Subjunktoren in anderen Klassifikationen

Die hier als Subjunktoren klassifizierten Einheiten machen den größten Teil der Einheiten aus, die traditionell als "subordinierende Konjunktionen" bezeichnet werden. Wir fassen hier jedoch die Kriterien für Subjunktoren schärfer, als dies in den Grammatiken bislang geschehen ist und unterscheiden bei den subordinierenden Konjunktionen die Subjunktoren von den postponierend-subordinierenden Konjunktionen, den Postponierern. Die Gründe dafür sind syntaktischer Art. Die Postponierer weisen gegenüber den Subjunktoren Beschränkungen in der Topologie und der Fokus-Hintergrund-Gliederung der durch sie hergestellten Satzverknüpfungen auf. Sie können zusammen mit dem von ihnen subordinierten Verbletztsatz im Unterschied zu den Subjunktoren keine Konstituente des übergeordneten Satzes bilden, d.h. sie können das von ihnen subordinierte Konnekt nicht in den übergeordneten Satz einbetten. Folglich kann ein Postponierer zusammen mit dem unmittelbar folgenden Konnekt im Unterschied zu Subjunktoren nicht das Vorfeld des anderen Konnekts bilden:

Du solltest besser einen Schirm mitnehmen, da es Regen geben wird.
Da es Regen geben wird, solltest du besser einen Schirm mitnehmen.
Es wird bald Regen geben, sodass du besser einen Schirm mitnimmst.
*Sodass du besser einen Schirm mitnimmst, wird es bald Regen geben.

Des Weiteren haben wir aus der Menge der subordinierenden Konjunktionen die Konjunktionen dass und ob ausgegliedert. Der Grund ist, dass sie in den ausgesonderten Verwendungen das für Konnektoren angesetzte Kriterium der semantischen Zweistelligkeit nicht erfüllen. In speziellen, in ihrer Position eingeschränkten Verwendungen behandeln wir allerdings dass als Postponierer und kausales dass als Einzelgänger:

Postponierer dass: Bienkopp knallt die Tür zu, dass die Kate zittert.
[MK1, Strittmatter, Ole Bienkopps]
Einzelgänger kausales dass: Bist du krank, dass du so blass bist?

In manchen Arbeiten zur generativen Grammatik werden Subjunktoren, wie schon Jespersen (1924, S. 89) vorschlug, konstituentenkategoriell als Präpositionen behandelt (s. u.a. Steinitz 1969, S. 98, Steube 1987, Haftka 1988, S. 123ff. und Zimmermann 1991, S. 114). Diese Klassifikation ist, anders als die hier entwickelte, eine, die sich an Analogien von Präpositionalgruppen und Subjunktorsätzen bezüglich ihrer syntaktischen Funktionen orientiert. Sie basiert dabei auf der Annahme, dass es wie bei den Verben Einheiten gibt, die für Nominalgruppen und Sätze als Kokonstituenten in der gleichen syntaktischen Funktion subkategorisiert sind (wie z.B. seit oder während). Dabei wird wie bei den Verben davon ausgegangen, dass es neben diesen Einheiten sowohl solche gibt, die nur eine Nominalgruppe als Kokonstituente haben können (die "reinen" Präpositionen, wie in oder über), als auch solche, die nur Sätze als Kokonstituente haben können (eben die Subjunktoren in unserem Sinne). Während also bei uns wie in den traditionellen Grammatiken die Art der Kokonstituente der betreffenden Einheiten anders als bei den Verben als konstituentenkategoriell relevant angesehen wird, wird bei dem beschriebenen Ansatz die Art der Kokonstituente nur als für die jeweilige lexikalische Einheit subkategorisierungsrelevant betrachtet. Es ist für uns eine offene Frage, ob man mit der Klassifikation von Subjunktoren etwas gewinnt, das über die funktitionalen Analogien hinausgeht. Mit Pittner 1996 (S. 40ff. und S. 151ff.) machen wir gegen eine Subsumierung der Subjunktoren (die auch "adverbiale Konjunktionen" genannt werden) unter die Präpositionen geltend, dass Subjunktorgruppen andere Stellungsregularitäten aufweisen als Präpositionalgruppen. Während Erstere häufig im Nachfeld auftreten, treten Letztere normalerweise dort nicht auf. Vgl. Ich bin gegangen, weil ich Kopfschmerzen hatte. vs. *Ich bin gegangen wegen meiner Kopfschmerzen. vs. Ich bin wegen meiner Kopfschmerzen gegangen. Außerdem gibt Pittner zu bedenken, dass das Phänomen der Subordination als kategorienrelevantes Merkmal nicht verschenkt werden sollte (ibid., S. 152). Dieses stellt durch die Forderung nach Verbletztstellung in der Kokonstituente der Subjunktoren eine Gemeinsamkeit der Subjunktoren mit dass und ob her. Bezüglich der Wortgruppen, die durch Subjunktoren konstituiert werden, teilen wir die Auffassung von Pittner 1996 (S. 153): "Im Grunde liegt hier eine Mischkategorie aus PP und CP vor, so daß man von "präpositionalen CPs" sprechen könnte." (PP sind die Wortgruppen, die Präpositionen als Kopf haben, und CP sind die Wortgruppen, die dass und ob als Kopf haben.)

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