Backte oder buk, haute oder hieb? — Schwache oder starke Flexion

Backte der Bäcker das Brot oder buk er es? Das ist wohl eines der am häufigsten zitierten Beispiele für unterschiedliche Präteritumsformen.

Präteritumsformen, die mit -te /-test /-te /-ten /-tet /-ten gebildet werden, heißen schwache Formen:

ich backte
du backtest
er backte
wir backten
ihr backtet
sie backten

Die andere Art, das Präteritum zu bilden, besteht darin, den Vokal im Infinitivstamm zu verändern, also z.B. "a" in backen zu "u" in buk. Diese Formen werden auch starke Formen genannt:

ich buk
du bukst
er buk
wir buken
ihr bukt
sie buken

Neben backen mit den beiden Präteritumsformen backte und buk gibt es noch weitere Verben, die im Präteritum schwache und starke Formen aufweisen. Hier zur Illustration eine alphabetisch geordnete Liste einiger gebräuchlicher Verben mit schwachen und starken Präteritumsformen:

Infinitivschwache Formstarke Form
backenbacktebuk
bewegenbewegtebewog
erschreckenerschreckteerschrak
hängenhängtehing
hauenhautehieb
melkenmelktemolk
pflegenpflegtepflog
schaffenschaffteschuf
steckenstecktestak

Wie ist es zu diesen Doppelungen gekommen?

Das Nebeneinander von zwei Flexionsmustern erklärt sich dadurch, dass das alte (althochdeutsche) starke Flexionsmuster allmählich einem neueren schwachen Flexionsmuster gewichen ist. Neue Verben wurden überwiegend schwach flektiert. Auch viele Verben mit ursprünglich starker Flexion wurden allmählich schwach flektiert. Bei einigen dieser Verben ist der Übergang abgeschlossen, so dass die starken Formen sogar aus unserem Gedächtnis verschwunden sind. Das ist z. B. der Fall beim Verb bellen, das heute schwach flektiert wird (bellen, bellte, gebellt) und im Althochdeutschen stark flektiert wurde (bellan, ball, gibollan). Bei anderen Verben gibt es noch beide Flexionsmuster nebeneinander, wobei sich häufig – aber nicht immer – verschiedene Bedeutungen herausgebildet haben. Darüber hinaus gibt es noch eine Reihe von Verben, die ihre urprüngliche starke Flexion beibehalten haben. Das erklärt sich dadurch, dass diese Verben sehr gebräuchlich waren, und es immer noch sind, wie z.B. nehmennahmgenommen. Angesichts dieses noch nicht abgeschlossenen Übergangs von stark flektierenden zu schwach flektierenden Verben sind Unsicherheiten bei der Wahl der Präteritumsform (und des Partizips Perfekt) nicht verwunderlich.

An den nachfolgend behandelten drei Verben kann man exemplarisch verschiedene Grade des Übergangs von starker zu schwacher Flexion beobachten.

Backte/buk

Backte oder buk? Diese Frage scheint viele zu interessieren. In der "taz" findet man z.B. die Meinung:

Deutsch kann schön sein. Man muß nur in ein wenig älteren Duden stöbern und den Dialekten lauschen. Dann entdeckt man mitunter Wörter, die ausdrucksfähiger sind als vieles, womit man sich sonst verständigt. "Wohlfeil" ist so ein Wort oder "gschamig", dazu unregelmäßige Präteritumsformen: wenn der Bäcker Brot buk und nicht backte. Sagt kein Mensch mehr, außer Wiglaf Droste, bei dem aus sprachlichen Schmankerln schöne Geschichten werden.
[die tageszeitung, 24.01.1996, S. 24]

Ob das wohl stimmt, dass kein Mensch mehr buk sagt? Wenn gemeint ist, dass niemand mehr im Alltag so spricht, dann kann man dem wohl beipflichten. In schriftlichen Texten allerdings sind die starken Präteritumsformen von backen heute noch lebendig. Im DeReKo-Archiv W der geschriebenen Sprache, in dem vorwiegend Zeitungstexte mit insgesamt über 10 Milliarden Wortformen erfasst sind, kommt zum Beispiel die schwache Präteritumsform backte ungefähr gleich oft vor wie die starke Form buk (1450 zu 1391, Stand Mai 2023). Eigentlich ist das gar nicht so wenig für eine totgesagte Form!

Als sie in Alfred Bioleks Kochstudio einen Kuchen backte, überraschte es sie, dass die halbe Nation zuschaute.
[die tageszeitung, 22.08.2003, S. 5]
Die beiden Brote, die ich vorher backte mit Hefezusatz noch, die sind bei weitem nicht so in die Höhe gegangen.
[http://www.chefkoch.de/forum]

Wenn wir Weihnachtsplätzchen buken, dann wollte jeder von uns Geschwistern nur mit dem Schweinchen ausstechen.
[die tageszeitung, 30.01.2002, S. 13]
gestern buk meine Freundin ein leckeres Sauerkrautbrot für mich mit - ich habe es auf arbeit und etwas Butter dazu - wird das ein geschmatze werden, frisch mit butter mag ich brot am liebsten.
[http://www.kochmeister.com]
"Insbesondere im Rheinland buken die Menschen mit viel Dinkel."
[Berliner Zeitung, 26.09.2003, S. 8]
Der Vater war der Boss, seine Söhne arbeiteten für ihn, während die Mutter und die Töchter zu Hause blieben und Tortillas buken, außer am Sonntag, wenn alle zur Kirche gingen.
[die tageszeitung, 17.06.2005, S. 15]
Während die Kleinen auf dem Gelände herumtobten, hatten fleißige Eltern Berge von Kartoffeln geschält und gerieben. Aus dem Kartoffelbrei buk Heinz Holdefehr leckere Reibekuchen.
[Mannheimer Morgen, 28.09.2005; Spiele und Basteleien rund um die Kartoffel]
Dort in Ohio buk er deutsches Körnerbrot und rheinische Rosinenschnecken. Meister und Kundschaft waren erfreut - das war mal etwas anderes als das blasse Pappbrot und die rosa Zuckerteilchen.
[Frankfurter Allgemeine, 06.09.2003; Zum Brötchenbacken in die Vereinigten Staaten]

Wir backten bis weit nach Mitternacht. [Berliner Zeitung, 06.12.2002, S. 22]
Die Bürger sammelten sich in Fußgängerzonen, Köche backten Linda-Herzen, Minister outeten sich als Kartoffelliebhaber.
[die tageszeitung, 19.05.2005, S. 11]
In der Lampertheimer Pestalozzischule backte eine ganze Klasse leckere Osterhasen.
[Mannheimer Morgen, 04.03.2005; Alles bastelt, malt und backt]
Er drapierte roten Samt über den Bettpfosten und backte seine Crumpets in der vollgerümpelten, dunklen Küche im Untergeschoß, die er nach einem Bild von Beatrix Potter eingerichtet hatte, auf einer Eisenplatte im Kamin.
[Frankfurter Allgemeine, 02.01.2003; Die Tür ist angelehnt, der Toast angebissen]
Andere blieben und wurden zu Selbstversorgern, die ihr Brot selber backten, Butter und Käse für den Eigenbedarf herstellten und im Dorfladen anschreiben ließen.
[Die Zeit (Online-Ausgabe), 01.04.2004, Nr. 15, , S. 34]

Die Beispiele mit buk/buken stehen sichtlich weder in ironisierenden Kontexten noch fallen sie durch besondere Altertümlichkeiten oder sonstige stilistische Besonderheiten auf.

Auch der Ausdruck "kleine Brötchen backen" ist im Präteritum sowohl mit backte als auch mit buk belegt:

Großkampen buk kleine Brötchen.
[RZ-Online Artikelarchiv vom 01.03.2004; http://rhein-zeitung.de]

Im weiteren Verfahren gab der Kreis klein bei und backte kleine Brötchen.
[Bund-Informationen aus Nordrhein.Westfalen, August 2004; http://www.bund-nrw.de]

Ein diachroner Vergleich relativer Verwendungshäufigkeiten der schwachen Präteritumsformen backte/backten (backtest und backtet sind im Korpus nicht belegt) und der starken Formen buk/buken (bukst und bukt ohne Beleg) über die Jahre 2000 bis 2020 im regional stratifizierten und auf DeReKo basierenden Orthografischen Kernkorpus (OKK) zeigt tatsächlich Unterschiede – allerdings nicht so groß, wie man intuitiv vielleicht vermuten würde:

Fazit: Die Formen buk/buken sind im heutigen geschriebenen Deutsch noch lebendig, obwohl sie etwas seltener als backte/backten verwendet werden. Man findet sie nicht nur in literarischen, sondern auch in eher umgangssprachlichen Texten. In der alltäglichen gesprochenen Sprache muten die starken Formen von backen aber wohl doch altmodisch oder gestelzt an.

Das Partizip Perfekt, auch Partizip II genannt, von backen heißt dagegen recht eindeutig gebacken: Der Bäcker hat das Brot gebacken. In DeReKo dominieren Belege für diese starke Form gegenüber der schwachen Form gebackt:

Allerdings findet sich in alltagssprachen Kontexten durchaus auch die Form gebackt, wie Belege aus Foren und Chatrooms zeigen:

Wenn es nicht fertiges ”Teigwurzel” gibt, wird das Brot heute auf diese Weise gebackt [...]
[http://www.chefkoch.de/forum]
Zu Ostern wird wieder viel gekocht und gebackt.
[http://ostern.infos.45227.vs.webtropia.com]
Ich habe einmal den Kaltmamsellschen Marmorkuchen gebackt und das war eine reine Katastrophe.
[http://mequito.org/stories/770]
Ein Blick durchs Sichtfenster zeigt die Backstube - wie von Geisterhand wird gemischt, geknetet und gebackt. [http://www.yatego.com]

Es gibt ein weiteres Verb backen (also ein Homonym) mit der Bedeutung 'kleben'. Dieses Verb wird schwach flektiert. Also Infinitiv: backen — Präteritum: backte — Partizip Perfekt: gebackt. Dieses Verb backen wird meist in Zusammensetzungen verwendet (festbacken, zusammenbacken u. Ä.)

Die schweren Erdklumpen backten an den Schuhen.
Die felswand besteht aus styropor klumpen, die ich mit heißkleber festgebackt habe und dann mit gips überzogen
[mein erstes Formi | www.AMEISENHALTUNG.de - Forum]
Wahrscheinlich ist es beim letzten Mal während des Transports geschmolzen und zusammen gebackt.
[http://www.team-andro.com]

Aus dem Englischen übernommen und noch englisch ausgesprochen wird backen (eingedeutschte Form von to back) mit dem Partizip Perfekt gebackt. In der Musikszene wird es verwendet z. B. im Sinne von "im Hintergrund musikalisch unterstützen/begleiten"; in digitalen Kontexten im Sinne von "ein Backup (= eine Sicherheitskopie) machen":

Auf der kleineren Bühne trat zeitgleich die Studio One-Legende Ken Boothe auf; gebackt von der Court Jester's Crew zeigte er ein phantastisches Programm, inklusive des 70er Jahre-Hits "Speak Softly Love", den er dem zwei Tage zuvor verstorbenen Marlon Brando widmete.
[http://www.dancehallmusic.de]
Wenn du Strukturiert bist und deine Seiten in Ordner gebackt hast wie DownloadSpiele, DownloadProgramme, und in den Ordner ein Ordner Downlads ist so wie die HTML Datei dann muss der link so aussehen [...]
[http://www.forumla.de/f-computerforum-13]

Melkte/molk

Im Gegensatz zu unserem empirischen Befund zu backte und buk gibt es im DeReKo-Archiv W mehr Beispiele für die starken Flexionsformen molk/molken als für die schwachen Formen melkte/melkten (302 Belege für molk/molken gegenüber 206 Belege für melkte/melkten, Stand Mai 2023). Eine Internet-Volltextsuche in deutschsprachigen Texten zeigt ein ähnliches Verhältnis (wobei solche Internetstudien nur bedingt aussagekräftig sein können, vgl. Wie kommt man zu empirischen Aussagen?).

Merkliche Unterschiede in der Stilschicht der Beispiele sind nicht auszumachen. Vielleicht sind die Texte, in denen melkte/melkten vorkommen, ein wenig alltagsprachlicher als die, in denen molk/molken verwenden werden.

Diese Quote wurde nach Aufhebung der Flächenbindung eifrig und teuer zwischen den Bauern verpachtet oder verleast - es entstanden so genannte "Sofa-Melker", Landwirte, die selber nicht mehr melkten, aber Pacht kassierten.
[die tageszeitung, 01.11.2000, S. 7]
Paul Bocuse bearbeitete den Garten, melkte die Kühe, machte die Wäsche, bügelte - und fand noch die Energie für das Wirken am Herd.
[Mannheimer Morgen, 10.02.2001, Der Koch des Jahrhunderts wird 75 Jahre]

Dorffest-Besucher molken um die Wette.
[Berliner Zeitung, 27.08.2001, S. 27]
Die Bauern molken ihre Kühe, mähten Wiesen, erzählten zwischendurch den Kindern Geschichten und spielten abends Akkordeon - ohne zwischen Pflicht und Vergnügen klar zu trennen.
[Die Zeit, 07.05.1998, Nr. 20, Ressort: Wissen; Die Last der Hast, S. 39]

Ein diachroner Vergleich relativer Verwendungshäufigkeiten der schwachen Präteritumsformen melkte/melkten und der starken Formen molk/molken über die Jahre 2000 bis 2020 zeigt bis auf wenige Ausnahmen die starken Formen vorne. Eine klare Entwicklungstendenz lässt sich zumindest für diesen Zeitraum nicht verlässlich ableiten:

Fazit: molk/molken und melkte/melkten sind Formen, die im heutigen Deutsch parallel existieren und ohne nennenswerten Unterschied verwendet werden. In geschriebener Sprache kommen die schwachen Formen seltener als die starken Formen vor.

In der Standardsprache heißt das Partizip Perfekt / Partizip II von melken gemolken. Die schwache Form gemelkt kommt im DeReKo-Archiv W nur 26 mal vor, gegenüber 5.605 Belegen für gemolken (Stand Mai 2023). Eine Internet-Volltextsuche bestätigt diese Präferenz.

Haute/hieb

Im DeReKo-Archiv W kommt haute (im Sinne von "schlagen") bei unserer Recherche 7.555 mal und hieb 7.161 mal vor (Stand Mai 2023). Auf den ersten Blick scheint die Beleglage für beide Flexionsformen also ausgewogen. Allerdings findet sich hieb sehr häufig in Redewendungen wie hieb- und stichfest. Zieht man diese Belege heraus, dann wird die Präferenz für haute sehr viel deutlicher.

Die Belege für hieb und haute verteilen sich über das gesamte deutschsprachige Gebiet (inklusive Schweiz und Österreich) ohne feststellbare geografisch bedingte Präferenzen für die eine oder andere Form. Schaut man sich aber die Bereiche genauer an, aus denen die Belege stammen, fällt auf, dass hieb tendenziell eher in Texten, in denen über Historisches, Mythologisches o. Ä. berichtet wird, verwendet wird. Im Bereich Sport dagegen scheint das schwache Präteritum von hauen üblich:

Neuville, der große Zauderer der letzten Jahre, haute den Ball einfach mit dem Vollspann ins Kölner Tor: ein gerader Schuß, ganz ohne Schnörkel und ohne Zweifel.
[Frankfurter Allgemeine, 19.11.2001; Leverkusen wächst]
Ein abgefälschter Freistoß gelangte zum gänzlich freistehenden Jens Krinke, doch statt einfach ins leere Tor zu schieben, haute er vehement drauf und der Ball klatschte vom Pfosten ins Feld zurück.
[Frankfurter Rundschau, 24.02.1997, S. 28]
Links und rechts, flach und hoch, aus weiter und noch weiterer Entfernung - wie es ihm gerade paßte haute der Assistenz- Trainer der Offenbacher Kickers beim Auftakttraining des Zweitliga-Aufsteigers den Ball ins Tor.
[Frankfurter Rundschau, 09.07.1999, S. 34]

Nur selten findet man in Sportberichten Sätze mit der starken Flexionsform:

Schon nach drei Minuten hieb der 22 Jahre alte Kaiserslauterer Michael Ballack den Ball von außerhalb des Strafraums hoch ins Tor der Berliner.
[Frankfurter Allgemeine, 08.03.1999; Schwan träumt von Hollywood]
Stellvertretend rächte er sich am bösen Ball. Nach Raúls Tor hieb er ihn mit Wucht in den Nachthimmel.
[Berliner Zeitung, 14.02.2003, S. 32]

Auch in idiomatischen Ausdrücken (Redewendungen) wie auf den Putz, auf die Pauke, in die Tasten, um sich hauen findet man meist die schwache Präteritumsform:

Obwohl sie dem Publikum ihre Worte wie Backpfeifen um die Ohren haute, verstärkte auch Silke Scheuermanns Lesung den Eindruck von Melancholie in Novaks Dichtung.
[Frankfurter Allgemeine, 14.09.2005; Poesie der Heimatlosigkeit]
Zwischendurch schenkt uns Denis Fischer, der bereits im September das Publikum mit seiner wunderschönen Stimme und umwerfender Bühnenpräsenz glattweg von den Sesseln haute, einen zauberhaften Abend, an dem er Songs wie Willi de Villes "Heaven stood still" oder Tim Currys hirn- und herzzerreißende Ballade "Something Short of Paradise" interpretiert.
[Berliner Zeitung, 25.11.2005, S. 12]

Hieb konkurriert übrigens nicht nur mit dem umgangssprachlicheren haute, sondern auch mit dem stilunauffälligen schlug. Dies hat zur Folge, dass hieb, außer in idiomatischen Verbindungen wie z.B. mit Kerbe, bevorzugt in Texten gehobenen Stils (z.B. in Enzyklopädien) verwendet wird:

Die CDU müsse kämpfen für ein erfolgreiches, friedliches und gerechtes Deutschland, forderte Merkel und erhielt dafür auf dem Marktplatz des Hessenparks starken Beifall. Edmund Stoiber hieb in die gleiche Kerbe.
[Frankfurter Allgemeine, 26.09.2005; "Die Hessen-Union wird hinter dir stehen"]
Danach hieb der Teufel aus Wut über den Bau der Neuen Kirche Bad Suderode [...] seine Klauen in den Opferstein.
[de.wikipedia.org/wiki/Neue_Kirche_Bad_Suderode]

In anderen Texten wirkt hieb eher gekünstelt bzw. ironisierend:

Meine Oma hieb mir die Handtasche in die Nieren und behauptete: "Den Quatsch hat er nur von dir!"
[die tageszeitung, 31.12.2004, S. V]
Schließlich hob ich die rechte Faust, hieb dreimal gegen die Tür und siehe, mir ward aufgetan.
[die tageszeitung, 24.12.1999, S. 35]
Einmal war Wolf-Biermann-Gedächtnisunterwäschemodeschau. "Seht diese Unterhose!", rief er und hieb für jeden einen Zipfel ab.
[die tageszeitung, 12.11.2001, S. 20]

Gelegentlich wird hieb sogar für das Präteritum von heben gehalten:

Der Kopfbesitzer zuckte kurz, rannte los, bremste und drehte wieder ab, und dann hieb er die Fäuste jubelnd in den Himmel.
[Berliner Zeitung, 22.11.2004, S. 16]

Ein diachroner Vergleich relativer Verwendungshäufigkeiten der schwachen Präteritumsformen haute/hauten und der starken Formen hieb/hieben über die Jahre 2000 bis 2020 zeigt deutlich niedrigere und weiter abnehmende Belegzahlen für die starken Varianten:

Fazit: Trotz Belegen in Zeitungstexten und Redewendungen scheint hieb als Präteritum von hauen zunehmend aus dem aktiven deutschen Wortschatz zu verschwinden.

In der Standardsprache heißt das Partizip Perfekt / Partizip II von hauen gehauen. Dies bestätigt die Suche im DeReKo-Archiv W (Stand Mai 2023): 19.686 mal gehauen gegenüber 678 mal gehaut. Bei der Verwendung des Partizips II gehaut gibt es regionale Präferenzen: in Österreich wird es häufiger verwendet. Von den 678 Beispielen stammen über 600 aus österreichischen Quellen. Nichtsdestotrotz wird auch in Österreich, zumindest in der geschriebenen Sprache, gehauen bevorzugt.

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Autor(en)
Jacqueline Kubczak
Bearbeiter
Roman Schneider
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