Verbzweitsatz-Einbetter
In der Menge der Konnektoren gibt es eine Untermenge, die wie Subjunktoren zusammen mit dem ihnen folgenden Satz eine Konstituente eines anderen Satzes bilden. Die jeweils einen Satz in einen anderen einbetten, bei denen im Unterschied zu Subjunktoren der eingebettete Satz aber kein Verbletztsatz ist, sondern ein Verbzweitsatz.
Terminologische Regelungen
Wir nennen den auf einen Verbzweitsatz-Einbetter folgenden Satz, also sein internes Konnekt: eingebettetes Konnekt. Den Satz, in den dieses eingebettet wird, also sein externes Konnekt, nennen wir Rahmenkonnekt. Sämtliche Verbzweitsatz-Einbetter sind konditionale Konnektoren: Das eingebettete Konnekt bezeichnet eine Bedingung für die Faktizität eines Folgesachverhalts, der vom Rahmenkonnekt bezeichnet wird.
Beispiele
Der Honoratiorenparlamentarismus - angenommen, er könnte unter den heutigen Bedingungen einmal funktionieren - ist nämlich eine äußerst oligarchische Herrschaftsform, eine "Demokratie ohne das Volk" (Duverger). (Die Zeit 19.4.85, 37)
"Ich denke, ich kann den Patienten nicht festhalten. Aber gesetzt den Fall, es passiert etwas - und da kann was passieren, was mit der Krankheit ursprünglich gar nichts zu tun hat - dann bin ich der Arzt, der ihn zuletzt gesehen hat. (Die Zeit 25.4.86, 77)
Im vergangenen Jahr waren insgesamt 567 000 neue Ausbildungsverträge unterschrieben worden. Unterstellt, der Bund einigte sich mit den neuen Ländern zudem auf eine Neuauflage des überbetrieblichen Ausbildungsprogramms vom letzten Jahr, wäre sogar der ostdeutsche Lehrstellenmarkt relativ ausgeglichen. (Süddeutsche Zeitung 3.6.1995, 21)
Merkmale für Verbzweitsatz-Einbetter
Wie für alle Konnektoren gelten auch für Verbzweitsatz-Einbetter die allgemeinen Merkmale für Konnektoren 1 bis 4.
Merkmal 1 | Ein Konnektor ist nicht flektierbar. |
Merkmal 2 | Er vergibt keine Kasusmerkmale an seine syntaktische Umgebung. |
Merkmal 3 | Er drückt eine spezifische zweistellige semantische Relation aus. |
Merkmal 4 | Die Relate seiner Bedeutung sind Sachverhalte. |
Das allgemeine Merkmal 5 für Konnektoren - die Relate sind Sätze - ist für Verbzweitsatz-Einbetter zu präzisieren.
Merkmal 5 | Eines der Argumente seiner Bedeutung wird durch eine beliebige lautliche Realisierung einer Satzstruktur und das andere durch einen deklarativen Verbzweitsatz ausgedrückt. |
Hinzu kommen drei für Verbzweitsatz-Einbetter spezifische Merkmale.
Merkmal 6 | Der Verbzweitsatz-Einbetter bettet das ihm unmittelbar folgende Konnekt
in sein anderes Konnekt ein. |
Merkmal 7 | Er steht unmittelbar vor dem eingebetteten Konnekt. |
Merkmal 8 | Die Konnekte sind bevorzugt fokal. |
Die Verbzweitsatz-Einbetter haben gemeinsam, dass sie ihrer Form nach Perfektpartizipien von Verben sind. Die deverbale Natur macht sich in manchen Konstruktionen noch deutlicher bemerkbar, so in der Modifikation durch Adverbien (mal angenommen, das stimmt so) und in der Möglichkeit der syntaktisch selbständigen Verwendung vor dem Rahmenkonnekt:
Verbzweitsatz-Einbetter lassen sich somit synchron als kategoriale Zwitter erklären, die sowohl Eigenschaften von Konnektoren als auch solche von Prädikatsausdrücken haben.
Auch der scheinbare Verstoß gegen Merkmal 2 - keine Kasusrektion - in Beispielen wie dem folgenden kann diachron erklärt werden: Das Perfektpartizip ist hier auf dem Weg der Grammatikalisierung zur Postposition und nicht als Konnektor einzustufen.
Liste der Verbzweitsatz-Einbetter
Zu allen Verbzweitsatz-Einbettern gibt es eine konstruktionelle Variante mit dass, die als Subjunktoren zu klassifizieren sind.