Sendete/wendete oder sandte/wandte? — Variation in der Flexion und Bedeutungsunterschiede

Mit den Formen sandte, gesandt und wandte, gewandt reihen sich senden und wenden in eine kleine Klasse von Verben ein, die, wie bei schwachen Verben üblich, das Präteritum und das Partizip II mit (-e)te (wie bei kaufte) für das Präteritum und ge+Stamm+(e)t für das Partizip II (wie bei gekauft) bilden. Zusätzlich aber zeigen diese Verben das Präteritum und das Partizip II durch eine Änderung des Stammvokals an, was sie in die Nähe der starken Verben bringt. Außer dem Wechsel von e zu a werden diese Verben ganz regelmäßig schwach flektiert. Zu dieser kleinen Klasse von Verben gehören:

brennen - brannte - gebrannt
bringen - brachte - gebracht
denken - dachte - gedacht
kennen - kannte - gekannt
nennen - nannte - genannt
rennen - rannte - gerannt
senden - sandte - gesandt
wenden - wandte - gewandt

Aber nur senden und wenden (und einige darauf basierende Verben wie z.B. absenden, zusenden, abwenden, anwenden u.a.) leisten sich den Luxus von zwei verschiedenen schwachen Formen im Präteritum und im Partizip II: sendete/sandte, wendete/wandte und gesendet/gesandt, gewendet/gewandt. Da liegt doch die Frage nahe, ob der Autor des folgenden Textes als geübter Schriftsteller den Wechsel von wendete zu wandte nur zur Vermeidung einer Wiederholung vorgenommen hat oder ob er noch andere Gründe hatte?

Sie ging rasch hin und her zwischen den Schränken, kniete vor dem Kühlschrank, wendete das Fleisch in der Pfanne. Sie kam zu ihm, ließ sich das Schürzenband zubinden, wandte das Gesicht klar und höflich über die Schulter. (Johnson, Uwe: Das dritte Buch über Achim, Erstv. 1961. Frankfurt a.M., 1962, S. 22)

Der Vokalwechsel beruht nicht auf den üblichen Konjugationsmustern der starken Verben, sondern auf der Existenz von konkurrierenden Formen in den alten germanischen Dialekten. Für senden sind schon seit jeher sowohl Formen mit a als Formen mit e überliefert: Gotisch: sandjan, Vergangenheit: sandita; Altnordisch: senda, Vergangenheit senta; Altfriesisch: senda/santa, Vergangenheit: sante usw.

Im Althochdeutschen hat sich die Infinitiv- und Präsensform senden/senten durchgesetzt mit den beiden Vergangenheitsformen santa/sendida und im Mittelhochdeutschen senden mit den Vergangenheitsformen sante/sande/sente sowie den Partizip II-Formen gesant/gesendet. Man kann also nicht sagen, dass die Vergangenheitsformen auf a älter seien als die auf e, und eine stilistische Höherbewertung aus der Tiefe der Geschichte begründen, wie es z.B. bei hieb (ältere Form) und haute (neuere Form) der Fall ist. Wenn es eine stilistische Aufwertung gibt, dann beruht sie eher auf der formalen Nähe der Formen mit Vokalwechsel (senden - sandte, wenden - wandte) zu den in den meisten Fällen älteren und höher bewerteten starken Verben.

Diese sehr verkürzte kleine Wortgeschichte basiert auf den ausführlichen Artikeln senden und wenden aus dem "Deutschen Wörterbuch" von Wilhelm und Jacob Grimm, 1905, Band 16, Spalte 573.

Unterschiede im Gebrauch?

Für das Senden von Radio- oder Fernsehprogrammen und für das Wenden (i.S.v. 'umdrehen') eines Gegenstandes scheint der Gebrauch der Präteritum- und Partip II-Formen mit e (sendete - gesendet, wendete - gewendet) gefestigt. Im Deutschen Referenzkorpus (DeReKo) finden sich keine Beispiele, in denen für das Wenden von Mänteln oder Kleidern gewandt gebraucht wird, und nur sehr vereinzelt werden Radio- oder Fernsehprogramme gesandt.

Mit Horaces Messer wendete er die Stücke, ließ sie von der Gegenseite kurz durchbraten. (Lenz, Siegfried: Duell mit dem Schatten. Erstv. 1953. In: Werkausgabe in Einzelbänden, Bd. 2. Hamburg, 1996, S.321)
Aus alter Kleidung wurden neue Kleidchen, Stoffe wurden gewendet, damit die abgenutzte oder unansehnliche Seite nach innen verschwand. (Rhein-Zeitung, 09.05.2015, S. 6)
Am 13. Mai jedoch war es soweit. "Radio Überleben" sendete von der oberen Plattform des Wilhelmshavener Rathausturmes, als die Staatsgewalt das Programm abrupt beendete. (die tageszeitung, 27.06.1992, S. 36)
Wie das am Neuen Markt notierte Medienunternehmen am Mittwoch in München mitteilte, werden insgesamt 52 Episoden von jeweils zwölf Minuten im privaten oder öffentlich-rechtlichen Programm gesendet. (Die Welt, 14.06.2001, S. 15)
Das Programm ist in vierstündige Einheiten eingeteilt, alle zwei Stunden werden 30 Minuten Nachrichten und Hintergrundberichte gesandt. (Die Presse, 28.12.1993; "Und jetzt kommt Ohrenbär")

So weit, so gut. Die Reportage über den neuen Außenminister wird also ganz klar "gesendet" und nicht "gesandt". Aber wird der Minister von der Kanzlerin nach Washington "gesendet", oder wird er "gesandt"? Und was ist mit dem Brief oder der Mail, werden sie "gesendet" oder "gesandt"? Der Schneider hat zwar den Mantel und der Grillmeister das Fleisch "gewendet" und nicht "gewandt", aber "wendeten" oder "wandten" sie sich dann wegen der Bezahlung an den Kunden?

Da die Verhältnisse für beide Verben unterschiedlich sind, werden senden und wenden jetzt gesondert dargestellt.

senden

"im gebrauch der umgelauteten und nicht umgelauteten formen des perf. im nhd. [Neuhochdeutschen] ist keine feste gewohnheit zu beobachten, die formen werden im allgemeinen unterschiedslos verwendet; dem neueren sprachgefühl scheint sandte näher zu liegen als sendete."

So steht es schon im "Deutschen Wörterbuch" von Wilhelm und Jacob Grimm, 1905, Band 16, Spalte 573. Hat sich seit dieser Feststellung etwas am Sprachgebrauch geändert? Es ist eine Verwendung des Verbs hinzugekommen, die es zu der Zeit, als der Artikel verfasst wurde, noch nicht gab, nämlich senden als Bezeichnung für das Übertragen von Radio- und Fernsehbeiträgen. Wie eingangs bereits festgestellt, wird dafür senden - sendete - gesendet verwendet. Daraus aber zu schließen, dass dem jetzigen Sprachgebrauch sendete - gesendet statt sandte - gesandt näherliegt, wäre zu einfach.

Eine DeReKo-Recherche im März 2024 ergibt ein differenzierteres Bild. Wir recherchieren satzinterne Kombinationen von senden mit typischen Substantiven wie Brief, Mail, und Daten als Bezeichnungen für ältere und modernere Gegenstände, die man typischerweise sendet, einerseits und mit Boten [Bote im Akkusativ] und Vertreter als Bezeichnungen für Personen, die man typischerweise sendet, andererseits.

Belege Belege
Briefsendete40gesendet299
sandte713gesandt770
Mailsendete21gesendet645
sandte116gesandt222
Datensendete129gesendet1.861
sandte56gesandt196
Botensendete6gesendet3
sandte204gesandt73
Vertretersendete17gesendet39
sandte101gesandt201

Die Untersuchung zeigt, dass in den Korpora das Präteritum sandte bevorzugt gebraucht wird - außer bei Verbindungen mit Daten. Auch beim Partizip II wird ein Unterschied sichtbar: Während das Partizip II gesandt bevorzugt in Verbindung mit Personenbezeichnungen verwendet wird, benutzt man in Verbindung mit Mail oder Daten überwiegend gesendet. (Der Gebrauch von sandte - gesandt in Verbindung mit Personen wird im Übrigen auch durch die Personenbezeichnung der Gesandte gestützt.)

Im Bereich digitaler Medien kommt eher senden - sendete - gesendet zum Einsatz. In Bezug auf Radio- und Fernsehübertragungen sogar fast ausschließlich. Für das Entsenden von Personen wird dagegen eher sandte - gesandt verwendet.

Letzteres liegt vielleicht im Gefühl begründet, sandte - gesandt seien die älteren (weil sie ein wenig aussehen wie starke Verben) und daher die stilistisch höheren Formen. Thomas Mann gebrauchte zum Beispiel nur sandte - gesandt. Allerdings bevorzugte Goethe sendete - gesendet.

sendete - gesendet
Wenn er in deren Gesellschaft bis tief in die Natur verweilte, saß indessen sein Sekretär zu Hause und schmiedete die heißesten Liebesbriefe; darunter wählte der Graf und sendete noch gleich zur Nachtzeit das Blatt an seine Geliebte, welche sich denn doch wohl daran von dem unverwüstlichen Feuer ihres leidenshaftlichen Anbeters überzeugen mußte.
[Goethe: "Dichtung und Wahrheit", Hamburger Ausgabe, Band 9, S. 559]
In der sehr finstern Nacht erwartete man nunmehr, da man die Stelle recht gut kannte, wohin unsere Truppen gesendet waren, Angriff und Widerstand sollten durch ein lebhaftes Feuer ein bedeutendes Schauspiel geben. [Goethe: "Belagerung von Mainz", Hamburger Ausgabe, Band 10, S. 372]
Ungarn kehrte nach einem Jahr Pause zurück und sendete den Sieger des „Fonogram“-Musikpreises, der am 24. Februar 2007 ausgetragen wurde, nach Helsinki.
[http://de.wikipedia.org/wiki/Eurovision_Song_Contest_2007]
In den nächsten knapp vier Jahren sendete das Uniradio, technisch und personell von den Hochschulen in Berlin und Potsdam gut ausgestattet, von Montag bis Freitag von 17 bis 18 Uhr.
[Berliner Zeitung, 19.01.2006, S. 38]
Wer mitmacht, bekommt zwei Wochen lang jeden Tag zu unterschiedlichen Uhrzeiten kurze Videosequenzen, Telefonanrufe, SMS-Kurzmitteilungen und Bilder auf das Handy gesendet, aus denen sich am Ende die komplette Geschichte zusammensetzt.
[dpa, 22.07.2006; «Song für C»: Ein Krimi für Handys feiert Uraufführung Von Cordula Dieckmann]
sandte - gesandt
Wendell Kretzschmar sandte von Lübeck ein Glückwunschtelegramm, das während des Mittagsmahls im Buchelhause eintraf. [T. Mann: Doktor Faustus, (1. Buchausg. 1947), In: [Gesammelte Werke in zwölf Bänden mit einem Ergänzungsband], Bd. 6. - Frankfurt a.M.: S. Fischer Verlag, 1960, S. 247]
"Weil der Vater mich zu ihnen gesandt hat, daß ich sie grüße und bei ihnen nach dem Rechten sehe".
[T. Mann: Joseph und seine Brüder, (1. Buchausgaben 1933-1943), In: [Gesammelte Werke in zwölf Bänden mit einem Ergänzungsband], Bd. 4/5. - Frankfurt a.M.: S. Fischer Verlag, 1960, S. 537]
Außerdem sandte die Post Briefe mit dem alten Straßennamen zurück an den Absender, Vermerk: "Empfänger nicht auffindbar"
[Berliner Zeitung, 01.03.2006, S. 25]
Unterdessen sandte Benedikt Vertreter nach Pisa, die dort am 14. Juni eintrafen, die aber, wie zuvor Johannes von Riga, auf heftigen verbalen Widerstand trafen.
[http://de.wikipedia.org/wiki/Konzil_von_Pisa]
Die Regierung sandte Soldaten zur Reparatur von Straßen und Brücken.
[Berliner Zeitung, 07.01.2006, S. 1]
Wir haben Mails und Faxe an sein Büro gesandt, bitte vergessen Sie die Frauen nicht, aber keine Reaktion.
[die tageszeitung, 16.10.2001, S. 6]

wenden

Zumindest in der geschriebenen Sprache kommt wandte deutlich häufiger vor als wendete (DeReKo: 197.592 zu 40.452). Aber gibt es vielleicht situative Differenzierungen?

1. Es gibt einige Verwendungen von wenden, für die im Präteritum oder im Partizip II nur die Formen wendete - gewendet gebräuchlich sind:

  • Wenn etwas wenden i.S.v. ' etwas umdrehen' gebraucht wird:
Neulich ertappte ich mich dabei, wie ich minutenlang einen vertrockneten Zigarettenfilter in der Hand wendete. (Berliner Zeitung, 20.03.2003, S. 26)
Körper beginnen zu vibrieren, ohne sich zu bewegen, Hände und Arme bleiben verschränkt, auch wenn die Körper noch so sehr angegriffen werden, Krimskrams wird von einer Jackentasche in die andere gesteckt, Kleider gewendet und gelüftet, und in komischer Melancholie sucht Meg Stuart sie auf Haken zu deponieren. (alzburger Nachrichten, 29.07.1994; Aus der Großstadt New York)
  • Wenn etwas wenden i.S.v. 'etwas die Richtung wechseln lassen' gebraucht wird:
Der Fahrer des Pkw flüchtete dabei entgegen der Fahrtrichtung auf die Autobahn, wendete den Wagen und fuhr erneut als Geisterfahrer über die Autobahnauffahrt zurück. (Berliner Zeitung, 24.04.2001, S. 17)
  • Wenn wenden i.S.v. 'die Richtung wechseln' verwendet wird:
Als der Airbus A320 der französischen Fluggesellschaft Air France Europe mit 167 Passagieren an Bord am Ende der Landebahn von Perpignan-Rivesaltes wendete, rasten die Maskierten mit zwei Lieferwagen auf das Flugzeug zu und zwangen den Piloten zum Stopp. (Salzburger Nachrichten, 16.08.1996; Airbus nach Landung ausgeraubt)
  • Wenn sich wenden i.S.v. 'einen anderen Verlauf nehmen' gebraucht wird:
Als die 2 200 Zuschauer schon zu murren begannen, wendete sich dann doch noch die Partie. (Berliner Zeitung, 07.01.1999, S. 34)
Vielleicht hätte sich das Spiel noch gewendet, wenn Ken Quinney beim Stand von 0:2 das leere Tor getroffen hätte. (Frankfurter Rundschau, 29.11.1999, S. 31)
  • Wenn etwas wenden i.S.v. 'den Verlauf von etwas (eines Ereignisses) ändern' gebraucht wird:
Angesichts der drohenden Pleite riss sich die Mannschaft aber zusammen und wendete die Partie. (Berliner Zeitung, 26.01.2004, S. 32)
Andre Agassi wendete das Schicksal. (Tiroler Tageszeitung, 07.06.1999)

Für alle diese Fälle finden sich keine Korpusbelege, in denen wandte gebraucht wird.

2. Daneben gibt es Kontexte, in denen beide Präteritum- und Partizip II-Formen belegt sind, wobei die Belege mit wendete - gewendet deutlich überwiegen:

  • Belege mit wandte - gewandt finden sich vornehmlich in den Wendungen sich zum Guten, zum Besseren, zum ... wenden und das Blatt wendet sich. Allerdings überwiegen auch dort die Belege mit wendete - gewendet bei weitem. (27 Belege für wendete sich zum Guten und nur 8 für wandte sich zum Guten; 394 Belege für das Blatt wendete sich gegenüber 5 Belege für das Blatt wandte sich)
Erst als die USA unter Bill Clinton sich auf dem Balkan zu engagieren begannen, wendete sich das Blatt. (die tageszeitung, 02.12.2004, S. 5)
"Zwar hat sich im Land manches entwickelt und zum Besseren gewendet, aber wir können immer noch viel Hilfe zur Selbsthilfe leisten", zieht Elisabeth Höller die Bilanz ihrer Reise. (Mannheimer Morgen, 26.11.2003)
Erst unter Gorbatschow, im Zeichen der Glasnost, wandte sich das Blatt. (Die Zeit, 13.10.2000, S. 36)
Der Luftraumnutzer selbst aber erlebt täglich, daß sich rein gar nichts bis zum Tage zum Besseren gewandt hat. (Frankfurter Allgemeine, 1993)

3. In allen anderen Verwendungen von wenden findet man Belege mit beiden Formen, wobei aber diesmal die Belege mit wandte - gewandt in der Überzahl sind:

  • So z.B. wenn wenden i.S.v. 'in eine andere Richtung bewegen' bezogen wird auf eigene Körperteile o.Ä. (25 Belege für wendete den Kopf gegenüber 154 Belegen für wandte den Kopf):
Sie mußte seine Blicke gespürt haben, denn plötzlich wandte sie den Kopf und schaute ihm direkt in die Augen. (Mannheimer Morgen, 30.08.2002)
Doch plötzlich wendete sie den Kopf und blickte direkt zu dem Jäger. (Frankfurter Allgemeine, 03.03.2001)
  • Wenn sich wenden i.S.v. 'die eigene Richtung wechseln' verwendet wird (1.874 Belege mit wandte sich zu(r)/nach gegenüber 252 mit wendete sich zu(r)/nach):
Er stand auf, trank seinen Kaffee aus und wandte sich nach rechts (zufällig die Richtung, die von dem Gespenst wegführte), um über den Flur ins Bad zu gehen. (Mannheimer Morgen, 30.11.2002)
Und er selbst wandte sich zur Tür. (Die ZEIT, 05.12.2022, S. 16)
Er schrieb ans Mainzer Postamt und wendete sich nach Bonn. (Rhein-Zeitung, 01.02.1996)
Jetzt hob er mit verlegenem Lächeln den Kopf und wendete sich zu Luther hin. (Neue Zürcher Zeitung, 01.11.2003, S. 67)
  • Wenn sich an jemanden/gegen jemanden/etwas wenden i.S.v. 'sich an jemanden oder gegen jemanden bzw. etwas richten' gebraucht wird (12.668 Belege für wandte sich an gegenüber 519 für wendete sich an):
Diese Veranstaltungen wandten sich vornehmlich an Mitglieder der jüdischen Gemeinde. (die tageszeitung, 27.06.1990, S. 17)
Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi wandte sich am Freitag allerdings scharf gegen die Vorschläge von Senat und Beamtenbund. (Berliner Zeitung, 26.10.2002, S. 21)
"Die ersten Bürger haben sich schon an uns gewandt", sagte der BUND-Verkehrsexperte Martin Schlegel der Berliner Zeitung. (Berliner Zeitung, 17.11.2004, S. 24)
Der Demo-Aufruf wendete sich ausdrücklich auch an Männer. (die tageszeitung, 07.03.2005, S. 21)
Doch die öffentliche Meinung wendete sich gegen die Ankläger. (Berliner Zeitung, 19.06.2003, S. 8)
Es sei absurd, "ausgerechnet einer Bundesregierung, die sich mit allen Mitteln und bis an die Grenze des politisch Möglichen gegen einen Irakkrieg gewendet hat", politische Kriegstreiberei vorzuwerfen. (die tageszeitung, 25.03.2003, S. 21)

Die Adjektivverwendung des Partizips II gewandt (Der Junge ist gewandt. Er ist ein gewandter Redner.) bedeutet "agil, geschickt, gut". Dagegen ist ein gewendeter Politiker ein Politiker, der seine Meinung verändert hat, und ein gewendeter Mantel ein Mantel, dessen Innenseite nach außen gedreht wurde.

Zusammenfassend kann man feststellen, dass wandte - gewandt in der geschriebenen Sprache häufiger vorkommt als wendete - gewendet.

Es gibt aber einige Kontexte, in denen im modernen Sprachgebrauch ausschließlich wendete - gewendet zum Einsatz kommt: Wenn ausgesagt wird, dass jemand oder etwas die Richtung wechselt (der Wagen wendet) oder wenn die Richtung von etwas gewechselt wird (den Wagen wenden); wenn etwas umgedreht wird (das Fleisch wenden), oder wenn sich der Verlauf von etwas ändert oder geändert wird (die Partie wendet sich, die Partie wenden).

In allen anderen Fällen sind beide Formen üblich.

Zu Verben, die mit wenden gebildet werden, siehe auch: § 2 kann erst angewendet werden, wenn § 1 angewandt worden ist — Variation in der Flexion.

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Autor(en)
Jacqueline Kubczak
Bearbeiter
Roman Schneider
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