Postponierer
Die hier als Postponierer klassifizierten Konnektoren werden in Grammatiken im allgemeinen unter die subordinierenden Konjunktionen gerechnet. Wir fassen sie entgegen dem linguistischen Usus zu einer gesonderten syntaktischen Klasse zusammen, da sie sowohl Merkmale von Hauptsätze anschließenden Konnektoren (Konjunktoren) als auch von Subjunktoren aufweisen und zu einer nicht gerade kleinen Klasse zusammengefasst werden können.
Mit den Subjunktoren haben die Postponierer gemeinsam, dass sie den ihnen unmittelbar folgenden Satz subordinieren. Ihr internes Konnekt muss ein Verbletztsatz sein. Im Unterschied zu den Subjunktoren sind sie aber stellungsfest, indem sie unmittelbar vor ihrem internen Konnekt stehen und zusammen mit diesem nicht vor ihrem externen Konnekt stehen dürfen. Sie leisten also keine Einbettung ihres internen Konnekts in ihr externes Konnekt.
Zu den Postponierern gehören bis auf zumal und die mit wo- und wes- beginnenden Einheiten nur syntaktisch komplexe Konnektoren.
Terminologische Regelung
Wir nennen den auf einen Postponierer folgenden, also den zweiten Satz, internes oder subordiniertes Konnekt und das vorausgehende, also das erste Konnekt, externes oder übergeordnetes Konnekt. Der Postponierer bildet zusammen mit seinem internen Konnekt eine Phrase, die Postponiererphrase.
Beispiele
Wahrscheinlich wußte er nicht einmal, daß seine Frau viel zu eckige Knie hat, als daß sie kurze Kleider tragen könnte. (Böll 1963, 277)
Mit einem Anflug Unsicherheit in der Stimme forderte sie der Ordnungsbeamte auf, jeden Lärm nach 22.00 Uhr zu unterlassen, andernfalls reguläre Truppen in die Auseinandersetzung eingreifen müßten. (Die Zeit 28.3.1986, 49)
Die ältesten, Hubert, achtzehn, Margret, siebzehn, dürfen noch ein wenig aufbleiben, auf daß ihnen das Erwachsenengespräch zum Vorteil gereiche. (Böll 1963, 167)
Märtke muß sich zusammenhalten, daß sie vor den lächelnden Männern nicht aufschluchzt. (Strittmatter 1963, 292)
Es war fast wie beim alten Baron, nur daß die Trinkgelder ausblieben. (Strittmatter 1963, 212)
Hanna hat sich vielleicht zuviel versprochen, die Männer betreffend, wobei ich glaube, daß sie die Männer liebt. (Frisch 1957, 171)
Die Schulanfänger der Klasse 1a erscheinen ebenfalls um 8 Uhr, wogegen der Unterricht für die Schulanfänger der Klasse 1b erst um 8.15 Uhr beginnt. (Frankenpost, 11.09.1973, 11)
Merkmale für Postponierer
Wie für alle Konnektoren gelten auch für Postponierer die allgemeinen Merkmale für Konnektoren1 bis 5.
Merkmal 1 | Ein Konnektor ist nicht flektierbar. |
Merkmal 2 | Er vergibt keine Kasusmerkmale an seine syntaktische Umgebung. |
Merkmal 3 | Seine Bedeutung ist eine spezifische zweistellige Relation. |
Merkmal 4 | Die Relate der Bedeutung bezeichnen Sachverhalte. |
Merkmal 5 | Die Relate der Bedeutung müssen durch Sätze bezeichnet werden können. |
Dabei wird das allgemeine Konnektorenmerkmal 5 für Postponierer konkretisiert:
Eines der Argumente seiner Bedeutung wird entweder durch eine beliebige Satzstruktur oder einen indefinit-referierenden Anteil, eine W-Komponente des Konnektors, ausgedrückt, das andere durch einen Verbletztsatz. Die W-Komponente verlangt in ihrer syntaktischen Umgebung einen korreferenten Ausdruck, der das denotierte Argument der Bedeutung beschreibt. Durch die Referenzidentität dieses korreferenten Ausdrucks mit der W-Komponente fungiert der korreferente Ausdruck wie ein Konnekt des Konnektors.
Hinzu kommen zwei für Postponierer spezifische Merkmale.
Merkmal 6 | Der Postponierer steht unmittelbar vor seinem internen Konnekt und im Regelfall unmittelbar nach seinem externen, selten wird er zusammen mit seinem internen in das externe Konnekt eingeschoben. |
Merkmal 7 | Die Argumente seiner Bedeutung sind fokal. |
Literatur in Auswahl
Brandt 1990; Fabricius-Hansen 1992; Eissenhauer 1999; Günthner 2000; Holler-Feldhaus 2003.