend wäre. So pauschal lässt sich die Unterscheidung jedoch nicht handhaben.

Ein kritischer Fall zeigt sich beispielsweise beim Plural von Stichwort: Es gibt hier beide Pluralformen und je nach Kontext müsste eine der beiden stehen, auch wenn dies nicht immer so gehandhabt wird. Stichwörter gehören beispielsweise in die Liste eines Wörterbuches, Stichworte hingegen notiert man sich, bevor man eine Rede hält. Es gibt aber auch mindestens einen Fall, bei dem die formulierte Regel nicht greift: So heißt es Sprichwörter anstatt Sprichworte, obwohl es sich dabei ja um ganze Redewendungen handelt.

Es ist fraglich, ob bei der Verwendungsweise von -wörter und -worten vielleicht ein Zusammenfall der beiden Bedeutungen im Gange ist, d.h. ob sich beide Plurale zu (stilistischen) Varianten entwickeln. Jedenfalls können bei Wort leicht Unsicherheiten darüber auftreten, welcher Plural angemessen ist. Bei anderen Fällen mit zwei Pluralen ist man sich vielleicht sicherer, was damit zusammenhängen könnte, das jeweils eine Variante weniger gebräuchlich ist. Beispiele:

Singular1. Pluralform2. Pluralform
Ding, dasDinge = nicht weiter konkretisierte Gegenstände oder SachverhalteDinger = (salopp) best. Dinge, deren genaue Bezeichnung man nicht nennen kann oder will
Tuch, dasTücher = Stück StoffTuche = (fachsprachl.) Segeltuch; Stoff als Material
Land, dasLänder = Staat / mehrere einzelne, klar voneinander abgegrenzte Gebiete, die man gegebenenfalls zählen kannLande = (veraltet/scherzhaft) mehrere, zwar prinzipiell verschiedene, aber untereinander zusammenhängende und eine größere Einheit bildende Gegenden
Mann, derMänner = mehrere einzelne IndividuenMannen = (veraltet/scherzhaft) Lehns-, Gefolgsleute / mehrere aufgrund einer Aufgabe zusammengehörende, eine Gruppe bildende Personen, wobei die Bedeutung des einzelnen Individuums in den Hintergrund tritt
Zeit also, um auch einmal über die schönen Dinge des Lebens zu reden. (Hamburger Morgenpost, 03.06.2006, S.35)
Die Dinger kannte ich von der Werbung und war schwer enttäuscht, als ich hinein gebissen hatte. (Rippberger, Irene: Rückblicke. Von der Seele geschrieben, 2005, S.394)

Neben einem bereits eingeführten Garderobenservice sollen Tischchen, Ablageflächen und dekorative Tücher dafür sorgen, dass man sich wohler fühlt. (St. Galler Tagblatt, 04.01.2000; Alternativkultur ist keine Party)
Hanf (oder Cannabis) ist auch eine Kulturpflanze, aus der seit Jahrtausenden Garne und Tuche hergestellt werden. (Berliner Zeitung, 21.04.1998, S.24)

Wenn zum Tag der Arbeit am 1. Mai zehn weitere Länder in die Europäische Union aufgenommen werden, dürfte die Zeit des Lamentierens vorbei sein. (die tageszeitung, 16.01.2004, S. I)
Wer im 5-Sterne-Hotel logiert, braucht demnach weniger als einer, der als Trekker durch die Lande zieht. (Vorarlberger Nachrichten, 15.01.2000, S. A5)

Männer werden nach Ansicht des Trendforschers Matthias Horx im 21. Jahrhundert immer entbehrlicher. "Klassische männliche Berufe gehen den Bach runter", sagte Horx der Zeitschrift "Bunte" (München). (Vorarlberger Nachrichten, 12.01.2000, S. D6)
Dort treffen die Mannen von Bundestrainer Heiner Brand auf Gastgeber Schweden. (die tageszeitung, 20.11.2004, S.19)

Ein ähnlicher Fall scheint bei den Wörtern Denkmal, General und Grabmal vorzuliegen: Denkmäler steht der Form Denkmale gegenüber, Generäle der Form Generale, so auch Grabmäler gegenüber Grabmale. Auch scheint es Unterschiede zwischen Kräne und Krane (zugehörig zum Singular der Kran) und zwischen die Wasser und die Wässer (zugehörig zum Singular das Wasser) zu geben. Sie bestehen wohl darin, dass eines der Wörter fachsprachlich oder im gehobenen Sprachgebrauch verwendet wird.

2. Plurale mit verschiedenen Bedeutungen

Bei dieser zweiten Gruppe handelt es sich um die im Volksmund genannten "Teekesselchen". Diese sind gleichlautende Wörter, die allerdings schon im Singular zwei oder mehrere verschiedene Bedeutungen aufweisen. Sie lassen sich nun noch einmal aufspalten in die Gruppe derer, die mit gleichem Artikelwort gebildet werden, also das gleiche grammatische Geschlecht (Genus) haben, und derer, die verschiedene Artikel besitzen.

a) Gleiches Genus

Eines der Paradebeispiele beim Kinderspiel "Teekesselchen" ist die Bank: Obwohl hier das Artikelwort übereinstimmt, handelt es sich inhaltlich im heutigen Sprachgebrauch jedoch um zwei völlig verschiedene Dinge (Homonymie). Schon im Singular sind sowohl die Bedeutungen 'Sitzmöbel, Handwerkstisch' als auch 'Geldinstitut, Sammelstelle' angelegt, im ersten Falle lautet der Plural Bänke (Parkbänke, Werkbänke, etc.) und im zweiten Banken (Postbanken, Datenbanken, Blutbanken etc.).

Hier lassen sich noch weitere Beispiele aufführen:

Singular1. Plural2. Plural
Bau, derBaue = Höhlen als Unterschlupf bestimmter Säugetiere; ausgebaute Stollen, GrubenBauten = Gebäude, Bauwerke
Dorn, der Dorne = dornartige Metallstücke/ Werkzeugteile (Technik)Dornen = spitze Pflanzenteile
Druck, derDrucke = das Drucken, gedruckte WerkeDrücke = wirkende Kräfte
Gesicht, dasGesichter = Vorderseiten menschlicher KöpfeGesichte = Visionen
Korn, dasKörner = GetreidefrüchteKorne = Teile eines Gewehrs
Mutter, dieMütter = ElternteileMuttern = Schrauben
Strauß, derSträuße = Blumengebinde; (geh. veraltet) Kämpfe, StreitereienStrauße = Vertreter einer Vogelart
Biberbaue bestehen aus einem meterlangen, weit verzweigten unterirdischen Röhrensystemen mit Wohnkesseln am Ende und der aus Ästen kunstfertig gebauten Biberburg obendrauf. (die tageszeitung, 03.07.2004, S. IV)
Einfamilienhaus: Neubauten werden vom Staat weiterhin stärker unterstützt als der Erhalt von Altbauten. (Berliner Zeitung, 12.04.2003, Ressort: Immobilien, S. 1)

Elf Dorne habe man bislang gefunden. Sie sind zwölf Zentimeter lang und haben einen Durchmesser von 1,5 Zentimetern. (Berliner Zeitung, 16.12.1998, S. 29)
Rosen ohne Dornen gibt es nicht. (die tageszeitung, 30.10.1989, S. 14)

Die Drucke in den Vitrinen gehen bis auf das Jahr 1631 zurück. (Die Zeit, 03.12.1998, S.58)
Dazu sind allerdings extrem hohe Drücke von etwa 2000 bar erforderlich. (Frankfurter Allgemeine, 30.05.2005, Käfige mit Zukunft Wasserstoff in Metallspeichern)

Bei der anschließenden Siegerehrung in der Kulturtalhalle in Klösterle sah man viele lachende Gesichter, Verlierer gab es keine. (Vorarlberger Nachrichten, 30.03.2000, S. W29)
An drei Tagen widmeten sich die jungen Teilnehmer dem Thema "Umgang mit Angst, Ärger, Wut", wobei die biblische Gesichte vom Propheten Jona zu Grunde lag. (Mannheimer Morgen, 11.11.2005, Ressort: Stadtteilausgabe Süd; Die Hände nicht zum Schlagen benutzen)

"Wir kaufen unseren Meerschweinchen mal was ganz Leckeres. Die kriegen nämlich meistens nur Körner, und jetzt gibt's auch mal Beeren. (Frankfurter Rundschau, 04.03.1999, S. 20)
Kommt ein Schütze mit der Größe von Kimmenausschnitt bzw. Korn nicht zurecht, stehen verschieden große Kimmen und Korne zur Verfügung. (Wikipedia, 2017, http://de.wikipedia.org/wiki/Walther_GSP)

Ich denke, es liegt daran, daß sich die Frauen im Rollenverhalten viel stärker emanzipiert haben als die Männer. Zumindest haben die Mütter begriffen, daß die Haus-, Hof- und Herd-Ära vorbei ist und daß sich die gesellschaftlichen Anforderungen an das weibliche Geschlecht radikal geändert haben. (Frankfurter Rundschau, 13.01.1999, S. 20)
Dieses beinhaltet sowohl Schrauben, Muttern, Rohrbögen und andere Befestigungselemente als auch verschiedene Zeichnungsteile. (technik + EINKAUF, 13.10.2020)

Zwei Sträuße gelber Tulpen schmücken den schlichten Altar. (Berliner Zeitung, 12.03.2001, S. 28)
Strauße sind Laufvögel, die gewohnt sind, über riesige Territorien zu verfügen. (Salzburger Nachrichten, 22.10.1994; Tierleid und Verlustgeschäft)

b) Verschiedene Genera

Nun gibt es noch Wörter, die sich schon äußerlich dadurch voneinander abgrenzen, dass sie einen anderen Artikel besitzen. Hier kommt es auch zu unterschiedlichen Bedeutungen. Zu diesem Phänomen, nämlich zu den Bedeutungsunterschieden bei Genusvarianz, gibt es auch noch einen weiteren Artikel: Der Moment und das Moment - Bedeutungsunterschiede bei Genusvarianz.

Band beispielsweise kann sogar drei verschiedene Bedeutungen haben: Das Band kann etwas sein, das - grob beschrieben - um Dinge gebunden wird und den Plural Bänder (Haarbänder, Videobänder, Messbänder, Maßbänder etc.) hat, das Band kann allerdings auch eine Bindung, eine enge Beziehung zwischen Menschen bezeichnen, wobei dann die Pluralform Bande gebraucht wird (Familienbande, zarte Bande). Der Band jedoch bezeichnet ein Buch, mehrere Bücher bezeichnet man dann als Bände (Bildbände).

Diese Gruppe weist noch eine Vielzahl von weiteren Wörtern auf. Allerdings scheint Band mit seinen drei verschiedenen Pluralformen eine Ausnahme darzustellen:

SingularPluralSingularPlural
Bund, derBünde = Einfassungen an Röcken bzw. an Hosen (mit Stoffstreifen); VereinigungenBund, dasBunde = zu einem Bündel Zusammengebundenes
Flur, derFlure = Gänge, DielenFlur, dieFluren = Landschaften
Gehalt, derGehalte = Inhalte, AnteileGehalt, dasGehälter = Löhne
Kiefer, derKiefer = SchädelknochenKiefer, dieKiefern = Nadelbäume
Leiter, derLeiter = Manager; Stoffe, dieEnergie leitenLeiter, dieLeitern = Geräte mit Sprossen oder Stufen zum Hoch- bzw. Hinuntersteigen
Mangel, derMängel = FehlerhaftigkeitMangel, dieMangeln = Geräte zum Glätten von Wäsche (Wäschemangel)
Marsch, derMärsche = Musikstücke; das MarschierenMarsch, dieMarschen = Landschaften
Schild, derSchilde = Schutzschilde, WappenschildeSchild, dasSchilder = Verkehrsschilder
Steuer, dieSteuern = Finanzielle Abgaben an den StaatSteuer, dasSteuer = Vorrichtungen zum Lenken
Tor, derToren = Törichte, unkluge MenschenTor, dasTore = Große Türen; Tore beim Sport
GAL-Kollege Martin Schmidt (ewiger Franke) und selbst Sozialsenatorin Karin Roth (Nürtingen pur) fallen dem redlich Bünde schmiedenden Bürgermeister in den Rücken. (die tageszeitung, 01.04.2000, S. 30)
Mousse: 4 Bunde Petersilie, 2 Schalotten, 200 g Spinat, 200 g Frischkäse, Salz, Pfeffer, 1 Prise Zucker, ein paar Spritzer Worcestersauce. (Züricher Tagesanzeiger, 22.02.2000, S. 17)

Er lässt seine Mittagspause sausen und eilt noch einmal die Flure entlang, damit der Besuch den jüngsten Stolz des Hauses zu sehen bekommt. (die tageszeitung, 01.03.2005, S. 5)
Nach einer längeren Fahrt durch Forste, Fluren und Hügel des Wienerwaldes folgt ein letzter längerer Anstieg. (Die Presse, 27.05.2000, Ressort: Spectrum/Wissenschaft)

Die verschiedenen Gehalte gerade der französischen Mineralwasser spiegeln die Wünsche der Kundschaft. (die tageszeitung, 27.08.2005, S. 29)
Zudem brachte er mehr Flexibilität bei Arbeitszeiten und leistungsorientierte Gehälter ins Gespräch. (Süddeutsche Zeitung, 03.11.2014, S. 21)

Unermüdlich zermalmten seine Kiefer den Kaugummi. (Berliner Zeitung, 02.05.1998, S. 32)
Der Berliner Wald besteht zu 66 Prozent aus Kiefern, während in Süddeutschland eher Fichtenwälder die Regel sind. (die tageszeitung, 24.11.2004, S. 22)

In Krefeld und Oer-Erkenschwick wurden die Leiter der Untersuchungsstellen von sämtlichen Funktionen entbunden, weil sie Fleischlastzüge ohne Kontrolle abgefertigt hatten. (die tageszeitung, 22.05.1987, S. 2)
Unterhalb der Sprungtemperatur fließt elektrischer Strom widerstandslos durch die Leiter, ohne dass Energie zum Beispiel in Form von Wärme verpufft. (Süddeutsche Zeitung, 27.06.2023, S. 12)
Ehe die Leitern an die Bäume gestellt wurden, sprachen sich die Kursleiter mit den Teilnehmern über das geplante Vorgehen ab. (St. Galler Tagblatt, 18.02.1998; Mehr Laub bringt dickeres Wachstum)

Das neue Gesamtsprachkonzept seinerseits wies erhebliche Mängel und Ungerechtigkeiten auf. (die tageszeitung, 24.02.2003, S. 14)
An den meterbreiten Mangeln stehen auch hier meistens Frauen, die Mehrzahl Vietnamesinnen, und mangeln, mangeln, mangeln. (die tageszeitung, 09.10.1990, S. 23)

Was es alles darin gibt! Märsche verschiedener Art, Ragtime, Walzer, Tango, Choral. (Berliner Zeitung, 24.01.1998, S. 12)
Die Wasserläufe in den Marschen werden zu Rinnsalen oder trocknen aus, in den grossen Fluss Shatt al-Arab drückt salziges Meerwasser aus dem Persischen Golf. (NZZ am Sonntag, 24.09.2023; Im Slum der Bauern)

Daneben erfreuten sich Speere, Blasrohre, Schilde und Keulen sowie Waffen jeglicher Art einer großen Beliebtheit. (die tageszeitung, 20.03.1991, S. 15)
"Radfahrer absteigen und andere Straßenseite benutzen" gebieten zwei große weiße Schilder am Fuß des Abhangs. (die tageszeitung, 22.03.2005, S. 21)

„Aber nur die Toren haben ihn unterschätzt“, sagte Giebelmann. (Rhein-Zeitung, 31.08.2017, S. 7)
Nur die beiden Tore des Altbaus sind noch zu sehen. (Berliner Zeitung, 02.01.1998, S. 11)

3. Ein besonderer Fall: der Strahl

Einen interessanten Fall stellt das Wort Strahl dar, wie es auch in Komposita, wie Lichtstrahl, Wasserstrahl, Sonnenstrahl, Lampenstrahl oder Röntgenstrahl, vorkommen kann. Moderne Wörterbücher verweisen meist nur auf eine Pluralform: die Strahlen.

Warme Strahlen tauchen die Stadt in goldenes Licht und lassen einen das Frösteln vergessen. (die tageszeitung, 13.02.2003, S.20)

Allerdings werden einige Sprecher des Deutschen vielleicht aufhorchen und meinen, es gäbe doch auch den Plural Strahle. Für Strahle finden sich in DeReKo zwar nur wenige direkte Belege, aber viele für Komposita auf -strahle (wenn auch weniger als für den Plural Strahlen).

Letztlich gilt es zwei Behältnisse durch gezielte Strahle mit Wasser zu füllen. (Mitteldeutsche Zeitung, 19.09.2005; Finne-Teams vorn unter sich)
So sind die selbst von der Bundesstraße 187 zu sehenden Wasserstrahle auch eine Mahnung an die Verantwortlichen, den ersehnten Elsterübergang nicht aus den Augen zu verlieren. (Mitteldeutsche Zeitung, 09.03.2011; Nach Brieflektüre noch einmal richtig aufgedreht)

Hier liegt wohl wieder ein inhaltlicher Unterschied vor: Wasserstrahle beispielsweise sind zählbar, weswegen möglicherweise die Pluralform Strahle genutzt wird. Sonnen- oder Röntgenstrahlen sind dagegen nicht zählbar, und hier scheint die Pluralform auf -strahlen gebräuchlich. Ein weiterer inhaltlicher Unterschied besteht hierin: Wasser ist materiell, es besteht aus Teilchen, während Sonnen- und Röntgenstrahlen Energiewellen sind.

Obige "Strahlentheorie" hört sich zwar sehr schön an, in der Realität wird sie allerdings nicht konsequent angewandt. Oft ist die Anzahl der Plurale auf -en sehr viel höher, wenn die Zusammensetzungen mit -ung besonders häufig sind, doch scheint auch hier kein grundsätzlicher Zusammenhang zu bestehen. Es gibt auch viele Belege für Lichtstrahle oder Lampenstrahle auf der einen Seite und Wasserstrahlen auf der anderen Seite.

Zwei "Lichtstrahle" am Wörgler Himmel waren zu wenig. (Neue Kronen-Zeitung, 18.04.1995, S.48)
Bei Fehlsichtigen kann das Auge die Lichtstrahlen nicht mehr so bündeln, dass sie auf der Netzhaut scharf abgebildet werden. (St. Galler Tagblatt, 27.02.1999; Das Auge im Visier der Chirurgen)
Lampenstrahle schneiden durch den Qualm, suchend. (die tageszeitung, 14.10.2004, S.24)
Zwei Feuerwehrwagen bildeten mit Wasserstrahlen einen Triumphbogen. ([Berliner Zeitung, 06.07.2004, S.14)

Insgesamt lässt sich wohl festhalten, dass zumindest die Pluralform Strahlen nie falsch ist und immer verwendet werden kann.

Fazit

Wörter bezeichnen üblicherweise die klassischen Zeicheneinheiten der Sprache, wie sie in Listen, Wörterbüchern oder als Elemente von Texten auftreten, Worte mehrere zusammenhängende Wörter, Reden oder Redeteile (z.B. ermutigende Worte).

Die so genannten "Teekesselchen", die schon im Singular verschiedenen Dinge bezeichnen, haben oft verschiedene Plurale, etwa Bau - Baue/Bauten. Bei Strahl kann der Plural variieren.

Verwendete Literatur: Wegener 2004

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Autor(en)
Katharina Kemmer, Matthias Mösch
Bearbeiter
Roman Schneider
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