Syntaktische Subklassifikation

Konnektoren lassen sich nach bestimmten gemeinsamen Merkmalen zu Klassen zusammenfassen. Syntaktisch werden traditionell etwa subordinierende Konjunktionen, koordinierende Konjunktionen und satzverknüpfende Pronominaladverbien unterschieden. Siehe exemplarisch die Klassenbezeichnungen bei Buscha 1989 und von Polenz 1988. Bei der semantischen Klassifikation werden Subklassen von Adverbialsätzen wie kausal, konditional, konzessiv, konsekutiv unterschieden.

Wir sehen als grundlegende Strukturierung des Bereichs der Konnektoren die Strukturierung nach syntaktischen Klassen an und versuchen, Gemeinsamkeiten und Unterschiede systematisch zu erfassen und zu beschreiben, die Konnektoren in ihrer Kombinatorik beim Aufbau komplexer Ausdrücke aufweisen. Dabei zeigt sich, dass die traditionellen Klassifikationen grobkörnig und unzureichend sind, da sie zum einen satzverknüpfende Adverbien meist nicht berücksichtigen, zum anderen keine sauber abgegrenzten Klassen bilden. Überdies sind die Klassenzuordnungen oft intuitiv und die Klassifikationskriterien nicht klar ersichtlich. Aus diesem Grunde weicht die hier präsentierte syntaktische Klassfikation mitunter von der Tradition ab.

Klassifikationskriterien

Wir machen die syntaktische Klassenbildungen von zwei Faktoren abhängig, nämlich

  • von den Stellungsmöglichkeiten der Konnektoren
  • von der Auswirkung des Konnektors auf die Form der Konnekte

Integrierbare und nichtintegrierbare Konnektoren

Eine erste Untergliederung des Konnektorenbereichs nach syntaktischen Gesichtspunkten lässt sich danach vornehmen, ob der Konnektor in einem seiner Konnekte auftreten kann oder nicht. Dies entspricht grob der traditionellen Unterscheidung von Adverbien und Partikeln auf der einen Seite und von Konjunktionen auf der anderen Seite.


Verwendungen, bei denen ein Konnektor im Vorfeld oder Mittelfeld seines Trägerkonnekts auftreten kann, nennen wir konnektintegriert. Tritt dagegen derselbe Konnektor nicht in einem seiner Konnekte auf, sondern zwischen seinen Konnekten, also in der Nullposition, verhält er sich wie eine koordinierende Konjunktion. Eine solche Verwendung nennen wir nichtkonnektintegriert.



konnektintegrierte
Verwendung
Konnektor
im Vor- oder Mittelfeld
Wale leben wie Fische im Wasser, jedoch sind sie Säugetiere.
Wale leben wie Fische im Wasser, sie sind jedoch Säugetiere.

nichtkonnektintegrierte
Verwendung
Konnektor
in Nullposition
Wale leben wie Fische im Wasser, jedoch sie sind Säugetiere.


Neben den Konnektoren, die sowohl konnektintegriert als auch nichtkonnektintegriert verwendet werden können, gibt es eine große Gruppe von Konnektoren, die nur konnektintegriert verwendet werden können.

Ich kann diese Arbeit nicht übernehmen. Ich fühle mich krank, auch habe ich keine Lust dazu.
Ich kann diese Arbeit nicht übernehmen. Ich fühle mich krank, ich habe auch keine Lust dazu.
Ich kann diese Arbeit nicht übernehmen. Ich fühle mich krank, *auch ich habe keine Lust dazu.

Wir nennen solche Konnektoren, die sowohl konnektintegriert als auch nichtkonnektintegriert verwendet werden können, ebenso wie die Konnektoren, die nur konnektintegriert verwendet werden können, konnektintegrierbar oder Adverbkonnektoren. Siehe weiter Subklassifizierung der konnektintegierbaren Konnektoren. Den konnektintegrierbaren Konnektoren steht eine große Gruppe von nichtkonnektintegriert verwendbaren Konnektoren gegenüber, die nichtkonnektintegrierbaren Konnektoren. Diese Klasse entspricht im Wesentlichen den traditionellen Konjunktionen. Siehe weiter Subklassifikation der nichtkonnektintegrierbaren Konnektoren.


konnektintegrierbare
Konnektoren
sowohl konnektintegriert
als auch nichtkonnektintegriert
verwendbar
Wale leben wie Fische im Wasser, sie sind jedoch Säugetiere.
Wale leben wie Fische im Wasser, jedoch sie sind Säugetiere.
nur konnektintegriert verwendbarIch fühle mich krank, auch habe ich keine Lust dazu.
Ich fühle mich krank, ich habe auch keine Lust dazu.

nichtkonnektintegrierbare
Konnektoren
nur nichtkonnektintegriert verwendbarWir verschieben die Bergtour, weil Sturm angekündigt ist.
Es ist Sturm angekündigt, weshalb wir die Bergtour verschieben.
Ich fahre morgen, vorausgesetzt es schneit nicht.
Die Sonne scheint, und du sitzt vor dem Fernseher!


Mit Hilfe dieser Kriterien ergeben sich insgesamt sieben syntaktische Konnektorenklassen. Die Kriterien, die die einzelnen Klassen definieren, sollen für die jeweilige Klasse besagen, dass ein Konnektor kein zum Kriterium alternatives Verhalten aufweisen darf. Wenn etwa für Subjunktoren ein Kriterium lautet: 'Konnektor steht unmittelbar vor seinem internen Konnekt', darf der Konnektor nur an dieser angegebenen Stelle stehen. Die Namen der von uns aufgestellten syntaktischen Klassen betrachten wir somit als Kürzel für die systematischen Züge in den Gebrauchsbedingungen eines Konnektors der jeweiligen Klasse.

Die Einheiten, die zwar die Konnektorenmerkmale 1 bis 5, aber nicht vollständig die Kriteriensätze einer der genannten syntaktischen Klassen erfüllen, haben wir als Einzelgänger beschrieben. Siehe Syntaktische Konnektorenklassen. Sie einer syntaktischen Klasse zuordnen zu wollen, würde wegen der Notwendigkeit, die Abweichungen von den Klassenkriterien im Lexikon anzugeben, keinen Beschreibungsvorteil bieten.

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Autor(en)
Eva Breindl
Bearbeiter
Elke Donalies
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